
17. Jahrestreffen des Netzwerks Joint Future: Resilienz im Fokus
Rund 60 Personen kamen am 12. September 2025 im Kirchgemeindehaus in Konolfingen zum 17. Jahrestreffen des Netzwerks Joint Future zusammen. Im Zentrum stand der Dank an alle Freiwilligen, die sich Jahr für Jahr unermüdlich für Geflüchtete und ihre Rechte einsetzen.
Unter dem Titel «Die Lage ist aussichtslos – also hoffen wir und kämpfen zuversichtlich für bessere Zeiten!» stand das Thema «Resilienz» im Fokus, eine Ermutigung für Engagierte im Asylbereich.
Phänomene wie Stress, Burnout und psychische Erkrankung stellen ein gesamtgesellschaftliches Problem dar. Studien zeigen aber, dass Menschen in sozialen Tätigkeiten durchaus gefährdeter sind, selbst Symptome zu entwickeln. Die Arbeit mit geflüchteten Menschen kann sehr kräftezehrend sein., Konfrontation mit persönlichen Schicksalen, verschiedenen Formen von Gewalt und dem Gefühl der eigenen Machtlosigkeit sind an der Tagesordnung. Umso wichtiger ist eine gesunde Selbstfürsorge zur Stärkung der eigenen psychischen Gesundheit und zur Prävention psychischer Beeinträchtigungen.

Strategien zur Selbstfürsorge
Nicole Arn, Fachpsychologin für Psychotherapie und Supervisorin, war u.a. am Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer des Schweizerischen Roten Kreuzes tätig und ist Spezialistin in diesem Gebiet. Sie teilte ihr Fachwissen und ihre alltagstauglichen Tipps in einem Inputreferat.
Was einem gut tut, ist individuell. Wichtig ist deshalb, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und ernst zu nehmen. Dazu bedarf es der Stärkung einer achtsamen Haltung sich selbst gegenüber. Denn nur, wer seine Grenzen kennt, kann entsprechend und rechtzeitig reagieren.
Um in herausfordernden Situationen handlungsfähig zu bleiben, hat Nicole Arn mehrere selbsterprobte Bewältigungsstrategien vorgestellt. Von einfachen physischen Praktiken wie tiefer Bauchatmung in einer akuten Stresssituation bis zum Deponieren eines Notizblocks mit Stift auf dem Nachttisch, um nächtliche Grübeleien aufs Papier zu bringen oder sich ganz einfach Zeit verschaffen und Bedenkzeit einzufordern, statt immer sofort «Ja» zusagen, waren verschiedene «pfannenfertige» Techniken dabei.
Eine bewährte Strategie, um mit den Gefühlen von Ohnmacht und Machtlosigkeit umzugehen, ist die Wahrnehmung dieser Emotionen. In einem nächsten Schritt gilt es dann, einen Perspektivenwechsel zu vollziehen. Also anstatt nur das zu sehen, was nicht ist - und was sein sollte - das zu sehen, was im eigenen Einflussbereich liegt. Zum Beispiel schenke ich einer Person eine Stunde meiner Aufmerksamkeit, das ist besser und bewirkt mehr als gar keine Stunde.

Fachliches Inputreferat von Nicole Arn, Fachpsychologin für Psychotherapie und Supervisorin.
Austausch als Quelle der Kraft
Im Anschluss an die Präsentation bot sich den Teilnehmenden die Möglichkeit, das Gehörte in Gesprächsgruppen zu vertiefen und eigene Erfahrungen und Bewältigungsstrategien zu diskutieren. Die erprobten und besten Tipps wurden anschliessend im Plenum wieder allen zugänglich gemacht. So konnten am Ende des Tages alle Teilnehmenden gestärkt, hoffnungsvoll und mit einem Rucksack neuer Strategien den Heimweg antreten, um sich möglichst gut gewappnet den aktuell schwierigen Umständen und den noch bevorstehenden Herausforderungen zu stellen.

In den Gesprächsgruppen wurde der fachliche Input vertieft und Alltagserlebnisse ausgetauscht.
Die Teilnehmenden haben mehrfach betont, wie wichtig der Austausch mit anderen Menschen ist, die die herausfordernden Erlebnisse und Situationen mit Geflüchteten aus ihrem Alltag gut kennen. Eigene Erfahrungen und Bewältigungsstrategien zu teilen ist wertvoll. Dabei noch soziale Kontakte zu pflegen, wenn einem danach ist, ist eine bewährte Selbstfürsorge, die zum eigenen Wohlergehen beiträgt und präventiv wirken kann.
Rolf Hauenstein
Ein schöner Artikel über ein ergiebiges Treffen. Merci.
Corine von Wartburg
Vielen Dank für das Feedback.