Flucht und Asyl – Das Engagement der Kirche
Die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn setzen sich für verletzliche Menschen ein. Sie unterstützen Fach- und Beratungsstellen für Geflüchtete, begleiten abgewiesene Asylsuchende und Sans-Papiers und engagieren sich in der von den drei Landeskirchen und den jüdischen Gemeinden getragenen interreligiösen Seelsorge.
Eine Stimme für besonders verletzliche Menschen
Die Kirche erhebt gegenüber Staat und Gesellschaft ihre Stimme, um Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen. Verpflichtet durch die biblische Botschaft, erinnert sie den Staat daran, die Menschen- und Grundrechte zu achten. Ihr Wächteramt versteht sie als unterstützenden Beitrag für Staat und Gesellschaft, auch in Migrationsfragen. Besonders im Fokus stehen jene, die schon seit Jahren in der Nothilfe leben oder als Sans-Papiers ohne rechtlichen Schutz sind. Die Reformierten Kirchen rufen zu Empathie und Solidarität mit diesen besonders verletzlichen Menschen auf.
Sieben migrationspolitische Grundsätze
Unterstützung von Fach- und Beratungsstellen
Die Reformierten Kirchen unterstützen verschiedene Fach- und Beratungsstellen, die geflüchtete und migrierte Menschen in juristischen und alltäglichen Fragen begleiten und ihnen zu ihren Rechten verhelfen. Sie bieten Fachpersonen und freiwillig Engagierten Schulungen und Informationsmaterial an, um deren Arbeit zu stärken.
Abgewiesene Asylsuchende und Sans-Papiers, die in Administrativ- oder Ausschaffungshaft sind, erhalten Unterstützung durch die Kirchliche Anlaufstelle Zwangsmassnahmen (KAZ).
Seelsorge über Konfessionsgrenzen hinaus
Die Reformierten Kirchen engagieren sich in der interreligiösen Asylseelsorge und finanzieren den Seelsorgedienst in Bundesasyl- und Rückkehrzentren mit. Seelsorgende begleiten die Asylsuchenden im Alltag, stehen ihnen in Krisen zur Seite und helfen ihnen, ihre religiösen Ressourcen zu nutzen. Dabei setzen sie sich auch für die Rechte der Schutzsuchenden ein.
Die Ultima Ratio: Kirchenasyl
Wo die Kirche Menschen an Leib und Leben gefährdet sieht und alle legalen Mittel ausgeschöpft sind, kann das Kirchenasyl als allerletztes Mittel legitim sein. Kirchenasyl ist heutzutage als «Widerstand im Rechtsstaat» im Sinne eines Appells an die staatlichen Behörden zu verstehen, in einem konkreten Fall ihre Entscheide noch einmal zu überprüfen.
Häufige Fragen
- Die Kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen KKF berät und vernetzt Akteure im Asylbereich, bietet Bildungs- und Informationsveranstaltungen an und unterstützt Freiwillige sowie Institutionen bei Fragen zu Verfahren, Integration und Betreuung.
- Die Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers VBBS bietet kostenlose und vertrauliche Beratungen für Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung an.
- Das Solidaritätsnetz Bern engagiert sich für die Rechte von Menschen ohne geregelten Aufenthalt und bietet kostenlose, vertrauliche Rechts- und Sozialberatungen an.
In Bern: Ökumenischer Mittagstisch für Asylsuchende mit Nothilfe und Sans-Papiers, Bern. Begegnungsort, Mittagessen und Sozialberatung. Jeden Donnerstag ab 11.30 Uhr (ausser Sommer- und Weihnachtsferien), Kirchgemeindehaus St. Marien, Wylerstrasse 26, 3014 Bern (Bus Nr. 20 bis Haltestelle «Wyleregg»)
Ökumenischer Mittagstisch für Asylsuchende mit Nothilfe und Sans-Papiers in Bern.
Spenden: IBAN CH20 0900 0000 1504 4814 4
Ökum. Verein Mittagstisch für Asylsuchende
Pfarrei St. Marien, Wylerstrasse 24-26, 3014 Bern
In Biel: Haus pour Bienne, Kontrollstrasse 22, bietet Angebote für abgewiesenen Asylsuchende und Sans-Papiers:
- Beratung von der Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers, alle 2 Wochen am Mittwoch 14:00-17:00 Uhr
- Gesundheitsberatung vom Schweizerischen Roten Kreuz, alle 2 Wochen am Mittwoch 14:00-17:00 Uhr
- Sprachkurse Deutsch und Französisch, wöchentlich. Für das gesamte Angebot Online Agenda.
In Burgdorf: Kariim Kaffee, Kornhausgasse 12, Burgdorf, im 2. Stock. Jeden Freitag, 12.30 - 17.30 Uhr, Kaffee, Tee, Essen, Spiele und Gespräche sowie Unterstützung bei persönlichen Anliegen.
weitere Informationen: Kaffee – Verein Kariim
Diese Angebote werden von den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn unterstützt.
Inhaftierte Personen erhalten bei Haftantritt die Möglichkeit, mit der KAZ Kontakt aufzunehmen und ihre Haftakten überprüfen zu lassen, um mögliche rechtliche Schritte einzuleiten.
Kirchliche Anlaufstelle Zwangsmassnahmen Kanton Bern (KAZ)
Postfach, 3001 Bern,
+41 31 332 00 50
thomaswenger [at] lawraine.ch (thomaswenger[at]lawraine[dot]ch)
Im Jahr 2024 waren im Kanton Bern 572 Personen während 12’465 Tagen in Vorbereitungs-, Ausschaffungs- oder Durchsetzungshaft. 158 Inhaftierte nahmen mit dem Anwalt der KAZ Kontakt auf. Der Anwalt machte 3 Besuche bei Gefangenen. Eine Freiwillige machte zudem fünf Besuche bei Frauen in Ausschaffungshaft.
Kirchenasyl sollte als letztes Mittel gewährt werden, wenn alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft sind und eine unmittelbare Gefahr für die Betroffenen besteht. Eine sorgfältige Prüfung durch im Asylrecht erfahrene Juristinnen und Juristen ist notwendig.
- Die Berner Rechtsberatungsstelle für Menschen in Not bietet kostenlose und unabhängige Rechtsberatung sowie Vertretung in den Bereichen Asylrecht, Sozialhilferecht und Schutz vor rassistischer Diskriminierung für armutsbetroffene Personen im Kanton Bern an.
- Die Rechtsberatungsstelle für Asylsuchende Solothurn bietet Personen aus dem Kanton Solothurn kostenlose Beratung und Rechtsvertretung in asyl- und ausländerrechtlichen Fragen an. Im erweiterten Asylverfahren gewährleistet sie im Auftrag des Staatssekretariats für Migration (SEM) den Rechtsschutz.
- AsyLex bietet kostenlose rechtliche Beratung für Asylsuchende, insbesondere bei Asylverfahren, Härtefallgesuchen und Beschwerden gegen negative Entscheide. Zudem unterstützt die Organisation Asylsuchende in Verwaltungshaft, überprüft die Rechtmässigkeit der Inhaftierung und bietet gerichtliche Vertretung.