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Nicht über die Jugend reden – sondern ihr zuhören

Weniger Formalitäten, mehr Freiräume, mehr Mut zum Risiko! So lässt sich die Gesprächssynode Jugend auf den Punkt bringen.

Von Markus Dütschler / Fotos: Christoph Knoch

«Beschissen früh» beginne der Sonntagsgottesdienst. Dies sagt keiner der Teilnehmenden, sondern eine Schauspielerin. In kurzen Szenen thematisieren die Darsteller:innen auf der Bühne des Freien Gymnasiums Bern typische Situationen im Umgang von Verantwortungsträger:innen mit Jugendlichen.

«Be….en» früh, sogar noch früher als die Sonntagspredigt hat die Gesprächssynode Jugend begonnen. Einrücken ab 8 Uhr und das an einem Samstagmorgen. Etwa 70 Jugendliche und junge Erwachsene sind gekommen, dazu Fachleute aus den Gesamtkirchlichen Diensten und 115 Synodale.

Was für ein Theater!

Die Theaterszenen auf der Aula-Bühne bringen manche zum Schmunzeln. Da lädt ein Kirchgemeinderat Jugendliche zu einer Sitzung ein. Traktandum: Auftritt der Kirchgemeinde an der örtlichen Gewerbeausstellung. Einen Stand soll es geben, mit Prospekten und so, gäng wie gäng.

Die Jugendlichen sind gelangweiltecht jetzt? Sie fangen an zu spintisieren, entwickeln Ideen, überbieten sich in Kreativität. Das Ratsmitglied ist überfordert. Man werde den Auftritt diesmal wie üblich durchziehe, kündigt er an. Nächstes Jahr sehe man dann weiter. «Ich werde eure Anliegen in den Rat tragen.» Die Jungen ahnen, dass sie nie mehr etwas hören werden. «Zum Schiessen», sagt eine Synodale, aber so laufe es leider oft.

Workshops

«Junge» und «Alte» überlegen gemeinsam, wie starre Formen überwunden, Neues ausprobiert, Räume geöffnet und Verantwortung übertragen werden könnten. Wobei Räume wörtlich zu nehmen ist. «Daran fehlt es in Kirchgemeinden selten», sagt jemand. Man sollte Jugendlichen «einfach den Schlüssel in die Hand drücken und sehen, was passiert». Vertrauen schenken sei wichtig. 

Zuviel Orgel, zuviel Ballenberg, zu wenig Modernes, finden die Jungen. Einige Ältere räumen ein, dass sie die Kritik an Orgelmusik und Liturgien schmerze. «Ich liebe Traditionen», sagt eine Synodale. Die Frage sei doch, wie man sie auf eine gute Art lebendig halte. 

Ein Kirchgemeinderat hat es versucht mit modernen Formen. Da trat im Gottesdienst eine Band auf. Einige Junge waren da, auch viele Ältere. «Beim zweiten Mal blieben die Alten fern, und die Jungen blieben eine kleine Gruppe.» Man habe damit die treuen Gottesdienstbesucher:innen verscheucht.

Falsch abbiegen gehört dazu!

Neues ausprobieren sei das Gebot der Stunde, sagt dagegen eine Studentin. Andere Formate halt. Zum Beispiel eine Bike-Tour, auf der man ins Gespräch komme.

Ein angehender Theologe erinnert sich an ein Lager, das er organisierte - mit Kollektivbillett und allem Drum und Dran. «Dann haben wir den falschen Zug erwischt.» Tragisch sei das nicht gewesen: «Ich habe viel daraus gelernt.» Falsch abbiegen gehört also dazu. Wichtig ist, dass man das Ziel im Auge behält.

Ein anderer hofft, «dass solche Anlässe überflüssig werden». Er meint damit, dass das Reden mit Jungen statt dem Sprechen über sie zur Selbstverständlichkeit wird. Auch dort, wo Entscheidungen getroffen werden.

Kommentare

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Alain Philipona

05.11.2025

Jugendliche ernst nehmen und sie einladen, sich aktiv zu engagieren, respektvoll. Erwachsenen müssen nicht immer alles organisieren, befehlen, sondern Verantwortung delegieren und den Jugendlichen vermehrt zutrauen, dass sie auch auf ihren Art, fähig sind, etwas zu übernehmen und zur guten Ende zu bringen.
Jugendliche als Synodalen für die noch nicht besetzten Stellen in der Synode. Mut und Vertrauen zeigen, dass sie selber etwas auf diese Ebene erreichen können. Ebenfalls Synode, Synodalrat, usw. im KUW erklären thematisieren. Vielleicht sogar uns live auf die Empore in Bern als Gast?
Etwas vielmehr Wagen und Ausprobieren, auch wenn nicht immer klar ist, wie das Ganze aussehen wird.

Die Schlussworten von der Synodepräsidentin haben mir nicht alle überzeugt. Die Aussage "Ich weiss nicht ob etwas ändert...?" -nicht ganz wortwörtlich- haben mich perplex gemacht. Genau dies DARF ES NICHT PASSIEREN, SONDERN AUS DIE AUSSAGEN VON JUGENDLICHEN NICHT NUR REAGIEREN SONDERN AGIEREN UND NOCH JETZT UND NICHT IN EINIGEN JAHREN ODER SOGAR NIE, WAS NOCH SCHLIMMER WÄRE.

Wir allen in jeder Position müssen wir jetzt an die Arbeit. Ich war am Nachmittag in die Gruppe "Jugendssynode oder -session". Da haben wir im Gespräch den Beginn gefunden, etwas zu bewegen, auch mit Unterstützung des Rechtsdienstes insbesondere mit Christian Tappenbeck.
Anpacken und AUFBAUEN. Christian hat sogar, sich geäussert, dass einigen von uns in die Gruppe sich wirklich engagieren (auch bald in z.B. in eine Kommission) würden. Es ist wichtig! Spontan habe ich bejaht. Mal sehen, wie schnell unsere Kirche bereit ist, etwas in Bewegung zu setzen!