Portrait Reto Gmünder

Ein neuer Regionalpfarrer, reich an Erfahrung

Reto Gmünder ist seit bald einem Jahr als neuer Regionalpfarrer für den französischsprachigen Bezirk der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn tätig. Mit seiner reichen und vielfältigen Berufserfahrung begleitet und unterstützt er die Kirchgemeinden und die Pfarrerinnen und Pfarrer bei ihrer Tätigkeit.

Von Nathalie Ogi

Ich bin gewissermassen der TCS-Patrouillier, der im Pannenfall gerufen wird

Sein Vorgänger Marc Balz pflegte zu sagen, er übernehme die Rolle des «Öls im Getriebe der Kirchgemeinden. Reto Gmünder definiert sein Amt etwas anders. «Ich bin gewissermassen der TCS-Patrouillier, der im Pannenfall gerufen wird», scherzt der neue Regionalpfarrer, der anlässlich des Gottesdienstes der Bezirkssynode im vergangenen Juni in Porrentruy offiziell eingesetzt wurde. Reto Gmünder hat sieben Jahre als Pfarrer in der Kirchgemeinde Reconvilier (heute Teil der Kirchgemeinde Haute-Birse) gearbeitet. Er zögerte nicht lange, als Stelle des Regionalpfarrers frei wurde. «Ich sah eine Übereinstimmung zwischen den Kompetenzen und Interessen, die ich anbieten konnte, und der Stelle.» Man darf getrost sagen, dass der Regionalpfarrer seit seinem Theologiestudium an den Universitäten Lausanne und anschliessend Bern weit herumgekommen ist. Er lebte drei Jahre in Asien, hauptsächlich in Südindien, wo er christliche Theologieschulen besuchte. Nach einem Lernvikariat und einer ersten Pfarrstelle in der Waadt – dem Kanton, dem er aufgewachsen ist – begab er sich für DM (Dynamisch Austausch) mit seiner Familie für fünf Jahre nach Kamerun. Zurück in der Schweiz leitete er für kurze Zeit das evangelisch-reformierte Schweizer Hilfswerk «Brot für alle» (heute integriert in das HEKS – Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz). Er war Animator und Ausbildner in der französischen Kirchgemeinde Biel. Anschliessend betreute er die Schüleraustauschprogramme der «Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit» in Solothurn und arbeitete daneben bei Teleglise, einer christlichen Sendung, die im Bieler Lokalfernsehen Tele-Bielingue ausgestrahlt wird. Seit seinem Aufenthalt in Afrika ist der 59-jährige Pfarrer auch als Beratungsexperte tätig und profitiert dank dieser Aktivität von Fortbildungen in Projektmanagement, Organisationsführung und Coaching. Das alles sind Trümpfe, die er in seiner derzeitigen Funktion gewinnbringend einsetzen kann.

Reto Gmünder auf Reisen

Unterstützung der Kirchgemeinden

«Kirchgemeinden, Pfarrer und die Zentralen Dienste der Kirche bilden die Schnittstelle für sämtliche Personalfragen. Bei Stellenübergaben tritt der Regionalpfarrer unterstützend auf den Plan: Er ist Ansprech- und Begleitperson bei Austritten, Abwesenheiten, Ausbildungen, Krankheitsurlauben, Stellvertretungen oder bei der Anstellung eines Pfarrers», führt Reto Gmünder aus.

Zudem steht er auch den Kirchgemeinderät:innen zur Seite. Diese Gremien setzen sich aus Freiwilligen zusammen, die sich nicht zwingend mit HR-Fragen auskennen. Der Regionalpfarrer unterstützt die Kirchgemeinderäte dabei, das Pflichtenheft der Pfarrer auszuarbeiten. Nicht zuletzt vermittelt er bei allfälligen Konflikten oder Missverständnissen zwischen Kolleg:innen oder zwischen Kirchgemeinderat und Pfarrpersonen. «Es kann durchaus vorkommen, dass wir uns mit der Frage befassen, wer denn nun dafür verantwortlich ist, den Schnee zu räumen vor dem Kirchgemeindehaus, in dem sich auch die Pfarrwohnung befindet – soll das der Pfarrer übernehmen oder die Kirchgemeinde?»

Es ist eine Freude, Menschen zu treffen, Projektfortschritte zu sehen und sich mit der Vielfalt der Kirchgemeinden auseinanderzusetzen.

Der Regionalpfarrer legt viele Kilometer zurück, um in Kontakt zu bleiben mit seinen 30 Kolleg:innen im französischsprachigen Bezirk von Refbejuso. «Es ist eine Freude, Menschen zu treffen, Projektfortschritte zu sehen und sich mit der Vielfalt der Kirchgemeinden auseinanderzusetzen.» Reto Gmünder hat auch ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Kolleg:innen. Er ist in sozialen Netzwerken aktiv und hat kürzlich die «Predigt 2.0» ins Leben gerufen. In diesem Format verbreitet er in kurzen Videoreels christliche Botschaften. In einer Zeit, in der viele nach spiritueller Orientierung suchen, es aber nicht immer wagen, ihren Fuss über die Schwelle einer Kirche zu setzen oder eine Kirchgemeinde zu besuchen, nutzt er damit eine Möglichkeit, die Kirche ins Gespräch zu bringen.

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