Symbolbild Studierende

Studieren trotz Krieg: Wie «Students at Risk» jungen Menschen eine Zukunft gibt

Ein Projekt macht das scheinbar Unmögliche möglich: Students at Risk ermöglicht Studierenden aus Krisengebieten ein Studium in der Schweiz – trotz Krieg, Verfolgung oder Diskriminierung. Mit Unterstützung auch von Refbejuso wagen Amal* aus Gaza und Milan* aus einem autoritär geführten Land einen Neuanfang.

Von Sara ElBasbasi

Amal, eine junge Frau aus Gaza, konnte dank des Projekts im September 2025 ihr Masterstudium in Linguistik in der Schweiz beginnen. Der Weg hierher war kompliziert – mit Hürden bei der Ausreise und dem Visumsprozess. Unterstützung erhielt sie unter anderem vom Verein Alama in Genf. Amal will nach dem Studium zurückkehren: «Ich möchte den Menschen in Gaza eine Stimme geben – vor allem den Frauen und Mädchen», sagt sie. Texte über ihr Leben verfasst sie bereits heute auf Englisch.

Milan, der zweite ausgewählte Student in diesem Jahr, lebte unter der ständigen Bedrohung durch ein repressives Regime. Ein Doktoratsstudium im Heimatland war für ihn zu gefährlich. Nun konnte er dank Students at Risk im September 2025 sein Doktoratsstudium in der Schweiz aufnehmen.

Ich möchte den Menschen in Gaza eine Stimme geben – vor allem den Frauen und Mädchen.

Amal

Students at Risk

Das Projekt existiert seit 2012. Students at Risk finanziert Personen ein Stipendium, die aufgrund von äusseren Gegebenheiten wie Krieg, politischem Engagement oder sozialen Merkmalen wie Geschlecht, Herkunft oder sozialer Orientierung bedroht und von einem Studium ausgeschlossen werden. In der Schweiz wurde das Projekt 2022 vom Verband der Schweizer Studierendenschaft (VSS) lanciert. Im Fall von Amal zeigt sich laut Leonie Mugglin, Projektleiterin von Students at Risk Schweiz, wie wichtig externe Partnerschaften sind. «Students at Risk stellt primär die Finanzierung der Stipendien sicher und berät die ausgewählten Studierenden bei der Bewerbung für die Hochschule und beim Visumsgesuch», sagt sie. Denn die weitergehende engmaschige Begleitung könne das Projekt aufgrund der fehlenden Ressourcen nicht leisten. Ziel ist, bis Ende 2027 insgesamt acht Studierende bis zum Ende ihres Studiums zu unterstützen. 

Vorbild für Mädchen und Frauen

Ein wichtiges Kriterium für die Visumserteilung war für das SEM die gesicherte Rückreise nach Beendigung des Studiums. Die Studierenden müssen aufzeigen, wie sie das gewählte Studienfach in ihrem Herkunftsland einsetzen, um eine Anstellung zu finden. Das Projekt Students at Risk ist somit eindeutig vom Bereich Asyl und Flucht zu unterscheiden. Im besten Fall können sie zum Wiederaufbau einer kriegsversehrten Region beitragen. Genau das ist der Plan von Amal «Ich möchte auch ein Vorbild für Frauen und Mädchen sein», sagt sie. Ihnen wolle sie Mut machen, eigene Wege zu gehen und sich nicht von gesellschaftlichen Konventionen einschränken zu lassen. Nicht zuletzt will Amal Hoffnung erzeugen und einer Gesellschaft Perspektiven aufzeigen, sie daran erinnern, dass ihre Geschichten wichtig sind und ihre Stimmen es verdienen, gehört zu werden.

*Name geändert

Ich möchte auch ein Vorbild für Frauen und Mädchen sein.

Amal

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