«Kilchhöri» - Ein modernes Caring-Community-Projekt
Die Kirche (Kilch) steht in der Mitte, und der Radius einer Fuss-Wegstunde (höri) darum herum umfasst die Kirchgemeinde. Diese Art der Grenzziehung stammt aus dem Mittelalter. Sie inspirierte die Pfarrerin von Ferenbalm, einem neuzeitlichen Gemeinschaftsprojekt denselben Namen zu geben. Katrin Bardet ist Mitglied eines Teams, das sich seit 2022 dem Projekt «Kilchhöri» widmet.
Im Mittelalter und in der Neuzeit – das Ziel ist beide Male dasselbe: Eine Kilchhöri verbindet die Menschen. Die Projektidee ist aus der Praxis entstanden. Pfarrerin Katrin Bardet wurde immer wieder angefragt, ob sie jemanden kenne, der dies oder jenes wisse oder bei einem Vorhaben mithelfen könne. So entstand die Idee, das Netzwerk von kirchlichen und säkularen Organisationen und Personen in der näheren Umgebung sichtbar zu machen.
Wir wollten nichts Neues erfinden, sondern bestehende Angebote auf dem Gebiet der kantonsübergreifenden Kirchgemeinde Ferenbalm miteinander in Kontakt bringen.
An einem Strang
Die Kirchgemeinde Ferenbalm (BE / FR) ist eine echte Kilchhöri: Nebst der Berner Gemeinde gleichen Namens gehören die freiburgischen Orte Wallenbuch, Ulmiz, Ried, Agriswil, Büchslen und Gempenach zur Kirchgemeinde. Aufgrund der dezentralen und kantonsübergreifenden Struktur funktionieren die sozialen Angebote oft nur innerhalb einer kleinen Siedlungsgemeinschaft und nicht in einem grösseren regionalen Kontext. Um einen breiten Rückhalt für die Kilchhöri zu gewährleisten, wurden deshalb zuerst die politischen Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen Gemeinden kontaktiert. Denn alle im Gebiet der Kirchgemeinde lebenden Menschen sollen an der Kilchhöri teilhaben können, unabhängig von ihrer Kirchen- oder Religionszugehörigkeit.
Damit hat das Projekt das Profil einer sogenannten «Caring Community», einer sorgenden Gemeinschaft, in der man sich über die direkte Nachbarschaft hinaus kennt, einander um Unterstützung bitten und schneller Hilfe finden kann. Diese Projektidee stiess nicht nur bei den politischen Gemeinden auf positive Resonanz, sondern auch bei den beiden Kantonalkirchen, dem Synodalverband Bern-Jura-Solothurn sowie der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Freiburg.
Kilchhöri Video
Start des Kilchhöri Projektes am Visionssonntag 2023 in der reformierten Kirche Ferenbalm
Das Projekt kommt ins Rollen
Der offizielle Start von «Kilchhöri» erfolgte bei einem besonderen Gottesdienst in der Kirche Ferenbalm, am Visionssonntag im November 2023. Ein grosser Globus und eine Kugelbahn, die von den Teilnehmenden zusammengebaut wurde, visualisierten dabei die Ziele des Projekts. An diesem Tag wurde auch ein kurzer Videobeitrag gedreht, in dem verschiedene Gemeindeglieder ihr Engagement für und ihre Erwartungen ausdrücken.
Um das Interesse bei möglichst vielen Menschen zu wecken, hatte das Kernteam zuvor viele lokale Organisationen direkt kontaktiert. Rund 40 Vereine und Einzelpersonen sind inzwischen Mitglied bei «Kilchhöri». Samariter, Dorf- und Frauenvereine, der Ofenhaus-Verein, der Kirchenchor, eine Zithergruppe sowie Handwerker, Fahrerinnen und Multitalente aus diversen Bereichen gehören dazu. Eine anfängliche Skepsis gegenüber der Kirche als treibender Kraft für ein solches Netzwerk ist mittlerweile einem grossen Interesse am Mitmachen gewichen.
Dieses Projekt ist eine wichtige Ergänzung zu unserer heutigen Tätigkeit. Die sorgende Gemeinschaft gehört doch zur Kernaufgabe einer Kirchgemeinde.
Starthilfe und Projektbegleitung
Der Aufbau sorgender Gemeinschaften (Caring Communities) wird von den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn sowie von «Diakonie Schweiz» aktiv gefördert. Zudem wurde das Projekt «Kilchhöri» vom Erprobungsfonds von «Kirche in Bewegung» (KiB) mit einem namhaften Startbeitrag unterstützt. Dieser Fonds begleitet Projekte mit Modellcharakter, die alternative Formen kirchlicher Präsenz in der Gesellschaft ausprobieren und damit neue Zielgruppen zu erreichen versuchen.
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