
Interview zur Offenen Kirche Bern
Auch in Bern gibt es mit der Offenen Kirche Bern eine Institution, die Kirche als offenen Raum für Begegnung und Spiritualität lebt. Wir durften mit der Geschäftsleiterin Andrea Meier über Geschichte, Aktualität und Veranstaltungen der Offenen Kirche sprechen.
Was ist die Offene Kirche Bern und was zeichnet sie aus?
Die Offene Kirche Bern steht in Beziehung zur Stadt und ihrer Menschen, offen und zugänglich für alle. Sie möchte das was am Rand ist, in die Mitte holen. Menschen mit Suchterkrankung, Armutsbetroffene, Einsame, Menschen mit Fluchterfahrung können aktiv teilhaben und mitgestalten. Das vielfältige Kulturangebot ist aber so gestaltet, dass Touristen, Einheimische und alle Menschen in der «City» angesprochen sind und gemeinsam Anlässe erleben, die inspirieren und verbinden.
Begonnen hat die Offene Kirche zur Zeit der offenen Drogenszenen. Als Gläubige auf dem Weg zum Gottesdienst in der Heiliggeist-Kirche über Suchtkranke steigen mussten, beschloss eine Gruppe von Engagierten, etwas zu unternehmen. Eine erste Initiative war die Kirchensuppe, dank der Randständige in den Genuss einer warmen Mahlzeit kamen. Seither ist vieles dazu gekommen. Projekte an der Schnittstell von Zivilgesellschaft, Kultur und Spiritualität.
Als Gläubige auf dem Weg zum Gottesdienst in der Heiliggeist-Kirche über Suchtkranke steigen mussten, beschloss eine Gruppe von Engagierten, etwas zu unternehmen.
Welche Veranstaltungen im Herbst 2025 möchten Sie besonders hervorheben?
Das «Foodsave-Banquet» ist die Gelegenheit, um die Offene Kirche Bern zu spüren. Es findet dieses Jahr am 19. September statt: Ein Erntedank-Fest auf dem Bahnhofplatz, bei dem nicht nur alle eingeladen sind, sondern auch alle kommen. An der langen Tafel finden sich Menschen jeglicher Couleur ein und essen gemeinsam, was sonst im Abfall gelandet wäre. 2024 wurden rund 1000 fein zubereitete Menus genossen und damit 800kg Gemüse gerettet. Ein Festakt nicht nur für das gerettete Essen, sondern auch für die Wertschätzung der Arbeit, der Natur und des Genusses, der darin steckt.

Regelmässig gut besucht: Das Foodsave-Banquet um die Heiliggeist-Kirche.
2024 haben über 40`000 Menschen an Ihren Veranstaltungen teilgenommen. Was wird besonders nachgefragt?
Grundangebot und Dauerbrenner ist die Cafeteria. Jeden Tag bewirten Freiwillige Besuchende aus der Stadt, niederschwellig und entspannt. Wer einfach in schöner Atmosphäre einen Kaffee trinken, oder sich freiwillig und offen für Menschen einbringen möchte, ist dort am richtigen Ort. Rund ums Kafi stehen weitere Angebote bereit, zum Beispiel «GanzOhr», ein Gesprächsangebot für Alle.
Sehr gut besucht sind auch grössere Anlässe, wo sich viele Freiwillige miteinander engagieren. Das «Lichtermeer» erreicht mit ganz einfachen Mitteln Spiritualität und Gemeinsamkeit, indem wir gemeinsam an Heiligabend ein Lichter entzünden. Mitten in der Stadt und doch ganz still.

Andrea Meier
Andrea Meier ist katholische Theologin. Sie ist Co-Leiterin vom Fachzentrum Mensch und Gesellschaft der katholischen Kirche Region Bern und Geschäftsführerin der offenen Kirche Bern.
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