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Humor stärkt die Resilienz - im Gespräch mit ensa- Instruktorin Gisella Bächli

Für Gisella Bächli, langjährige Begleiterin von Menschen in herausfordernden Situationen, ist Humor ein «Schwimmgurt im Alltag und im Sturm des Lebens». Im Gespräch erzählt sie, wie Lachen Verbundenheit schafft, warum Humor die psychische Gesundheit stärkt und welche Rolle er auch im kirchlichen Umfeld spielt.

Von Caroline Rediger

Welche Rolle spielt Humor in deinem Alltag – beruflich wie privat?

Humor ist für mich lebensnotwendig. Er hilft mir, beruflich wie privat eine gute Distanz zu halten. Ich erlebe die Momente des Lachens als kurze Atempausen - und genau deshalb sind sie so wichtig. Humor haltet die Hoffnung lebendig! 

Humor verbindet. Er baut Brücken, schafft Vertrauen und Beziehung.

Wie wichtig ist Humor im Kontakt mit Menschen?

Humor verbindet. Er baut Brücken, schafft Vertrauen und Beziehung. Er ist nicht nur Lachen – aber unbedingt auch – und sorgt für eine entspannte Atmosphäre, in der vieles leichter fällt. Mit Menschen, mit denen man schon gelacht hat, lassen sich auch Konflikte einfacher angehen.

Was bedeutet Humor im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit?

Humor ist ein Grundbedürfnis, wie das Salz in der Suppe. Humor hilft, einen Schritt zurückzutreten, das Leben nicht nur todernst zu nehmen und das Absurde zu entdecken. Humor akzeptiert, dass das Leben widersprüchlich und manchmal unbegreiflich ist. Gerade in Krisen oder bei psychischen Erkrankungen kann Humor eine Ressource sein, die Resilienz stärkt und neue Perspektiven ermöglicht. Humor lässt sich jedoch nicht erzwingen – wie ein Schmetterling, den man mit offenen, freudigen Händen erwartet, bis er sich niederlässt.

Natürlich gibt es Situationen, in denen Humor nicht angebracht ist. Und manchmal musste ich trotzdem lachen.

Kann Humor auch unpassend sein?

Humor ist eine Grundhaltung der Liebe, und das Fundament ist Respekt. Er ist nicht zynisch, nicht abwertend, sondern liebevoll und wertschätzend. Natürlich gibt es Situationen, in denen er nicht angebracht ist. Und manchmal musste ich trotzdem lachen. Wenn die Beziehung stimmt, hat selbst das Platz. Wichtig ist: miteinander lachen – nicht übereinander.

Wie erlebst du Humor im kirchlichen Umfeld?

Johann Gutmann sagt es so treffend «Humor ist eine Gabe, ein Geschenk des Himmels und äusserst vielfältig. Für mich reiht sich Humor nahtlos in die Tugend Glaube, Liebe und Hoffnung ein. Mit diesen Tugenden können wir eine bessere Welt schaffen. Humor ist eine Einstellung und Haltung, eine Charaktereigenschaft und Stärke. Wer sich den Schwierigkeiten des Lebens mit Humor entgegenstellt, handelt in einer Form der Weisheit.» 

Ich möchte dazu beitragen, Selbst- und Fremdstigmatisierung abzubauen und Menschen Mut und Werkzeuge zu geben, andere in herausfordernden Situationen anzusprechen und zu begleiten.

Du bist als ensa-Kurs-Instruktorin tätig. Was motiviert dich dazu?

Es ist eine Herzensangelegenheit. Oft fehlten mir selbst die Worte, wenn eine psychische Erkrankung in meinem Umfeld sehr nah kam – trotz Fachwissen. Die ensa-Kurse vermitteln genau diese Worte und geben Hoffnung: Lebensqualität ist auch mit einer psychischen Krankheit möglich. Wiederherstellung hat viele Gesichter. Ich möchte dazu beitragen, Selbst- und Fremdstigmatisierung abzubauen und Menschen Mut und Werkzeuge zu geben, andere in herausfordernden Situationen anzusprechen und zu begleiten. Ensa-Kurse befähigen die Teilnehmenden, psychische Belastungen früh zu erkennen und anzusprechen.

Für wen eignen sich ensa-Kurse?

Für alle. Von Fachpersonen bis zu Menschen ohne Vorkenntnisse. Die Kurse vermitteln Grundlagen, sensibilisieren und geben Sicherheit im Umgang mit psychischer Gesundheit. Viele Teilnehmende sagen später, dass sie sich endlich gerüstet fühlen, Symptomatiken wahrzunehmen und ihre Beobachtungen auch anzusprechen.“

Gerade vor kurzem erhielt ich eine Mail einer ehemaligen Teilnehmerin, die nun eine Freundin begleiten kann. Solche Rückmeldungen zeigen mir, wie wertvoll diese Kurse sind. 

Was bringt dich selbst immer wieder zum Lachen?

Mein Mann. Er ist schwer krank und wir hätten und würden diese Zeit ohne gemeinsames Lachen nicht «gesund» überstehen. Wir lachen über vieles – Kleines, Absurdes, Belangloses und teilen Tränen der Freude und Trauer.

Und mit meinem Sohn habe ich einen Insider: Wenn wir in einer bedrückten Stimmung sind, suchen wir ein fätziges Lied und tanzen über die Umstände. Das ist meine Trotzmacht. Mir immer wieder den Schwimmgurt in Erinnerung rufen, sich Atempausen gönnen und aus dem Alltag ausbrechen.

Portrait Gisella Bächli
  • Workshop Katechetik

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