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Dossier —– ENSEMBLE 2016/5

Synodalrätin Claudia Hubacher ist Departe-

mentschefin Sozial-Diakonie. Dort sind

die neun kirchlichen regionalen Beratungs-

stellen «Ehe Partnerschaft Familie» im

deutschsprachigen Gebiet der Reformierten

Kirchen Bern-Jura-Solothurn angesiedelt.

Claudia Hubacher erklärt, warum dieses An-

gebot wichtig für die Reformierten Kirchen

ist und wo seine Grenzen liegen.

Interview von Adrian Hauser

Die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn

bieten Beratungen zu Ehe, Partnerschaft und

Familie an. Warum dieses Angebot?

Die Beratungen sind ein seelsorgerlich-diako-

nisches Angebot der Kirche. Denn die Kirche ist

seit jeher für Menschen da, die Rat, Schutz und

Trost suchen und brauchen. Es geht um Zwischen-

menschliches, um Beziehungen, um den Umgang

mit dem Nächsten, sei das der Partner, eine Ange-

hörige oder wer auch immer. Wir alle leben in

zwischenmenschlichen Beziehungen und da gibt

es auch Konflikte und Probleme. Das ist für die

Kirche eigentlich schon Grund genug, sich darauf

einzulassen. Dazu kommt aber noch ein anderer

Gedanke: Die Kirche ist da, wenn sich Paare ver-

heiraten und ein wunderschönes Fest feiern. Sie

ist aber auch später da, wenn Schwierigkeiten

auftauchen, wenn man Rat sucht und Lösungen

gefunden werden müssen. Der Ausweg aus Pro­

blemen ist ja nicht immer eine Trennung oder

Scheidung. Die Kirche hat das Privileg, dass man

zu ihr kommen kann, um mehr Nähe zu finden,

und nicht erst, wenn man sich schon auseinan-

dergelebt hat. Zum Scheidungsanwalt geht man

erst, wenn schon alles kaputt ist. Die Kirche hin-

gegen kann präventiv arbeiten.

Melden sich Betroffene denn früh genug für eine

präventive Arbeit?

Gemäss den Jahresberichten der Beratungsstel-

len gibt es beiderlei Ratsuchende: Jene, die sich

frühzeitig für eine Beratung anmelden, und jene,

die sich leider erst melden, wenn schon viel zer-

brochen ist. Hier ist natürlich die Öffentlichkeits-

arbeit ganz wichtig. Wenn man nichts von den

Angeboten weiss, meldet man sich nicht. Wenn

man die Angebote kennt, fällt der Schritt leichter,

bereits früh eine Beratung aufzusuchen.

Seit wann gibt es diese Beratungsstellen und

wie haben sie sich über die Jahre hinweg ent­

wickelt?

Die kirchliche Eheberatung hat eine lange Tra-

dition. Sie entstand ursprünglich Ende des Zweiten

Weltkrieges aufgrund einer Initiative von Pfarrer

Werner Hofmann aus Interlaken, der gemerkt hat,

dass die Kriegssituation auch bei uns Auswirkun-

gen auf die Ehe und Familie hatte. Ende der 50er-

Jahre entstanden dann aufgrund dieses Engage-

ments die ersten Beratungsstellen in unserem

Kirchengebiet. Bis heute hat sich das professiona-

lisiert, obwohl die Grundmotivation dieselbe ge-

blieben ist. Man musste sich im Laufe der Jahre an

die neue gesellschaftliche Situation anpassen.

Auch in Sachen Ausbildungen wurden die Bera-

tungsstellen professionalisiert. Dank den regiona-

len Trägerschaften in den Bezirken konnte bis

heute ein beachtliches Netz von Beratungsstellen

aufgebaut werden.

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STEHEN

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