ENSEMBLE Nr. / N° 66 - August / Août 2022

19 ENSEMBLE 2022 /66 —– Doss i er ses Orgelkonzert, sondern eine gemeinschaftliche Feier mit musikalischen Elementen. Deshalb ist es äussert wichtig, zu spüren, was die Gottesdienstbesucher mögen. Manchmal ist weniger viel mehr! So sollte die Kirchenmusik mit grösstem Wissen und künstlerischer Qualität auf die Bedürfnisse der Gemeinde eingehen. Diese zu erfüllen und zu sehen, dass die Musik den Menschen Freude – oder auch Trost – bringt und sie im Innersten berührt, erfüllt mich selber immer wieder mit grosser Freude. 3. Offen bleiben! Ich höre immer wieder, dass sich die Organistin oder der Organist geweigert habe, das eine oder andere Werk oder Lied zu spielen. Manche Kirchenmusikerinnen und -musiker ertragen es kaum, wenn fremdsprachige Kirchenlieder gesungen werden, geschweige denn Rock- oder Popsongs, oder überhaupt Musik, die man nicht eindeutig als «geistlich» einstufen kann. Natürlich gilt es immer, Stil und Inhalt des gewünschten Werkes gut abzuwägen. Aber es geht immer auch um den Kontext: Bewusstes Einfügen und Einführen der Werke von der Kanzel aus reicht vielfach aus, um die spirituelle Brücke zu schlagen. Idealerweise sollte auch die Gemeinde offen bleiben gegenüber «traditioneller» und vielleicht auch herausfordernder Orgelmusik. Klassische, aber vor allem moderne oder zeitgenössische Musik kann mit einer geeigneten Hinführung bei so mancher Hörerin und manchem Hörer Ohren und Seele öffnen. Die Zusammenarbeit zwischen Kirchenmusikerin oder -musiker und Pfarrperson ist unabdingbar für die Gestaltung ansprechender Gottesdienste. Wenn sich beide Berufsgruppen austauschen und bestärken, statt an Standpunkten festzuhalten, wird die Leidenschaft für das gemeinsame Feiern mit Freude und Leichtigkeit immer wieder aufs Neue entfacht. Gemeinsam im Dialog In den Gesprächen war Kommunikation das zentrale Thema. Bei vielen Kirchenmusikerinnen und -musikern war ein Leidensdruck spürbar: Zu oft werden sie nicht in Jahres- und Finanzplanungen und in die Gottesdienstvorbereitung einbezogen, manchmal nicht einmal bei musikalischen Fragen. Der nötige Vorlauf für Literatursuche und Üben ist manchen Pfarrpersonen nicht bewusst. Dennoch konnten einige von guter Zusammenarbeit aus ihrer Arbeit berichten, in der das, was andernorts noch auf der Wunschliste steht, schon gelebt wird. Manche Pfarrpersonen vermissen persönliche Gespräche mit den oft nur mit wenigen Prozenten angestellten Kirchenmusikerinnen und -musikern, um deren Kompetenzen und Bedürfnisse überhaupt zu erfahren. Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass idealerweise Kirchenmusiker und Pfarrerin gemeinsam die Verantwortung für einen Gottesdienst tragen. Dazu gehört, dass auch das Amt der Kirchenmusikerin oder des Kirchenmusikers als geistliches Amt verstanden wird. Wenn die Zusammenarbeit funktioniert, dann kann die Musik ihr Potenzial im Gottesdienst und darüber hinaus für den Gemeindeaufbau entfalten. Zum Schluss wurden an die Verantwortlichen der Kantonalkirche verschiedene Wünsche gerichtet: Aus- und Weiterbildungsangebote für beide Berufsgruppen zusammen, alternative Ausbildungsmodelle für nebenberufliche Kirchenmusikerinnen und -musiker, Kirchenmusik als geistliches Amt stärken, Nachwuchsförderung. Aus den Reihen der Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker kam der Hinweis, die eigene Berufsgruppe trage hier Mitverantwortung – es sollte selbstverständlich sein (oder werden), dass alle Kinder und Jugendliche unterrichten und sich überlegen, wie sie diese z. B. fürs Orgelspiel begeistern könnten. * Beauftragte für Gottesdienst und Kirchenmusik Gemeinsam Verantwortung für den Gottesdienst tragen. Assumer ensemble la responsabilité du culte. © Refbejuso

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