Refbejuso - Tätigkeitsbericht 2020

8 9 Judith Pörksen Roder Präsidentin des Synodalrats Rechtstitel im Landeskirchengesetz verankert werden konnten. Für die sogenannte zweite Säule des Kantonsbeitrags müssen neu die gesamtgesellschaftlichen Leistungen ausgewiesen werden. Mit dem Inkrafttreten des neuen Landeskirchengesetzes ist die Verantwortung für die Pfarrerinnen und Pfarrer vom Kanton auf unsere Kirche übertragen worden. Das Haus der Kirche am Altenberg konnte im Jahr 2012 bezogen werden. Mit der örtlichen Nähe in einem Gebäudekomplex wurde die Voraussetzung zu einer wesentlich engeren Zusammenarbeit der Bereiche geschaffen. In einem breit angelegten synodalen Prozess wurde die Vision Kirche 21 erarbeitet, die mit dem grossen Kirchenfest Doppelpunkt 21 im Reformationsjahr 2017 feierlich in Kraft gesetzt wurde. Die Vision «Von Gott bewegt. Den Menschen verpflichtet.» prägt unsere jetzige und zukünftige inhaltliche Arbeit und wird im laufenden Legislaturprogramm konkretisiert. Das Jahr 2020 wird in die Geschichte als das Jahr eingehen, in dem Frauen die Führung in der evangelisch- reformierten Kirche anvertraut wurde. Für das Präsidium der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn kandidierte mit mir der Theologe, Journalist und Bieler Gemeinderat Cédric Némitz. Das Hearing fand coronabedingt zentral am 11. August in der Eventfabrik Bern statt, die Wahl am 18. August 2020 in der BERNEXPO, wo die gesamte Sommersynode durchgeführt wurde. Ich möchte an dieser Stelle Cédric Némitz für den fairen Wahlkampf und für die freundschaftlich-kollegialen und humorvollen Begegnungen danken und wünsche ihm alles Gute und Gottes Segen für seine Zukunft. Neue Partnerinnen in der ökumenischen und interreligiösen Zusammenarbeit In derselben Woche, in der ich zur Prä- sidentin gewählt wurde, wurde auch in der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Bern zum ersten Mal eine Frau als Präsidentin des Landeskirchenrats gewählt. Am 21. August wählte das römisch-katholische Landeskirchenparlament die Theologin Marie-Louise Beyeler-Küffer als Nachfolgerin von Heinrich Gisler. Die jüdische Gemeinde Bern erhielt mit Dalia Schipper eine neue Präsidentin als Nachfolgerin von Ralph Friedländer. Neustart in der Evangelisch- reformierten Kirche Schweiz Für das Präsidium der Evangelischreformierten Kirche Schweiz (EKS) kandidierte neben Rita Famos die Waadtländerin Isabelle Graesslé. Am 15. Oktober kamen beide Kandidatinnen nach Bern zu einem Hearing. Es war wohltuend, zwischen zwei so ausgezeichneten Kandidatinnen für das Mit dem ENSEMBLE etablierte Andreas Zeller ein internes Kommunikationsorgan, und der grosse Jahrzehntbericht JZB «Kirche in Bewegung | Eglise-en-marche» erschien 2013. Das wertvolle Erbe der Vorgänger Neben den oben genannten «Erbstücken» legte Andreas Zeller mir ans Herz, die guten Kontakte zu den anderen Kantonalkirchen, die er selber gepflegt hatte, weiterhin zu pflegen. Die Reformierten Kirchen Bern-Jura- Solothurn sind von ihren Mitgliedern her die grösste Kantonalkirche innerhalb der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz und tragen eine entsprechende Verantwortung für den nationalen Zusammenhalt. Mit der Zweisprachigkeit nimmt unsere Kirche eine wichtige Brückenfunktion zwischen den Kirchen der Deutschschweiz und der Romandie wahr. Samuel Lutz, der Vorgänger von Andreas Zeller, legte mir die geistliche Leitung ans Herz. «Offenheit und Gottvertrauen» − so sind seine Betrachtungen zu Glauben und Religion, Kirche und Theologie überschrieben. Sie stammen aus seiner Arbeit als Synodalratspräsident in den Jahren 1996 bis 2007. Das, was Samuel Lutz zu den beiden Begriffen Offenheit und Gottvertrauen verfasst hat, ist besonders hilfreich für uns als Kirche in den Zeiten von Corona: Offenheit überwindet die Negation, überwindet Aggression, überwindet Resignation, überwindet die Isolation, tut not im Blick auf das, was überraschend kommt. Gottvertrauen hilft einem, den Schwierigkeiten ins Auge zu schauen und nicht gleich aufzugeben. Präsidium wählen zu können, nachdem mit Präsident Gottfried Locher einer der grössten Skandale der Evangelischreformierten Kirche Schweiz in ihrer jüngeren Vergangenheit verbunden war. In ihrer Versammlung vom 13./14. September setzte die EKS eine Untersuchungskommission unter der Leitung der Waadtländer Synodalratspräsidentin Marie-Claude Ischer ein. Diese Untersuchungskommission arbeitet die Ereignisse auf, die im Mai 2020 zum Rücktritt von Präsident Gottfried Locher geführt hatten. Die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS wurde am 2. November coronabedingt virtuell durchgeführt. Sie wählte Rita Famos zur Präsidentin mit Amtsbeginn per 1. Januar 2021. Weitere Schlüsselfunktionen der EKS wurden von Frauen eingenommen: Die Solothurnerin Evelyn Borer wurde zur Präsidentin der Synode und Claudia Haslebacher in den Rat der EKS gewählt. Dieser Neustart in der EKS eröffnete für die Reformierten Kirchen Bern-JuraSolothurn die Chance einer zukünftig engeren Zusammenarbeit. Würdigung der Präsidialzeit von Andreas Zeller Anlässlich des Pensioniertentreffens im Januar 2020 und an den Personalinformationen den Sommer hindurch mit allen aktiven Mitarbeitenden der gesamtkirchlichen Dienste hielt Andreas Zeller Rückblick auf seine intensive und reiche Präsidialzeit: In seiner Amtszeit wurde das neue Landeskirchengesetz ausgehandelt, das seit dem 1. Januar 2020 gültig ist. Für die Zukunft unserer Kirche ist es von besonderer Bedeutung, dass die historischen Departement Präsidiales Andreas Zeller verabschiedete sich Ende September 2020 nach 21½ Jahren im Synodalrat. Präsident des Synodalrats war er 13 Jahre lang, seit Oktober 2007. Als seine Nachfolgerin wurde an der Sommersynode 2020 Judith Pörksen Roder gewählt. Auch auf nationaler Ebene wurde zum ersten Mal in der Geschichte der reformierten Kirche mit Rita Famos eine Frau ins Präsidium gewählt. Wechsel im Präsidium Amtsübergabe Departement Präsidiales, Synodalratspräsident/in Andreas Zeller, Pfarrer, Dr. theol., Münsingen (bis Ende September 2020) Judith Pörksen Roder, Pfarrerin, Bern (ab 1. Oktober 2020) Vizepräsident Iwan Schulthess, Pfarrer, Büren zum Hof Departement OeME-Migration Ueli Burkhalter, Pfarrer, Busswil BE Departement Zentrale Dienste Roland Stach, Pfarrer, Bettlach Departement Gemeindedienste und Bildung Judith Pörksen Roder, Pfarrerin, Bern (bis Ende September 2020) Ab 1. Oktober 2020 vakant Departement Theologie Iwan Schulthess, Pfarrer, Büren zum Hof Departement Katechetik Philippe Kneubühler, Pfarrer, Dr. theol., Tramelan Departement Sozial-Diakonie Claudia Hubacher-Eggler, Lehrerin, Schwarzenburg Synodalrat Fortsetzung auf Seite 10 Antrittsbesuche In den ersten Monaten meines Amtsantritts durfte ich mit Personen in der Politik, in der Ökumene und andersgläubigen Gemeinschaften ein erstes Gespräch führen, wurde besucht vom Präsidenten des Kirchgemeindeverbandes, eingeladen vom Pfarrverein und traf mich mit Präsidien aus anderen Kantonalkirchen. Besuche in den Kirchgemeinden mussten in der Regel wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden; dafür konnte ich alle Bereiche in den gesamtkirchlichen Diensten besuchen. Wiedereintritt in die Reformierten Medien Die Sommersynode 2020 genehmigte den Wiedereintritt in den Verein «Reformierte Medien» mit Wirkung ab dem 1. Januar 2021, vorbehältlich eines allfälligen Finanzreferendums. Die Differenzen, die damals zum Austritt geführt hatten, konnten im Dialog mit dem Synodalrat bereinigt werden. Am 27. Oktober beschloss die Generalversammlung der Reformierten Medien einstimmig und mit freudigem Applaus die Wiederaufnahme der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Stärkung der Frankophonie Die Stellendotierung des frankophonen Mitglieds im Synodalrat war nicht ausreichend, um den zusätzlichen Aufwand im Zusammenhang mit dem Verkauf des Centre de Sornetan zu bewältigen. Deswegen und um die Brückenfunktion in die Romandie zu stärken, beschloss der Synodalrat, dem Departement Präsidiales

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