ENSEMBLE Nr. / N° 73 - April / Avril 2024

12 Dossier —– ENSEMBLE 2024/73 Baden in der Emme, Versteckis im Wald oder gemeinsames Basteln: Dies alles unternimmt Tobias Senn als Cevi-Leiter an Samstagen mit den Kindern. In ruhigeren Minuten lernen sie auch biblische Geschichten kennen. Von Markus Dütschler Vier junge Burschen fläzen sich auf dem alten Sofa im Cevi-Heim in Hasle-Rüegsau, blödeln, machen Brainstorming und klopfen Sprüche. Die Sitzung heisst «Höck» und dient der Vorbereitung – wie bei der Pfadi. Das gemütliche Holzhaus erinnert ebenfalls an ein Pfadfinderheim. Über den Stühlen sind feldgrüne Zeltblachen ausgebreitet. Sie waren kürzlich zu einem Zelt zusammengebaut worden, wurden nass und sind inzwischen wieder trocken. Auch das kennt man von der Pfadi. Input aus der Bibel Einen Unterschied gibt es. Eigentlich hätte es bei Sitzungsbeginn noch eine Andacht gegeben. Doch auf der Sitzungsagenda war irrtümlich kein Name eingetragen, deshalb hält heute niemand eine christliche Kurzbetrachtung. Die vier jungen Männer hecken für den kommenden Samstag ein Programm für die Jungschar-Kinder aus. Eine Seilbahn bauen? «Das müsste man viel früher ins Auge fassen», sagt einer, nur schon wegen der Beschaffung des Seils und wegen der Sicherheit. Ein Stafettenlauf mit Fragespiel? Versteckis im Wald? Das zieht immer. Im Sommer lockt die lediglich einen Steinwurf entfernte Emme. Dann baden sie oft, denn mehrere Leiter verfügen über das Rettungsschwimmerbrevet. Oder darfs etwas Verrücktes sein? «Man könnte jene alte Garage vollsprayen, die ohnehin bald abgebrochen wird», sagt ein Jungleiter – ein anderer knackt begeistert mit seinen Handknochen. «Ja, mit Alien-Kostümen, als Gang verkleidet.» Die Jungschar ist ein kirchliches Angebot, weshalb Bibel und Glaubensinhalte dazugehören. Schliesslich heisst der Cevi richtig CVJM: Christlicher Verein Junger Menschen. Ein «Input» aus der Bibel sei am Samstag stets dabei, sagt Tobias Senn, einer der jungen Leiter. Schwierigkeiten gebe es deswegen nicht. «Die meisten Kinder stammen aus kirchlichen Elternhäusern.» Aufdringlich oder eng im Denken seien sie im Cevi nicht, sagt er. «Ich möchte den Kindern gerne etwas fürs Leben mitgeben, tolle Erlebnisse, den Glauben.» Hauptsache, die Kinder hätten «ein cooles Programm». Muslimische und Geflüchtete machen mit Eine Zeitlang hätten einige muslimische Kinder nordafrikanischer Herkunft mitgemacht und sich wohlgefühlt. «Wir schliessen niemanden aus, alle sind willkommen.» Auch ukrainische Flüchtlinge seien trotz fehlender Sprachkenntnisse gekommen und hätten sich angenommen gefühlt. Andere Jungscharen positionierten sich näher bei den Freikirchen, sagt Tobias. Die hiesige stehe der Landeskirche näher. Tobias ist unschlüssig, ob er ihre Ausrichtung als «liberal» oder «links» bezeichnen soll – «auf jeden Fall nicht konservativ». Angebote mit einer explizit christlichen Note werden oft kritisch beobachtet. Gibt es auch in Hasle-Rüegsau Vorbehalte? Eigentlich nicht, sagt Tobias. Auf dem Land sei die Bindung an die Kirche noch stärker. Und was sagen seine Kollegen, die mit ihm Maschinenbau an der Berner Fachhochschule studieren, zu seinem Engagement in einem «frommen» Freizeitangebot? «Die einen finden es gut, andere können sich so etwas für sich weniger vorstellen.» Sie bastelten lieber an Töffs herum. Früher habe es ihn mehr Mut gekostet, sich als gläubig, christlich oder kirchlich zu «outen», räumt er ein. «Heute macht mir das nichts mehr aus», sagt der Sohn eines Informatikers und einer Apothekerin, dessen zwei Schwestern ebenfalls in der «Jungschi» mitgemacht haben. «Ich glaube an Gott», hält Tobias fest, «aber ich gehe nicht jeden Sonntag in die Kirche.» TOLLE ERLEBNISSE UND DEN GLAUBEN MITGEBEN Jugendarbeit Tobias Senn © Lenka Reichelt

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