ENSEMBLE Nr. / N° 69 - April / Avril 2023

15 ENSEMBLE 2023/69 —– Dossier DELSBERG Zustupf von der Kirchgemeinde Im katholischen Kanton Jura arbeiten die reformierten Gemeinden nicht mit dem Centre social protestant, sondern mit der Caritas zusammen. Gelegentlich unterstützen sie vereinzelt auch Menschen, die in Armut leben. Ein Beispiel aus Delsberg. Von Nathalie Ogi Wie andere Kirchgemeinden im französischsprachigen Bezirk wird auch jene von Delsberg manchmal von Personen um Hilfe gebeten, die sich in einer wirtschaftlichen Notlage befinden. «Regelmässig klopfen bei uns Leute an und bitten uns um Hilfe. In der Regel handelt es sich dabei um Menschen, die in ärmlichen Verhältnissen leben, keinen Wohnsitz haben, oder es sind Fahrende», führt die Pfarrerin Sarah Nicolet aus. Die Kirchgemeinde kann ihnen einen kleinen Zustupf gewähren, in aller Regel wird aber versucht, sie an die Caritas, die Sozialhilfe oder an Unterbringungsstrukturen weiterzuleiten. In letzter Zeit nehmen diese Hilfsgesuche zu. «Es macht den Anschein, als nehme die Armut zu, wir sehen aber nur die Spitze des Eisbergs», räumt die Pfarrerin ein. Es kann auch vorkommen, dass Kirchgemeindemitglieder ihrerseits in eine schwierige Lage geraten. «In diesem Fall erlaubt es der Hilfsfonds der Kirchgemeinde Delsberg, eine kleine finanzielle Unterstützung auszurichten, indem zum Beispiel eine Rechnung übernommen wird. Es handelt sich dabei aber nie um grössere Beträge.» Diese Hilfe wird von Fall zu Fall ausgerichtet und erfolgt anonym. Der Fonds ermöglicht es, die diakonische Rolle der Kirche wahrzunehmen, allerdings in einem begrenzten Ausmass. Die CSP verfügen über ausgebildete Sozialarbeiterinnen und -arbeiter und können die Hilfesuchenden dabei unterstützen, einen Ausweg aus der Überschuldung zu finden. «Unsere Funktion ist es eher, eine erste Nothilfe zu leisten», fügt Sarah Nicolet an. Ein kleiner Vorstand von drei Personen prüft die Hilfsgesuche anonym und verfasst einen Bericht, der später der Kirchgemeindeversammlung vorgelegt wird. Beschaffen von finanziellen Mitteln Eine weitere Form von Hilfe, welche die Kirchgemeinden anbieten, stützt sich auf Spendenaktionen. Anlässlich des Erntefests, das traditionell im Oktober begangen wird, sammelt die Kirchgemeinde Delsberg Geld, welches anschliessend an ein vor Ort aktives Hilfswerk (einen Mahlzeitendienst) und an ein im Ausland tätiges Hilfswerk D übergeben wird. Wie andere Kirchgemeinden organisiert auch jene von Delsberg einmal pro Monat ein Essen für Senioren, an dem jeweils zwischen 40 und 50 Personen teilnehmen. «Auf diese Weise können wir auch mit Menschen Kontakt aufnehmen, die eine schwierige Zeit durchleben. Alleinstehende können bei einem guten Essen ein paar gesellige Momente erleben. Das Essen besteht aus Vorspeise, Hauptspeise und Dessert und wird für den bescheidenen Betrag von 15 Franken angeboten.» Wenn eine Person nicht über die entsprechenden Mittel verfügt, kann ihr die Mahlzeit offeriert werden. «Oft schämen sich aber die Leute, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Manchmal muss sogar zu einer List gegriffen werden, um die Unterstützung überhaupt leisten zu können», betont die Pfarrerin. Die Treffen sind auch eine Form der spirituellen Hilfe. Last, but not least leistet die Kirchgemeinde eine indirekte Hilfe, indem sie Personen in wirtschaftlichen Notlagen ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. So überlässt Delsberg von Zeit zu Zeit den Saal des Centre réformé dem Verein «Tischlein deck dich», der sich im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung engagiert und Nahrungsmittel an Bedürftige verteilt. Hier ist die Nachfrage im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine seit ein paar Monaten angestiegen. Die ukrainischen Familien erscheinen jeweils zahlreich zur Verteilung der Nahrungsmittel. Ohne direkt an dieser Art von Unterstützung beteiligt zu sein, nimmt die Kirchgemeinde hier eine soziale Rolle wahr. © Adrian Hauser Vergabe von Essen kann helfen, die Armut zu lindern. La distribution de nourriture peut aider à combattre la pauvreté.

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