ENSEMBLE Nr. / N° 69 - April / Avril 2023

Armut − Wenn das Geld zum Leben nicht reicht La pauvreté – Quand il devient difficile de joindre les deux bouts Nr . /No 69 —— April / Avril 2023 Das Magazin der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn Le Magazine des Eglises réformées Berne-Jura-Soleure

Inhalt —– ENSEMBLE 2023/69 I N H A L T I M P R E S S UM ENSEMBLE — Magazin für mitarbeitende, ehrenamtliche und engagierte Mitglieder der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn / Magazine pour les membres engagés, collaborateurs et bénévoles des Eglises réformées Berne-Jura-Soleure — Herausgeberin / Editeur: Reformierte Kirchen BernJura-Solothurn / Eglises réformées Berne-Jura-­ Soleure / Altenbergstrasse 66, Postfach / Case postale, 3000 Bern 22, ENSEMBLE@refbejuso.ch (auch für Abobestellungen) Erscheinungsweise / Parution: 4-mal pro Jahr / 4 fois par année — Auflage / Tirage: 7300 — Nächste Ausgabe / Prochaine parution: Ende Juni / fin juin Redaktion / Rédaction: Adrian Hauser (verantwortlich / responsable), Nathalie Ogi, Kirchliche Bibliotheken (Schaufenster), Tony Marchand (Cartoon), Rahel Gerber (Layout) — Übersetzungen / Traductions: André Carruzzo, Rolf Hubler (Deutsch), Gabrielle Rivier, Nadya Rohrbach — Korrektorat / Corrections: Renate Kinzl — Titelbild / Image de couverture: Symbolbild (Keystone/ Christof Schuerpf) Grafisches Konzept / Concept graphique: Neidhart Grafik, Klösterlistutz 18, 3013 Bern — Inhaltliches Konzept und Beratung / Concept du contenu et conseil: hpe Kommunikation, Sustenweg 64, 3014 Bern — Layout / Druck / Impression: Jost Druck AG, Stationsstrasse 5, Postfach 102, 3626 Hünibach 4 DOSSIER ARMUT La pauvreté 10 14 16 Interview – «La pauvreté a changé de visage» Interview – «Die Armut hat sich gewandelt» Delémont – Le coup de pouce de la paroisse Delsberg – Zustupf von der Kirchgemeinde Beratungsstellen in Kirchgemeinden – «In die Kinder investieren» Services de consultation de paroisses – «Investir dans les enfants» 18 FOKUS Aktuelles aus Bern-Jura-Solothurn FOCUS Actualités de Berne-Jura-Soleure 18 19 20 FC Weltreligionen Interkulturelle Theologie und Migration Gebärden für Religion und Spiritualität 22 KREUZ UND QUER Aus den Bezirken, Kirchgemeinden und dem Haus der Kirche DE LONG EN LARGE Régions, paroisses et Maison de l’Eglise 22 24 Ein Zeichen der Wertschätzung Aufarbeitung eines traurigen Kapitels 31 SCHAUFENSTER VITRINE

3 ENSEMBLE 2023/69 —– Editorial Longtemps présentée comme un îlot de richesse, la Suisse compte aussi sa part de misère. Mise en lumière par la pandémie, accentuée par l’inflation et la hausse du coût de la vie, la précarité ne peut plus aujourd’hui être cachée sous le tapis. Elle touche une part plus importante de la population et menace désormais aussi des familles de la classe moyenne. Il suffit parfois d’une facture de frais médicaux imprévue pour déséquilibrer le budget d’un ménage. Selon le monitorage de la Haute école spécialisée de Berne, 94 000 personnes vivent en dessous du seuil de pauvreté absolue dans le canton de Berne. Et l’aide sociale ne suffit pas toujours, en particulier pour les personnes au statut d’asile incertain qui n’osent pas se présenter auprès des services cantonaux de peur d’être expulsées. L’Eglise est alors le dernier espoir. Au fil du temps, elle a d’ailleurs développé une palette de prestations sociales considérable. En Suisse alémanique, les paroisses disposent de services de consultation pour les personnes se trouvant dans une situation financière difficile. C’est le cas notamment dans les paroisses de Petrus et de Bümpliz qui voient affluer de plus en plus de personnes en situation de détresse, en particulier depuis la crise du Covid et la guerre en Ukraine. Les deux consultations sont ouvertes aux personnes de toutes origines et religions. Elles examinent le niveau d’endettement des personnes et co-financent des places dans les crèches. En Suisse romande, les paroisses ont délégué aux Centres sociaux protestants (CSP) la mission de s’occuper dans l’arrondissement francophone de Refbejuso des plus fragiles. Dans l’arrondissement francophone, le CSP a déployé des mesures pour apporter un soutien structurel à ces personnes. Il s’agit d’examiner leur budget, les dettes, mais également de les accompagner par des mesures d’intégration professionnelle ou sociale. L’Eglise apporte ainsi une aide précieuse aux personnes touchées par la pauvreté. Die Schweiz, die lange Zeit als Insel des Reichtums dargestellt wurde, ist nun auch Teil der Krise. Die Pandemie hat sie angestossen, die Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten verschärft, womit sich die prekäre Lage aktuell nicht mehr unter den Teppich kehren lässt. Sie betrifft einen grossen Teil der Bevölkerung und macht auch nicht Halt vor der Mittelschicht, die immer mehr Mühe hat, über die Runden zu kommen. Manchmal reicht eine unvorhergesehene Arztrechnung aus, um das Haushaltsbudget aus dem Gleichgewicht zu bringen. Laut einem Monitoring der Berner Fachhochschule leben im Kanton Bern 94 000 Menschen unter der Armutsgrenze. Die Sozialhilfe reicht oft nicht aus. Schwierig wird es besonders für Personen mit unsicherem Asylstatus, die sich aus Angst vor einer Abschiebung nicht bei kantonalen Strukturen zu melden wagen. Die Kirche ist dann oft die letzte Hoffnung. Im Laufe der Zeit hat sie übrigens eine beachtliche Palette an sozialen Dienstleistungen entwickelt. In der Deutschschweiz haben viele Kirchgemeinden Beratungsstellen für Personen, die sich in einer schwierigen finanziellen Situation befinden. Dies ist beispielsweise in den Kirchgemeinden Petrus und Bümpliz der Fall. Sie haben seit der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine einen wachsenden Zustrom von Menschen in Notsituationen. Beide Beratungsstellen stehen Menschen jeglicher Herkunft und Religion offen. Sie helfen mit Beratungen aus den Schulden oder unterstützen bei der Finanzierung von Plätzen in Kindertagesstätten. Im französischsprachigen Gebiet von Refbejuso haben die Kirchgemeinden die Aufgabe, sich um die Schwächsten zu kümmern, teilweise an das «Centre social protestant» (CSP) delegiert. Dieses hat ein spezielles Instrumentarium zur strukturellen Unterstützung dieser Menschen entwickelt. Es geht darum, ihr Budget und ihre Schulden zu überprüfen, aber auch darum, sie mit verschiedenen Massnahmen in Beruf und Gesellschaft zu integrieren. Die Kirche leistet für Armutsbetroffene also eine unentbehrliche Hilfe. LIEBE LESERINNEN UND LESER CHÈRE LECTRICE, CHER LECTEUR D E D I T O R I A L Nous vous souhaitons une lecture enrichissante Wir wünschen Ihnen eine bereichernde Lektüre Nathalie Ogi, rédactrice / Redaktorin

4 Dossier —– ENSEMBLE 2023/69 WENN DAS GELD ZUM LEBEN NICHT REICHT ARMUT QUAND IL DEVIENT DIFFICILE DE JOINDRE LES DEUX BOUTS LA PAUVRETÉ Armut ist ein vielschichtiges, komplexes Thema. Sie entsteht aus unterschiedlichen Gründen und kann unterschiedlich gemessen werden. Grundsätzlich lebt in Armut, wer zu wenig Geld für die Sicherung von Grundbedürfnissen hat. Der beste Weg daraus ist eine solide Berufsbildung. Von Gabriella Weber und Adrian Hauser Die Bilder der Corona-Zeit, auf denen viele Leute an Essensausgaben warteten, sind noch präsent. Auch im Zusammenhang mit der Inflation und den steigenden Lebenshaltungskosten wird in den Medien vermehrt über die schwierige finanzielle Situation eines Teils der Bevölkerung gesprochen. Sogar der Mittelstand ist teilweise bereits davon betroffen. Dies zeigt, dass es immer mehr Menschen gibt, die an der Armutsgrenze leben und bei äusseren Veränderungen schnell in Schwierigkeiten geraten. In den letzten Jahren wurden verschiedene Anstrengungen unternommen und Studien erstellt, um die Problematik besser zu verstehen. Demnach handelt es sich um ein komplexes und vielschichtiges Problem. Man muss genau hinschauen, um das Ausmass der Armut zu verstehen – und um daraus wirksame Massnahmen zu deren Bekämpfung entwickeln zu können. Dafür sind grundsätzlich die Kantone zuständig. Wichtig ist vor allem der Aufbau eines Armutsmonitorings für die gesamte Schweiz und die einzelnen Kantone. Nur so kann man die Entwicklung der Armut besser beobachten und verstehen. Es braucht ein Instrument, das regelmässig das Ausmass und die Ursachen von Armut darlegt und die Wirkung der getroffenen Massnahmen überprüft. Auch Politik und Behörden auf nationaler Ebene haben den Bedarf erkannt: Das Parlament beauftragte den Bundesrat, ein regelmässiges Monitoring der Armutssituation in der Schweiz einzurichten. Dieses befindet sich unter der Federführung des Bundesamts für Sozialversicherung zurzeit in der Aufbauphase. Die Berner Fachhochschule entwickelte zudem in Zusammenarbeit mit der Caritas Schweiz ein Modell für ein Armutsmonitoring aufgrund von Steuerdaten und wendete dieses exemplarisch am Kanton Bern an.1 Was ist Armut? Die Definition von Armut ist grundsätzlich abhängig von gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Wertvorstellungen. Üblicherweise wird Armut damit verbunden, dass grundlegende Lebensbedürfnisse wie Wohnen und Nahrung nicht gedeckt sind. Möglichkeiten der Lebensgestaltung und der soziale Status hängen ebenfalls von der Verfügbarkeit von finanziellen Mitteln ab. Aus Sicht der Nationalen Plattform gegen Armut müssen auch der Lebensstandard der jeweiligen Gesellschaft sowie die Auswirkung von Armut auf andere Lebensbereiche berücksichtigt werden. Die absolute Armutsquote erfasst alle Personen in Haushalten mit einem Einkommen, das nicht ausreicht, um das Existenzminimum gemäss SKOS zu finanzieren. Dieses beläuft sich bei Einzelpersonen auf 2279 Franken pro Monat und bei Familien mit zwei Kindern auf 3963 Franken pro Monat (Schweizer Durchschnitt gemäss Bundesamt für Statistik, ohne Krankenversicherung). Neben dieser am Mindestbedarf ausgerichteten Quote orientiert sich die «Armutsgefährdung» am Medianein1 Fluder/Hümbelin/Luchsinger/Richard, Ein Armutsmonitoring für die Schweiz, Modellvorhaben am Beispiel des Kantons Bern, Bern 2020

5 ENSEMBLE 2023/69 —– Dossier Armut hat unterschiedliche Gesichter. La pauvreté a différents visages. kommen der Bevölkerung. Haushalte mit einem Einkommen von weniger als 60 Prozent dieses Wertes werden als armutsgefährdet bezeichnet. Die Armutsgefährdung ist also etwas breiter gefasst als die absolute Armut und berücksichtigt auch das landesspezifische Wohlstandsniveau. Armut im Kanton Bern Gemäss dem von der Berner Fachhochschule in Zusammenarbeit mit der Caritas ausgearbeiteten Armutsmonitoring leben im Kanton Bern 94 000 Personen in der knapp bemessenen absoluten Armut, selbst wenn die Bedarfsleistungen zur Bekämpfung von Armut berücksichtigt werden. Dies entspricht einer Armutsquote von 10 Prozent. Wird die Armut mit einem Richtwert von 60 Prozent des Medianeinkommens betrachtet, so sind im Kanton Bern sogar 15 Prozent der Bevölkerung arm oder armutsgefährdet. Daran zeigt sich, dass relativ viele Haushalte mit einem Einkommen nahe der absoluten Armutsgrenze leben. Bei nur geringen Veränderungen beim Einkommen oder beim Bedarf können sie schnell in die Armut abrutschen. Die Armutsprävention muss deshalb dieser Personengruppe besondere Beachtung schenken. Um ein genaues Bild zu erhalten berücksichtigt das Armutsmonitoring neben dem Einkommen zusätzlich auch die finanziellen Reserven eines Haushaltes. Die so berechnete Armutsquote beträgt im Kanton Bern 5,4 Prozent. Dabei fällt auf, dass sich die Berücksichtigung des Vermögens hauptsächlich bei den Rentnerhaushalten erheblich auf die Armutsquote auswirkt: Für viele Rentnerhaushalte spielen finanzielle Reserven für die Deckung des Lebensunterhalts eine wichtige Rolle. Der Anteil von einkommensschwachen Haushalten ist in den verschiedenen Regionen des Kantons unterschiedlich verteilt. Hauptsächlich in den ländlichen Gebieten des Juras und des Berner Oberlands und teilweise auch in den Städten ist der Anteil der Einkommensschwachen höher als in den Gebieten des Seelands und der städtischen Agglomeration. Von Armut Gefährdete und Betroffene Im Armutsmonitoring wurde ein differenziertes Bild der Armutsbetroffenheit und der Armutsrisiken der Bevölkerung erstellt. Das Armutsrisiko unterscheidet sich je nach Haushaltsform und Bildungs- und Nationalitätengruppen. Zu den am stärksten betroffenen Gruppen zählen Alleinstehende, Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern, Familien mit mehreren Kindern, Personen ohne nachobligatorische Ausbildung, Arbeitslose, Personen mit Migrationshintergrund. Unter der © Unsplash

6 Dossier —– ENSEMBLE 2023/69 Armut leiden insbesondere Kinder. Ihre Entwicklungs- und Bildungschancen sind beeinträchtigt, so dass sie im Erwachsenenalter selbst Gefahr laufen, in Armut zu leben. Ist das jüngste Kind älter als fünf Jahre, nimmt das Armutsrisiko mit dem Alter der Kinder kontinuierlich ab, was auf den geringeren Betreuungsbedarf zurückzuführen ist. Grosse Familien mit mehr als drei Kindern haben ein überdurchschnittliches Armutsrisiko. Eine wichtige Rolle spielt zudem das Erwerbsmodell der Familie. Überdurchschnittlich hoch ist das Risiko, wenn das Familieneinkommen von einer Person getragen wird. Demgegenüber haben Familien mit einem Doppelversorgermodell ein deutlich tieferes Armutsrisiko. Auswirkungen für Betroffene Armut hat Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche wie berufliche Integration, Familie, Wohnsituation und Gesundheit. Neben materieller Entbehrung und Belastung führt Armut auch dazu, dass man an vielen gesellschaftlichen Aktivitäten und Möglichkeiten nicht teilhaben kann. Dies führt zu sozialer Ausgrenzung. Im Kanton Bern ist der Grundbedarf der Sozialhilfe trotz Teuerung seit 2011 nie angepasst worden. Das ist mit Einschränkungen in der sozialen Teilhabe verbunden. Dies trifft die Betroffenen hart. Noch fast schlimmer empfinden diese jedoch das fehlende Verständnis der Gesellschaft für ihre Situation. Oft sucht man die Ursache bei den Betroffenen. Armut bedeutet vor allem auch Stress, bei der Arbeitssuche, bei der Wohnungssuche oder beim Umgang mit den Behörden. Prämienverbilligung und Sozialhilfe bekämpfen die Armut der Familien wirksam. Die grösste Wirkung bei der Bekämpfung der Familienarmut kommt der Sozialhilfe zu: Bei Paarhaushalten mit Kindern reduziert sich dadurch die Zahl der Armutsbetroffenen um 18 Prozent und bei Alleinerziehenden gar um 33 Prozent. Für die Existenzsicherung von geschiedenen Familien sind auch Unterhaltszahlungen wichtig. Damit reduziert sich die Armutsquote bei Einelternhaushalten um ein Drittel. Im Unterschied zu anderen Kantonen kennt der Kanton Bern keine speziellen Bedarfsleistungen für Familien. Mit Ergänzungsleistungen (EL) für einkommensschwache Familien können betroffene Familien aber gezielt finanziell entlastet werden, wie Beispiele aus anderen Kantonen aufzeigen. Aus- und Weiterbildung Erwachsene ohne ausreichende Grundkompetenzen oder ohne Berufsabschluss sind einem höheren Risiko ausgesetzt, in prekären Verhältnissen zu arbeiten oder gar arbeitslos zu werden. Sie sind dadurch stark armutsgefährdet. In der Schweiz haben laut Schätzungen eine halbe Million Erwachsene keine nachobligatorische Ausbildung abgeschlossen. Aus Sicht der Armutsprävention liegt deshalb ein entscheidender Fokus auf der Förderung von Grundkompetenzen und des Berufsabschlusses für Erwachsene. Obwohl seit einigen Jahren intensivierte Anstrengungen bei der Aus- und Weiterbildung unternommen werden, können geringqualifizierte Erwachsene durch Bildungsmassnahmen nur schlecht erreicht werden. Oft erschweren oder verhindern Belastungen in anderen Bereichen wie etwa Existenzsicherung, Wohnen, Familie oder Gesundheit die Teilnahme an Weiterbildungsangeboten. Das bedeutet, dass Bildungsangebote möglichst auf die konkreten Lebenssituationen und Bedürfnisse der unterschiedlichen Zielgruppen zugeschnitten sein müssen. Denn eine abgeschlossene Berufsausbildung und ein gelungener Einstieg in den Arbeitsmarkt sind zentral, um langfristig aus der Armut herauszukommen. © Unsplash Auch im Alter können Personen von Armut betroffen sein. Les personnes âgées peuvent aussi être touchées par la précarité.

7 ENSEMBLE 2023/69 —– Dossier F La pauvreté est complexe et protéiforme. Elle est multifactorielle et il existe plusieurs manières de la mesurer. Elle se définit comme le manque de ressources nécessaires pour subvenir à ses besoins primaires. L’acquisition d’une solide formation professionnelle est le meilleur moyen d’en sortir. Par Gabriella Weber et Adrian Hauser Les images de personnes faisant la queue pour recevoir un sac de nourriture pendant la pandémie sont restées gravées dans les mémoires. Aujourd’hui, l’inflation et l’augmentation du coût de la vie poussent aussi les médias à parler davantage des difficultés financières que rencontre une partie de la population. Le renchérissement touche même un pan de la classe moyenne, ce qui montre que de plus en plus de gens sont à la limite du seuil de pauvreté et peuvent basculer au moindre changement de paradigme. Ces dernières années, diverses initiatives et études ont visé à éclairer cette problématique et ont montré que la question était complexe et protéiforme. Il faut être fin observateur pour saisir l’ampleur du phénomène et pour développer des mesures de lutte efficaces. Fondamentalement, cette tâche incombe aux cantons. Il importe surtout de mettre sur pied un monitorage de la pauvreté pour l’ensemble de la Suisse et pour chaque canton. C’est le seul moyen de mieux observer et comprendre l’évolution de la pauvreté. Il faut un instrument qui permette de présenter régulièrement l’ampleur et les causes du phénomène et d’évaluer la portée des mesures prises. Le monde politique et les autorités aussi en ont admis la nécessité: le Parlement a chargé le Conseil fédéral d’établir un monitorage régulier de la pauvreté en Suisse. Le projet, placé sous la direction de l’Office fédéral des assurances sociales, est en phase d’élaboration. En outre, la Haute école spécialisée de Berne, en collaboration avec Caritas Suisse, a développé et testé dans le canton de Berne un modèle de monitorage qui se base sur les données fiscales1. Qu’est-ce que la pauvreté? La définition de la pauvreté est fondamentalement liée à des valeurs sociétales, culturelles et politiques. Habituellement, la pauvreté est associée à l’impossibilité de combler ses besoins vitaux, notamment nourriture ou logement. Mais la marge de manœuvre au quotidien et la jouissance d’un certain statut social dépendent aussi des moyens financiers. Selon la Plateforme nationale contre la pauvreté, le niveau de vie de la société et les répercussions de la pauvreté sur d’autres aspects du quotidien sont des paramètres qu’il faut aussi prendre en compte. 1 Fluder/Hümbelin/Luchsinger/Richard, Ein Armutsmonitoring für die Schweiz, Modellvorhaben am Beispiel des Kantons Bern, Berne, 2020 L’année dernière, l’EPER a lancé une pétition contre la discrimination des personnes dépourvues de passeport suisse dans le droit à l’aide sociale. HEKS reichte letztes Jahr eine Petition gegen die Diskriminierung von Menschen ohne Schweizer Pass in der Sozialhilfe ein. © Keystone / Peter Schneider

8 Dossier —– ENSEMBLE 2023/69 Le taux de pauvreté absolu englobe toutes les personnes qui vivent dans des ménages dont le revenu est insuffisant pour assurer le minimum vital, c’est-à-dire, selon les estimations de la CSIAS, inférieur à 2279 francs par mois pour une personne seule et à 3963 francs par mois pour une famille avec deux enfants, sans compter l’assurance maladie. Quant au taux de risque de pauvreté, il est calculé en fonction du revenu médian de la population: les ménages dont le revenu est inférieur à 60 % de la médiane sont considérés comme exposés au risque de pauvreté. Ce taux est donc un peu plus large que le taux de pauvreté absolue et tient compte du niveau de richesse du pays. La pauvreté dans le canton de Berne Selon le monitorage de la Haute école spécialisée de Berne, 94 000 personnes vivent en dessous du seuil de pauvreté absolue dans le canton de Berne même en tenant compte des prestations sous condition de ressources destinées à lutter contre la pauvreté, ce qui équivaut à un taux de pauvreté de 10 %. Mais en appliquant le taux de risque de pauvreté, on arrive à 15 % de la population bernoise. Ces chiffres montrent qu’un nombre relativement élevé de foyers frôlent le seuil de pauvreté absolue, et pourraient donc basculer à la moindre fluctuation de leurs revenus ou de leurs besoins. Ainsi, la prévention doit cibler en particulier cette tranche de la population. Pour préciser le tableau, le monitorage calcule également le taux de pauvreté en tenant compte, en plus du revenu, des réserves financières des ménages, et il aboutit ainsi à un taux de 5,4 %, ce qui indique clairement que la fortune influence considérablement le taux de pauvreté, principalement pour les personnes retraitées dont les réserves financières contribuent souvent largement à couvrir les dépenses de base. Les ménages à faibles revenus ne se répartissent pas de manière homogène dans les différentes régions du canton: ils sont plus nombreux dans les régions rurales du Jura et de l’Oberland bernois, un peu moins dans les villes, et encore moins dans le Seeland et dans l’agglomération bernoise. Population touchée ou à risque Le monitorage de la pauvreté donne une image nuancée de la population touchée ou à risque. Le niveau de risque dépend du type de ménage, du niveau de formation et de la nationalité. Les personnes seules, les familles monoparentales avec enfants mineurs, les familles nombreuses, les personnes sans formation post-obligatoire achevée, au chômage et issues de l’immigration sont parmi les plus touchées. Les enfants sont particulièrement vulnérables: leurs chances de se développer et de se former sont réduites, ce qui accroît le risque de pauvreté à l’âge adulte. La pauvreté conduit à l’exclusion. Armut führt zu Ausgrenzung. © Unsplash

9 ENSEMBLE 2023/69 —– Dossier Si le plus jeune enfant de la famille a plus de cinq ans, le risque diminue progressivement au fil des années, ce qui est lié à la diminution des besoins de garde. Il est supérieur pour les familles de plus de trois enfants. Par ailleurs, le modèle de revenu joue un rôle important: le risque de pauvreté est plus élevé dans les familles qui vivent sur un seul salaire que dans celles où deux personnes contribuent aux revenus. Conséquences La pauvreté entraîne des conséquences existentielles, notamment dans les domaines de l’intégration professionnelle, de la famille, du logement et de la santé. Elle implique des privations et des contraintes matérielles, et prive la personne de nombreuses activités et offres sociales, ce qui constitue un facteur d’exclusion. Dans le canton de Berne, le forfait pour l’entretien accordé au titre d’aide sociale n’a jamais été adapté malgré le renchérissement, ce qui restreint d’autant plus les possibilités pour les personnes concernées de participer à la société. Cependant, ces dernières ressentent presque encore plus durement le manque de compréhension à leur égard. La société leur attribue souvent les causes de leur situation, sans voir que la pauvreté est surtout un facteur de stress dans la recherche de travail ou d’appartement, ou dans le contact avec les autorités. La réduction des primes d’assurance maladie et l’aide sociale sont des moyens efficaces de lutte contre la pauvreté des familles, la seconde étant la plus utile puisqu’elle permet de réduire de 18 % le nombre de cas de pauvreté dans les ménages composés d’un couple avec enfants, et même de 33 % dans les familles monoparentales. Les pensions alimentaires, qui permettent de réduire le taux de pauvreté des ménages monoparentaux d’un tiers, jouent aussi un rôle important pour subvenir aux besoins des familles après un divorce. A la différence d’autres cantons, Berne n’a pas de système d’allocations familiales complémentaires sous condition de ressources. Pourtant, ces prestations complémentaires (PC) permettent d’aider financièrement de manière ciblée des familles à faible revenu, comme le montrent d’autres cantons. Formation initiale et continue Les adultes dont les compétences de base sont insuffisantes ou qui ne possèdent pas de diplôme professionnel ont de fortes chances de travailler dans des conditions précaires, voire de se retrouver au chômage, ce qui accroît fortement le risque de pauvreté. D’après les estimations, un demi-million d’adultes en Suisse n’ont pas terminé de formation post-obligatoire. En matière de prévention de la pauvreté, il est donc essentiel d’encourager des personnes à acquérir des compétences de base et à obtenir un diplôme professionnel. Même si les efforts se sont intensifiés depuis quelques années dans les domaines de la formation initiale et continue, il reste difficile de cibler les adultes peu qualifiés. Souvent, des contraintes dans d’autres domaines – garantie du minimum vital, logement, famille, santé – les empêchent de bénéficier des mesures de formation continue. Les offres de formation doivent donc être adaptées au maximum aux situations de vie et aux besoins concrets des différents groupes cibles. En effet, il est essentiel de réussir une formation professionnelle et de parvenir à s’intégrer sur le marché de l’emploi pour sortir de la pauvreté à long terme. Certaines organisations récupèrent les invendus des grands magasins et les redistribuent aux personnes nécessiteuses. Es gibt Organisationen, die Essensspenden von Grossverteilern entgegennehmen und an Bedürftigte verteilen. © Keystone / Gaetan Bally

10 Dossier —– ENSEMBLE 2023/69 En Suisse romande, les Centres sociaux protestants (CSP) sont devenus incontournables dans le secteur de l’aide aux plus fragiles. Dans le Jura bernois et en ville de Bienne, l’institution apporte un soutien structurel aux personnes touchées par la précarité. Interview de son directeur Pierre Ammann. Par Nathalie Ogi Quelle est la situation sur le front de la précarité en Suisse? Les CSP constatent depuis quelques années une paupérisation croissante des personnes issues de la classe moyenne qui s’est divisée en deux catégories: la classe moyenne inférieure et la classe moyenne supérieure. On observe de plus en plus que personne n’est à l’abri. A la faveur de divers imprévus qui peuvent se cumuler, comme une perte d’emploi, un burn-out ou une séparation, des gens qui n’apparaissaient pas comme des prototypes de personnes pauvres connaissent des difficultés économiques qu’ils n’avaient jamais rencontrées auparavant et auxquelles ils n’étaient pas préparés psychiquement. Ils doivent soudainement admettre qu’ils font partie de cette catégorie de la population. La précarité a donc un peu changé de visage au 21e siècle. On estime aujourd’hui qu’environ 20 % des ménages ne sont pas en mesure de faire face à une dépense imprévue de plus de 2500 francs, qu’il s’agisse de frais dentaires ou d’une réparation automobile par exemple. Quelle aide apporte le CSP? Le CSP ne fait pas de distribution alimentaire comme d’autres œuvres d’entraide en Suisse. Dans certaines situations urgentes, nous distribuons parfois des bons Migros. Notre rôle est plutôt structurant. Lorsque des gens font appel à nous, notre secteur social et dettes s’attache à analyser leur situation financière, à examiner le budget de leur ménage, etc. Il s’agit d’examiner si le déficit est structurel et de quelle ampleur, d’analyser la nature et le niveau des dettes. Dans ce cadre, il nous arrive de solliciter une fondation privée et des fonds extérieurs pour un coup de pouce financier exceptionnel qui servira peut-être à payer des retards de primes d’assurance maladie ou des factures d’électricité. Pendant la pandémie, nous avons aussi pu solliciter la Chaîne du Bonheur pour aider ceux qui passaient entre les mailles du filet. Mais ces fonds sont aujourd’hui épuisés ou arrivés à échéance. Notre rôle est plutôt de soutenir les gens afin qu’ils puissent trouver eux-mêmes des solutions à leurs difficultés par un déménagement, en renonçant à la voiture ou à d’autres dépenses non essentielles. Nous nous contentons de donner des pistes, sans rien imposer. INTERVIEW «La pauvreté a changé de visage» Pierre Ammann, directeur du CSP Berne-Jura © Nathalie Ogi

11 ENSEMBLE 2023/69 —– Dossier Quelles sont les difficultés rencontrées par vos bénéficiaires? Si la crise économique annoncée ne s’est pas produite, l’inflation s’est accrue en début d’année, avec la hausse des primes d’assurance maladie, la hausse des coûts de l’électricité ou du prix du gaz. Or, les familles et les ménages qui n’ont pas de fortune ni de réserves ne sont actuellement souvent pas outillées pour affronter de telles augmentations. Ce qui coûte cher n’est plus ce qui était onéreux et superflu dans le passé, à savoir la télévision, les ordinateurs et les téléphones portables. Dorénavant, ce qui grève le plus le budget des ménages, ce sont avant tout les primes d’assurance maladie et le loyer. C’est particulièrement difficile pour les grandes familles, qui sont de moins en moins nombreuses, mais qui tirent vraiment la langue. Qui sont vos principaux bénéficiaires? Il y a beaucoup de femmes divorcées qui élèvent seules leurs enfants et qui n’imaginaient pas se retrouver avec des comptes déficitaires. D’ailleurs, beaucoup de gens ne font pas de budget et se retrouvent avec des déficits structurels. Ils demandent une avance sur leur salaire, ce qui ne résout rien. Il y a aussi tous ceux qui ont perdu un emploi puis divorcé ou l’inverse. On constate généralement qu’un problème en amène souvent un autre. Il y a bien sûr aussi les personnes allophones qui peinent davantage à (re)trouver un emploi. Nous avons justement développé considérablement nos mesures d’intégration professionnelle et sociale ces dernières années, dans l’idée d’apporter une réponse structurelle à ce type de difficultés. Constatez-vous une hausse des demandes? Nous n’enregistrons pas encore d’avalanches des demandes, mais ce n’est guère surprenant puisque durant la pandémie, les sollicitations ne nous sont parvenues que six mois à une année plus tard. Il faut savoir que les gens ne s’adressent pas à nous à la première difficulté, mais qu’ils mettent d’abord de côté les factures et les rappels. Le problème pour eux n’est pas de trouver de quoi manger, mais surtout de faire face aux factures impayées. J’ai l’impression toutefois que certains réduisent aussi leur consommation alimentaire et achètent moins de légumes, de fruits ou de viande. Ils se rendent dans des supermarchés hard-­ discount et achètent plutôt une boîte de thon que du poisson frais, de plus en plus cher. «Le bras armé» des paroisses La création du CSP Berne-Jura remonte aux années 60. Cette période de haute conjoncture a coïncidé avec l’arrivée en Suisse de nombreux travailleurs saisonniers d’Europe du Sud. Certains connaissaient des destins compliqués et se trouvaient en situation de précarité. L’Eglise protestante des cantons romands s’est sentie une responsabilité vis-à-vis de ces migrants qui arrivaient en masse pour construire les premières autoroutes et faire tourner les usines du pays. C’est ainsi que fut créé à Genève le premier CSP doté d’un vestiaire social, où ces saisonniers pouvaient trouver des vêtements. S’y ajouta bientôt une consultation juridique afin d’aider ces personnes qui ne connaissaient pas leurs droits. Un CSP jurassien a été créé en 1957. Ce sont les paroisses qui ont mis sur pied cet organisme régional, suite à une décision du Synode. Il a débuté ses activités de manière embryonnaire en automne 1958. L’engagement de la première assistante sociale remonte à 1966, considérée aujourd’hui comme l’année de fondation du CSP Berne-Jura. Sa mission est de répondre aux détresses et problèmes sociaux du temps présent, au nom de l’Evangile. Il répond de ses activités devant les paroisses, qui contribuent de manière décisive à son financement, au même titre que les Eglises réformées Berne-Jura-Soleure. Il n’a cessé de s’agrandir depuis et compte aujourd’hui une bonne centaine d’employés répartis sur ses trois sites de Moutier, Tramelan et Biel/Bienne. Tous secteurs confondus, il est en interaction avec plus de trois mille personnes chaque année et propose une palette de prestations très diversifiées et complémentaires, regroupées en secteurs: social et dettes, couples et familles, juridique et intégration professionnelle et sociale. Dans une région durement touchée par les crises de l’horlogerie et de l’industrie, le CSP Berne-Jura a particulièrement développé des mesures de marché du travail. Il propose des programmes d’intégration professionnelle ou sociale, notamment au sein de ses magasins de seconde main «Regenove», dont une nouvelle enseigne a été ouverte sur le site de Biel/Bienne en janvier.

12 Dossier —– ENSEMBLE 2023/69 INTERVIEW «Die Armut hat sich gewandelt» In der Westschweiz sind die Centres sociaux protestants CSP (Protestantische Sozialzentren) zu einem nicht mehr wegzudenkenden Faktor bei der Hilfe für die Bedürftigsten geworden. Im Berner Jura und in der Stadt Biel leistet die Institution strukturelle Unterstützung für Personen, die von Armut betroffen sind. Interview mit dem Direktor Pierre Ammann. Von Nathalie Ogi Wie ist die Lage an der Armutsfront in der Schweiz? Die CSP beobachten schon seit einigen Jahren eine zunehmende Verarmung von Personen, die aus der Mittelschicht stammen. Letztere lässt sich in zwei Gruppen einteilen: die untere Mittelschicht und die obere Mittelschicht. Wir stellen fest, dass niemand mehr vor Verarmung sicher ist. Verschiedene unvorhergesehene Ereignisse wie etwa ein Arbeitsplatzverlust, ein Burnout oder eine Trennung können zusammenkommen und sich gegenseitig verschärfen. Ist das der Fall, geraten Personen, die eigentlich nicht ins Schema des typischen Armen passen, in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die sie zuvor noch nie erlebt haben und auf die sie psychisch nicht vorbereitet sind. Sie müssen sich unvermittelt eingestehen, dass sie nun auch zu dieser Bevölkerungskategorie gehören. Die Armut hat sich also im 21. Jahrhundert etwas gewandelt. Man geht heute davon aus, dass rund 20 Prozent der Haushalte nicht mehr D dazu in der Lage sind, eine unvorhergesehene Ausgabe von mehr als 2500 Franken – etwa für eine Zahnbehandlung oder eine Autoreparatur – aufzufangen. Welche Hilfe bietet das CSP? Das CSP verteilt keine Lebensmittel, wie das andere Hilfswerke in der Schweiz tun. In bestimmten Notfällen verteilen wir ab und zu Migros-­ Einkaufsgutscheine. Unsere Rolle ist in erster Linie strukturierender Art. Wenn sich Leute an uns wenden, nimmt unsere Sozial- und Schuldenberatungsabteilung eine Analyse ihrer finanziellen Situation vor, untersucht ihr Haushaltsbudget und dergleichen. Es geht darum herauszufinden, ob das Defizit struktureller Art ist und wie umfassend es ist. Wir wollen erfahren, welche Schulden vorliegen und wie hoch sie sind. Dabei kann es vorkommen, dass wir eine private Stiftung angehen und externe Mittel erbitten, um ausnahmsweise eine finanzielle Unterstützung zu ermöglichen, die beispielsweise dazu dienen kann, ausstehende Krankenkassenprämien oder Stromrechnungen zu begleichen. Während der Pandemie konnten wir auch auf die Glückskette zurückgreifen, um jenen unter die Arme greifen zu können, die durch das Netz fielen. Diese Mittel sind nun aber erschöpft oder die Bezugsdauer läuft ab. Unsere Rolle besteht vor allem darin, die Hilfesuchenden so zu unterstützen, dass sie selbst Lösungen für ihre Probleme finden können, etwa durch einen Umzug, den Verzicht auf das Auto oder andere nicht lebensnotwendige Ausgaben. Wir beschränken uns darauf, Wege aufzuzeigen, wir drängen nichts auf. Pierre Ammann, Direktor des CSP Bern-Jura © Nathalie Ogi

13 ENSEMBLE 2023/69 —– Dossier «Der bewaffnete Arm» der Kirchgemeinden Das CSP Bern-Jura wurde in den 60er-Jahren gegründet. Die damalige Phase der Hochkonjunktur fiel zusammen mit der Ankunft von zahlreichen Saisonniers aus Südeuropa. Einige darunter stammten aus wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen und lebten in Armut. Die protestantische Kirche der Westschweizer Kantone empfand eine Verantwortung gegenüber diesen Migranten, die in Massen hierherkamen, die ersten Autobahnen bauten und die Fabriken am Laufen hielten. In diesem Umfeld wurde das erste CSP in Genf ins Leben gerufen, das den Saisonniers in einer sozialen Bekleidungsstelle Kleider zur Verfügung stellte. Schon bald kam einer Rechtsberatung hinzu, die Personen unterstützte, die sich mit ihren Rechten nicht auskannten. 1957 wurde ein jurassisches CSP gegründet. Es waren die Kirchgemeinden, die diese regionale Institution im Gefolge eines Beschlusses der Synode aufbauten. Das CSP nahm seine Arbeit im Herbst 1958 in einem sehr beschränkten Rahmen auf. Die Anstellung einer ersten Sozialarbeiterin erfolgte 1966. Dieses Jahr gilt heute als Gründungsjahr des CSP Bern-Jura. Seine Aufgabe besteht darin, im Namen des Evangeliums Antworten auf die sozialen Nöte und Schwierigkeiten der Gegenwart zu finden. Es legt den Kirchgemeinden, die zusammen mit den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn massgeblich zu dessen Finanzierung beitragen, Rechenschaft über seine Tätigkeiten ab. Seit seinen Anfängen ist das CSP ständig gewachsen und zählt heute über hundert Angestellte, die sich aufteilen auf die drei Standorte Moutier, Tramelan und Biel/Bienne. Nimmt man sämtliche Abteilungen zusammen, interagiert das CSP jedes Jahr mit über 3000 Personen und bietet eine sehr vielfältige und sich gegenseitig ergänzende Palette von Dienstleistungen an, die auf die Bereiche Soziales und Schuldenberatung, Paare und Familien, Recht sowie berufliche und soziale Integration aufgeteilt sind. In einer von der Krise in der Uhrenindustrie und der Industrie allgemein schwer getroffenen Region hat das CSP Bern-Jura vor allem Arbeitsmarktmassnahmen ausgebaut. Es bietet Programme für die berufliche und soziale Integration an, insbesondere in seinen Secondhandläden «Regenove». Im Januar wurde eine neue Filiale in Biel/Bienne eröffnet. Auf welche Schwierigkeiten stossen die Menschen, die bei Ihnen Hilfe suchen? Die angekündigte Wirtschaftskrise ist zwar nicht eingetreten, aber die Inflation hat sich Anfang Jahr mit der Erhöhung der Krankenkassenprämien und den gestiegenen Strom- und Gaskosten verschärft. Familien und Haushalte, die über kein Vermögen und keine Rücklagen verfügen, sind oft nicht dazu in der Lage, diese Erhöhungen aufzufangen. Was teuer ist, sind nicht mehr Dinge, die früher kostspielig waren oder nicht lebensnotwendig sind – ich denke hier beispielsweise an Fernseher, Computer oder Mobiltelefone. Was heutzutage das Haushaltsbudget am stärksten belastet, sind vor allem Krankenkassenprämien und Mieten. Das ist besonders schwierig für grosse Familien. Diese sind zwar nicht mehr so häufig anzutreffen, müssen sich aber sehr zur Decke strecken. Welche Personen kommen hauptsächlich zu Ihnen? Zu uns kommen viele geschiedene, alleinerziehende Frauen, die nicht damit gerechnet haben, in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Übrigens erstellen viele Leute gar kein Budget und geraten so in ein strukturelles Defizit. Sie möchten einen Vorschuss auf ihr Salär, das ist aber keine Lösung. Dann gibt es auch jene, die ihre Stelle verloren haben und dann geschieden wurden oder umgekehrt. Ganz generell stellen wir fest, dass ein Problem oft zu einem anderen führt. Es gibt natürlich auch diejenigen, die keine Landessprache beherrschen und es dadurch schwer haben, wieder oder überhaupt eine Arbeitsstelle zu finden. Es war deshalb richtig von uns, dass wir in den letzten Jahren die Massnahmen für die berufliche und soziale Integration beträchtlich ausgebaut haben. Die Überlegung dahinter war, eine strukturelle Antwort auf diese Art von Problemen zu finden. Stellen Sie einen Anstieg der Hilfsgesuche fest? Wir verzeichnen noch keinen massiven Anstieg von Hilfsgesuchen. Das ist aber nicht weiter verwunderlich, denn während der Pandemie erreichten uns die Hilfsgesuche mit sechs bis zwölf Monaten Verspätung. Man muss wissen, dass sich die Leute nicht sofort an uns wenden, wenn erste Schwierigkeiten auftreten. Zuerst legen sie die Rechnungen und Mahnungen auf einen Stapel. Das Problem ist für sie nicht, dass Essen auf den Tisch kommt, sondern die unbezahlten Rechnungen. Ich habe aber doch den Eindruck, dass sich einige auch in Bezug auf die Lebensmittel einschränken und weniger Gemüse, Früchte oder Fleisch einkaufen. Sie beschaffen sich die Waren in Hard-Discount-Supermärkten und kaufen lieber eine Dose Thunfisch als frischen Fisch, der immer teurer wird.

14 Dossier —– ENSEMBLE 2023/69 Dans le canton catholique du Jura, les paroisses réformées ne collaborent pas avec le Centre social protestant, mais avec Caritas. A l’occasion, il leur arrive également de soutenir ponctuellement des personnes en situation de précarité. Exemple à Delémont. Par Nathalie Ogi Comme d’autres paroisses dans l’arrondissement francophone, celle de Delémont est parfois sollicitée par des personnes en détresse. «Régulièrement, des gens passent à la porte et viennent nous demander une aide. Il s’agit généralement de personnes en situation de grande précarité, de sans domicile fixe ou de gens du voyage», explique la pasteure Sarah Nicolet. La paroisse peut leur fournir un petit coup de pouce, mais en principe elle cherche plutôt à les orienter vers Caritas, l’aide sociale ou l’aide sociale à l’hébergement. Ces derniers temps, ce type de sollicitations est en recrudescence. «De toute évidence, il y a une hausse de la précarité, mais nous n’en voyons que les marges», relève la pasteure. Il arrive aussi que certains paroissiens euxmêmes se retrouvent dans une situation difficile. «Dans ce cas, le fonds d’entraide de la paroisse de Delémont permet d’apporter un petit soutien financier, en réglant une facture par exemple. Mais il ne s’agit jamais de grosses sommes.» Cela reste une aide au cas par cas, distribuée de manière anonyme. Le fonds permet ainsi de remplir le rôle de diaconie de l’Eglise, mais de façon assez limitée. Les CSP disposent d’assistants sociaux formés et peuvent aider les gens à sortir du surendettement. «Nous avons plutôt une fonction de dépannage», ajoute Sarah Nicolet. Un petit comité composé de trois personnes étudie les demandes, de manière anonymes, et D E L É MON T Le coup de pouce de la paroisse celles-ci font par la suite l’objet d’un compte-rendu soumis plus tard à l’assemblée de paroisse. Collecte de fonds Une autre forme d’aide apportée par les paroisses s’effectue par la collecte de fonds. Ainsi lors de la Fête des récoltes qui a lieu traditionnellement chaque mois d’octobre, celle de Delémont rassemble de l’argent qu’elle donne ensuite à une œuvre d’entraide active sur place (un service de distribution alimentaire) ainsi qu’à une œuvre à l’étranger. Par ailleurs, à l’instar d’autres paroisses, la paroisse de Delémont organise une fois par mois un repas pour les personnes âgées, qui rassemble entre 40 et 50 convives à chaque fois. «C’est aussi une manière de rencontrer les gens, de voir les personnes qui traversent un moment difficile. Pour les personnes seules, il s’agit d’un moment convivial autour d’un bon repas comportant une entrée, un plat et un dessert, pour la modique somme de 15 francs.» Si une personne n’en a pas les moyens, il arrive que ce repas lui soit offert. «Mais il y a souvent une grande gêne à demander de l’aide et il faut parfois trouver des stratagèmes pour apporter un soutien», souligne la pasteure. Ces rencontres sont aussi une forme d’aide spirituelle. Enfin, les paroisses apportent indirectement leur aide à des personnes en situation de précarité en mettant leurs locaux à leur disposition. Delémont prête ainsi une salle du Centre réformé à l’association «Table couvre-toi» qui s’engage contre le gaspillage alimentaire en distribuant de la nourriture à des personnes dans le besoin. Ici, la demande est plus forte depuis quelques mois, en lien avec le conflit en Ukraine. Les familles ukrainiennes sont nombreuses à se rendre à ces distribution de nourriture. Sans être directement engagée dans ce type d’événement, la paroisse continue ainsi de jouer un rôle social. © Adrian Hauser Die Nachfrage nach Lebensmitteln ist gestiegen. La demande de denrées alimentaires est en hausse.

15 ENSEMBLE 2023/69 —– Dossier DELSBERG Zustupf von der Kirchgemeinde Im katholischen Kanton Jura arbeiten die reformierten Gemeinden nicht mit dem Centre social protestant, sondern mit der Caritas zusammen. Gelegentlich unterstützen sie vereinzelt auch Menschen, die in Armut leben. Ein Beispiel aus Delsberg. Von Nathalie Ogi Wie andere Kirchgemeinden im französischsprachigen Bezirk wird auch jene von Delsberg manchmal von Personen um Hilfe gebeten, die sich in einer wirtschaftlichen Notlage befinden. «Regelmässig klopfen bei uns Leute an und bitten uns um Hilfe. In der Regel handelt es sich dabei um Menschen, die in ärmlichen Verhältnissen leben, keinen Wohnsitz haben, oder es sind Fahrende», führt die Pfarrerin Sarah Nicolet aus. Die Kirchgemeinde kann ihnen einen kleinen Zustupf gewähren, in aller Regel wird aber versucht, sie an die Caritas, die Sozialhilfe oder an Unterbringungsstrukturen weiterzuleiten. In letzter Zeit nehmen diese Hilfsgesuche zu. «Es macht den Anschein, als nehme die Armut zu, wir sehen aber nur die Spitze des Eisbergs», räumt die Pfarrerin ein. Es kann auch vorkommen, dass Kirchgemeindemitglieder ihrerseits in eine schwierige Lage geraten. «In diesem Fall erlaubt es der Hilfsfonds der Kirchgemeinde Delsberg, eine kleine finanzielle Unterstützung auszurichten, indem zum Beispiel eine Rechnung übernommen wird. Es handelt sich dabei aber nie um grössere Beträge.» Diese Hilfe wird von Fall zu Fall ausgerichtet und erfolgt anonym. Der Fonds ermöglicht es, die diakonische Rolle der Kirche wahrzunehmen, allerdings in einem begrenzten Ausmass. Die CSP verfügen über ausgebildete Sozialarbeiterinnen und -arbeiter und können die Hilfesuchenden dabei unterstützen, einen Ausweg aus der Überschuldung zu finden. «Unsere Funktion ist es eher, eine erste Nothilfe zu leisten», fügt Sarah Nicolet an. Ein kleiner Vorstand von drei Personen prüft die Hilfsgesuche anonym und verfasst einen Bericht, der später der Kirchgemeindeversammlung vorgelegt wird. Beschaffen von finanziellen Mitteln Eine weitere Form von Hilfe, welche die Kirchgemeinden anbieten, stützt sich auf Spendenaktionen. Anlässlich des Erntefests, das traditionell im Oktober begangen wird, sammelt die Kirchgemeinde Delsberg Geld, welches anschliessend an ein vor Ort aktives Hilfswerk (einen Mahlzeitendienst) und an ein im Ausland tätiges Hilfswerk D übergeben wird. Wie andere Kirchgemeinden organisiert auch jene von Delsberg einmal pro Monat ein Essen für Senioren, an dem jeweils zwischen 40 und 50 Personen teilnehmen. «Auf diese Weise können wir auch mit Menschen Kontakt aufnehmen, die eine schwierige Zeit durchleben. Alleinstehende können bei einem guten Essen ein paar gesellige Momente erleben. Das Essen besteht aus Vorspeise, Hauptspeise und Dessert und wird für den bescheidenen Betrag von 15 Franken angeboten.» Wenn eine Person nicht über die entsprechenden Mittel verfügt, kann ihr die Mahlzeit offeriert werden. «Oft schämen sich aber die Leute, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Manchmal muss sogar zu einer List gegriffen werden, um die Unterstützung überhaupt leisten zu können», betont die Pfarrerin. Die Treffen sind auch eine Form der spirituellen Hilfe. Last, but not least leistet die Kirchgemeinde eine indirekte Hilfe, indem sie Personen in wirtschaftlichen Notlagen ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. So überlässt Delsberg von Zeit zu Zeit den Saal des Centre réformé dem Verein «Tischlein deck dich», der sich im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung engagiert und Nahrungsmittel an Bedürftige verteilt. Hier ist die Nachfrage im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine seit ein paar Monaten angestiegen. Die ukrainischen Familien erscheinen jeweils zahlreich zur Verteilung der Nahrungsmittel. Ohne direkt an dieser Art von Unterstützung beteiligt zu sein, nimmt die Kirchgemeinde hier eine soziale Rolle wahr. © Adrian Hauser Vergabe von Essen kann helfen, die Armut zu lindern. La distribution de nourriture peut aider à combattre la pauvreté.

16 Dossier —– ENSEMBLE 2023/69 In Kirchgemeinden gibt es Beratungsstellen für Menschen, die finanziell in Not geraten. Punktuell kann durch Gelder von Stiftungen geholfen werden, langfristig bringt aber meist nur eine bessere Berufsbildung Entlastung. Von Adrian Hauser In Kirchgemeinden sind seit Corona und seit dem Anstieg der Flüchtlinge aus der Urkaine mehr Fälle von Armut zu verzeichnen. Dies bestätigen Bea Friedli vom Beratungs- und Sozialdienst der Kirchgemeinde Petrus und Silvie Wanner von der Sozialberatung der Kirchgemeinde Bümpliz. Beide Beratungen stehen Menschen jeder Herkunft und Religion offen, die Anfragen kämen denn auch «querbeet» von verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Oft hat man es an diesen Stellen jedoch mit Menschen zu tun, die in irgendeiner Form durch die Maschen des Sozialgefüges fallen oder bei denen aus verschiedenen Gründen die Sozialhilfe oder der Lohn nicht reicht. Es sind oft Personen mit einem tiefen Bildungsstand oder mit Migrationshintergrund, die beispielsweise im Gastgewerbe, in einer Fabrik, in der Reinigungsbranche, als Fahrer oder Nachtkuriere arbeiten. Erschwerend bei Personen mit Migrationshintergrund kommt hinzu, «dass im Ausland erworbene Fähigkeiten oder Ausbildungen hier nicht anerkannt werden», wie Silvie Wanner es ausdrückt. Dies macht es schwierig, die Personen langfristig aus ihrer prekären Lage zu führen. BERATUNGSSTELLEN IN KIRCHGEMEINDEN «In die Kinder investieren» Es trifft aber auch Alleinerziehende oder in Trennung lebende Menschen, wie Bea Friedli erklärt. Oft reichen in solchen Fällen eine teure Arztrechnung, die Deckung der Franchisekosten oder andere unvorhergesehene Kosten, dass das Monatsbudget aus dem Gleichgewicht gerät. Die Lage spitzt sich dann besonders zu, wenn noch Schulden aus der Vergangenheit vorhanden sind. Dann bleibt wenig Spielraum. Bei Personen, die Kinder haben, stellt sich eine Entspannung ein, wenn die Kinder grösser und selbstständiger werden. Dies ermöglicht es oft, dass beide Elternteile einer Arbeit nachgehen können. Wenn Schulden vorliegen, so gehen die kirchlichen Beratungsstellen in Zusammenarbeit mit den Sozialdiensten und der Schuldenberatung eine Schuldensanierung an. Punktuelle Hilfe Bei unvorhergesehenen Rechnungen, die das Budget sprengen, stellen die beiden Beraterinnen Gesuche an Stiftungen, um wenigstens punktuell das Loch stopfen zu können. Doch das sind nur Trostpflaster. In den Beratungen geht es auch um langfristige Perspektiven, beispielsweise für eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt. Hier können Sprachkurse oder Weiterbildungen helfen, um das Ruder dauerhaft herumreissen zu können. «Es geht auch darum, in die Kinder zu investieren», sagt Bea Friedli, damit diese später nicht in derselben Situation landen wie ihre Eltern. Bei Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund geht es dabei um Integration und einen erfolgreichen Anschluss an Schul- und Berufsbildung. Deshalb bemühen sich die Sozialdienste der Kirchen auch darum, in Zusammenarbeit mit Stiftungen Plätze in Kitas mitfinanzieren zu können. Nebst den Stiftungen ist teilweise auch ein eigener Fonds vorhanden, um dies für benachteiligte Kinder zu ermöglichen. Denn ein Platz in einer Kita wirkt sich positiv auf die Integration der Kinder aus. In Bethlehem beträgt der Anteil der ausländischen Bevölkerung etwas 60 Prozent. Silvie Wanner berichtet von Fällen mit unsicherem Asylstatus, die sich nicht bei der Sozialhilfe melden aus Angst, ausgewiesen werden zu können. Dann ist die Kirche oft die letzte Hoffnung. Um den Grundbedarf zu decken, können Angebote wie von «Tischlein deck Dich» oder der «Schweizer Tafel» hilfreich sein. Doch langfristig helfen meist nur Weiterbildungen aus der prekären Situation hinaus, um ein höheres und stabiles Einkommen zu erzielen. Von Armut sind oft auch Kinder mitbetroffen. Les enfants sont aussi concernés par la précarité. © Keystone / Arnulf Hettrich

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=