ENSEMBLE Nr. / N° 58 - Mai / Mai 2021

17 ENSEMBLE 2021 /58 —– Doss i er gen Zugang, um sich mit solchen Fragen ausein­ anderzusetzen und Gemeinschaft zu erleben. Gibt es in den Gottesdiensten einen liturgischen Ablauf? Melanie Keller: Es gibt eine einfache Struktur. Doch wir wollen nicht, dass der Gottesdienst jedes Mal identisch abläuft. Kernstück des Gottesdiens­ tes ist ein Interview mit einem Gast. Künstlerische Darbietungen aus der HipHop-Kultur sind eben­ falls wichtige Elemente, sei es tänzerischer oder musikalischer Art. Oftmals verarbeiten sie das Interviewthema. Die Mitwirkenden bringen je­ weils ihre eigenen kreativen Ideen ein. Gabriel Friderich: Wir sind noch am Erproben und Entwickeln. Wichtig ist uns der partizipative Charakter der Gottesdienste. Denn der Austausch ist ein grosses Bedürfnis der Jugendlichen. Sie kön­ nen Fragen an den Interviewgast stellen, zudem finden Diskussionsrunden statt. Viele bleiben auch nach dem offiziellen Teil und tauschen sich über den Glauben aus. Mit «Church for the Unchurched» prägt ihr die Kirche mit. Was ist euch dabei wichtig? Und wie müssen die Gottesdienste gestaltet sein, damit Jugendliche und junge Erwachsene aus der HipHop-Kultur mit der Kirche etwas anfangen können? Gabriel Friderich: Bei «Church for the Unchur­ ched» steht nicht primär der HipHop im Vorder­ grund. Es geht nicht darum, einen möglichst krassen HipHop-Event zu inszenieren. Aber da wir das HipHop Center sind, gehören Tanz- und Rap- Beiträge natürlich dazu. Es kann aber auch ein Poetry-Slam sein – wir sind da sehr offen. Kein Pfarrer, keine Predigt, kein Lobpreis: Die Gottesdienste von «Church for the Un- churched» brechen traditionelle Gottesdienst- formate bewusst auf. Sie richten sich an junge Menschen, die zwar kirchenfern, aber offen gegenüber dem christlichen Glauben sind. Ein Gespräch mit Gabriel Friderich und Melanie Keller vom HipHop Center Bern über partizipativ gestaltete Gottesdienste zwischen Graffitis und Turntables. Von Manuel Münch* Wie ist «Church for the Unchurched» entstanden? Gabriel Friderich: Wir vom HipHop Center ha­ ben nach einer alternativen Form von Gottesdienst gesucht. Der traditionelle reformierte Gottesdienst schien uns für junge Menschen wenig zugänglich. Darum haben wir uns gefragt, wie eine Gottes­ dienstform für kirchenferne und kirchenkritische Jugendliche ausgestaltet sein sollte. Daraus ist «Church for The Unchurched» entstanden. An wen richtet sich «Church for the Unchurched»? Melanie Keller: Die Türen stehen allen offen, die interessiert sind, sich von Menschen und lebensnahen Geschichten inspirieren zu lassen und so die Vielfalt Gottes zu entdecken. Aber in erster Linie richtet sich «Church for the Unchur­ ched» an kirchenferne junge Menschen, die an Lebens- und Glaubensfragen interessiert sind, aber Hemmungen haben, ein kirchliches Gebäude zu betreten. Wir bieten ihnen einen niederschwelli­ « C H U R C H F O R T H E U N C H U R C H E D » «Hier hat niemand die Deutungshoheit» * Beauftragter Jugend der Reformierten Kirchen Bern-Jura­ Solothurn Sich von Menschen und Geschichten ins- pirieren lassen und sich über Glaubens- und Lebensfragen austauschen: Gottes- dienst im HipHop Center Bern. Se laisser inspirer par des personnes et des histoires et échanger sur des questions de foi et de vie: culte au Centre HipHop de Berne. © HipHop Center Bern

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