ENSEMBLE Nr. 4 - Dezember 2015 - page 21

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ENSEMBLE 2015/4 —– Fokus
Deutschland Margot Kässmann, der Präsident der
Schweizer Bischofskonferenz Markus Büchel, der
Präsident des Rates SEK Gottfried W. Locher oder
Regierungsrat Bernhard Pulver. Das Grossereignis
war das Endresultat einer vierjährigen Vorberei-
tungszeit.
Rund 5000 Menschen besuchten an den fünf
Tagen Veranstaltungen des Kongresses. Das ist
eine höchst erfreuliche Zahl für einen Anlass, der
sich schwerpunktmässig der sogenannt Neuen
Musik widmet, die weder in der Kirche noch im
Konzertsaal ein Massenpublikum anzieht. Viele
haben dabei tiefe, berührende Erlebnisse gehabt,
einige mögen auch befremdet gewesen sein oder
sich geärgert haben. Wer immer dabei war, hat
aber Neues gehört und Eindrücke mitgenommen,
die nachklingen.
Langjähriges Schaffen
Was bleibt vom Kirchenmusikkongress, neben
diesen Erinnerungen? Bleiben werden wichtige
Einsichten aus den vielen Gesprächen. Die Einsicht
zum Beispiel, dass in einer Kirche von heute auch
schwierige, widerständige Musik (und Kunst) ih-
ren Platz haben muss – weil auch die Gute Bot-
schaft manchmal schwierig und widerständig ist.
Oder die Einsicht, dass in einer vielfältigen Volks-
kirche die Grabenkämpfe zwischen alter und neu-
er, zwischen Popular- und «klassischer» Musik ei-
gentlich überwunden werden sollten. Und man
stattdessen die Differenzen respektieren lernen
müsste, so wie man unterschiedliche Glaubens-
haltungen und Frömmigkeitsstile respektiert.
Ein Weiteres bleibt, nämlich die Erkenntnis,
dass in den letzten Jahrzehnten enorm viel wert-
volle geistliche Musik geschaffen worden ist. Und
dass diese Musik einen Platz in den Kirchen haben
müsste. Lennart Dohms, Professor an der HKB
Bern, hat dies in einem Satz zum Ausdruck ge-
bracht, der während des Kongresses zum geflü-
gelten Wort wurde: «Man kann den Tiger aus dem
Urwald holen, aber nicht den Urwald aus dem
Tiger». Damit meint er: Man kann die Neue Musik
aus der Kirche verbannen, aber nicht das Spiritu-
elle, Geistliche aus der Neuen Musik. Viel Neue
Musik gehört eigentlich in die Kirche. Man muss
fragen, warum die Kirchen dies oft noch nicht ge-
merkt haben.
©Daniel Allenbach /HKB
Nächtliche
Pilgergesänge
in der Dreifaltig-
keitskirche
in Bern.
Chants de pèle­
rins à l’église
de la Trinité
de Berne durant
la nuit.
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