Refbejuso - Tätigkeitsbericht 2018

35 Wichtige Veränderungen Die Zeit der Jahrtausendwende war eine Zeit grosser Veränderungen für die Kirchen. Zwei Sparpakete des Kantons zwangen die Reformierten zu Pfarrstellenreduktionen, für die man klare, transparente Kriterien zu entwickeln versuchte. Vor allem die zahlreichen dabei entstehenden Teilzeitstellen nötigten dazu, das Profil des Pfarrberufs zu klären, was durch Leitbild und Dienstanweisung für Pfarrerinnen und Pfarrer geschah. Die Dynamik dieser Massnahmen, so unverzichtbar sie waren, blieb freilich administrativ. Der Charakter des kirchenleitenden Handelns begann sich gegen Ende der 2000er-Jahre zu ändern. Ausschlag- gebend dafür waren die Diskussionen der Synode über die Ämter in der Kirche. 2008 entschied die Synode, neben dem Pfarramt das katecheti- sche und das sozialdiakonische Amt in unserer Kirche einzuführen. Während Jahren wurden danach die notwendi- gen Anpassungen der Kirchenordnung und die Neufassung der Liturgien zur Ordination und Beauftragung beraten und beschlossen. Dieser Prozess wur- de begleitet und ermöglicht durch viel ernsthafte theologische Reflexion über die Eigenart einer reformierten Kirche. Ein neues Selbstverständnis Ein unerwartetes Ereignis half dem Synodalrat 2013, seine geistliche Funktion tiefer zu verstehen. Im Som- mer äusserte eine Pfarrerin in einem Radiointerview, dass Gott bloss eine Erfindung sei. Statt mit Massregelung reagierte der Rat gemäss der Devise «Diskurs, nicht Disziplinierung». Die betreffende Pfarrerin wurde aufgefor- dert, sich mit ihren Thesen der öffentli- chen Diskussion zu stellen. Damit war der reformierte Weg aufgezeigt: «Im Dialog über die Auslegung der Schrift müssen unsere Differenzen gelöst werden.» Die Aufgabe der Kirchen- leitung ist dabei, den Diskurs in Gang zu halten und zu moderieren. Das geistliche Selbstverständnis des Synodalrats zeigt sich auch in der ,Q HLQHP (QGH YHUÑƪHQWOLFKWHQ %XFKEHLWUDJ KDW GHU DP $XJXVW verstorbene Synodalrat Lucien Boder etwas wie eine Bilanz der Arbeit des Synodalrats in den vergangenen 20 Jahren vorgelegt. Es geht ihm darum zu zeigen, wie der Synodalrat der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn seine Art des Leitens in den vergangenen Jahren bewusst geändert und dabei «auf entschiedene Art eine geistliche Dimension integriert hat». Seine zentralen Gedanken sind hier kurz zusammengefasst. Bilanz eines grossen Kirchenmannes Andreas Zeller Präsident des Synodalrats Matthias Zeindler Bereichsleiter Theologie Kommunikation, die er in den vergan- genen Jahren entwickelt hat: Mit den «Hirtenbriefen» an die Pfarrschaft, den Pfarrkonferenzen und der Zeitschrift ENSEMBLE versucht der Rat, hörende, auf das Gespräch mit den Mitarbei- tenden angewiesene Kirchenleitung zu sein. Die Überlegungen im Papier «Berner Kirche in der Transformation» geben diesem Selbstverständnis die theologische Grundlage. Bilanz Lucien Boder schliesst seinen aus- führlichen Text in einem hoffnungsvol- len Ton. Im Rückblick auf das Handeln des Synodalrats stellt er fest: «Eine theologische und geistliche Reflexion hat seine Äusserungen zu erweitern und zu vertiefen begonnen.» Dies erlaubt es ihm und der ganzen Kirche, «den Atem wiederzufinden, Hoffnung und eine erneuerte Zuversicht». Lucien Boder, Aujourd’hui, risquer Dieu, in: Magdalene L. Frettlöh/Frank Mathwig (Hg.), Kirche als Passion. Festschrift für Matthias Zeindler, Zürich: Theologischer Verlag, 2018, 435-454. Departement Theologie

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