Refbejuso - Tätigkeitsbericht 2018

34 Lucien Boder 7. Oktober 1958 – 16. August 2018 Lucien Boder war durch und durch ein Mann der Kirche. Er war ein inspirierter und inspirierender Pfarrer, ein engagierter Synodalrat und ein Mensch mit einer tiefen spirituellen Dimension. Für mich war er auch ein guter Freund, mit dem ich während fünfundzwanzig Jahren gemeinsam für unsere Kirche arbeitete. Er begegnete allen mit Interesse und Wertschätzung. Er hatte die Gabe, den Menschen zuzuhören, er konnte sie trösten, und er begleitete sie in ihrem Leben. Unser «Romand de service», wie er sich häufig mit einem Augenzwinkern bezeichnete, hat uns immer wieder an die welsche Mentalität erinnert und uns eine Kirche gezeigt, die ein wenig anderes funktionierte als bei uns in der Deutschschweiz. In den Ratssitzungen sprach er immer Schweizerdeutsch, er beherrschte den Dialekt sehr gut. Nur sehr selten wechselte er ins Fran- zösische, und dann wussten wir, dass Lucien gar nicht einverstanden war und sich ärgerte. Als er während zweier Jahre die Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds präsidierte, leitete er die Verhandlungen mit grosser Klarheit, mit Charme und der für ihn typischen Liebenswürdigkeit. Als Synodalrat war er verantwortlich für viele Mandate in der Deutsch- schweiz und in der Romandie. Für ihn war es selbstverständlich, dass er in jeder der unzähligen Sitzungen gut vorbereitet mitarbeitete. Er brachte in- teressante Ideen ein und war ein von allen geschätzter Gesprächspartner. Lucien Boder war ein Mensch mit Visionen, die Mission unserer Kirche war ihm wichtig. Die Kirche sollte die Gemeinschaft stärken. Für ihn war es auch selbstverständlich, dass sich die Kirche der wichtigen Themen unserer Gesellschaft annehmen muss. So engagierte er sich neben seiner Arbeit auch für Migrantinnen und Migranten und setzte sich als Präsident von Vereinen und Stiftungen für die Menschen am Rande der Gesellschaft ein. Das alles tat er stets gut gelaunt und voller Enthusiasmus. Oft fragte man sich, wie er all dies in dieselben 24 Stunden packte, die wir alle pro Tag zur Verfügung haben. Er hatte aber auch grosses Interesse an Literatur und Musik. Neben der theologischen Lektüre las er Werke der klassischen Literatur. So lagen im Spital auf seinem Nachttischchen zuerst nur die «Mémoires» von Châteaubriand, bis ich ihm Joël Dicker dazulegte. Als er 2016 erkrankte, zeigte er grossen Mut und setzte sich mit der Krankheit und auch mit dem Tod auseinander. Er hat gegen die schwere Krankheit gekämpft und dabei nie den Humor verloren. Wie oft haben wir auch in schwierigen Situationen gemeinsam gelacht, und alles wurde erträglicher. Lucien Boder fehlt uns allen sehr. Es bleiben aber viele kostbare gemeinsa- me Momente: sein typisches Lachen in den Korridoren des Hauses der Kir- che, oder Lucien Boder, der die neuen Pfarrerinnen und Pfarrer ordiniert, und der Moment, wenn er sie segnete und man dachte, seine grosse spirituelle Kraft zu sehen. Seien wir alle dankbar für alles, was wir mit Lucien Boder erlebt haben. Diese Bilder und Erinnerungen beglei- ten uns weiter auf unserem Weg für unsere Kirche. Lucien Boder – HLQ VSLULWXHOOHU 6FKDƪHU Pia Grossholz-Fahrni Vizepräsidentin des Synodalrats Synodalrat Lucien Boder zum Gedenken Departement Theologie – Würdigung

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