Refbejuso - Tätigkeitsbericht 2018

36 Über die Kirche nachdenken Matthias Zeindler Bereichsleiter Theologie Der Bereich Theologie ist nicht der einzige, in dem über die Kirche nachgedacht wird. Da er aber die Aufgabe hat, theologische Grundlagen für das kirchliche Handeln zu liefern, bildet das Nachdenken über die Kirche heute und morgen einen Schwerpunkt der Tätigkeit dieses Bereichs. Dafür zwei Beispiele aus dem vergan- genen Jahr. Kirche geistlich leiten Eine vom Bereich Theologie ver- antwortete Tagung unter dem Titel «Leit uns in allen Dingen» setzte sich im Januar während zwei Tagen mit der Frage auseinander, was eigentlich «geistliche Leitung» in der Kirche bedeutet. Dazu referierten vor rund hundert Kirchgemeinderätinnen und -räten, Pfarrpersonen und weiteren Interessierten nicht nur Theologen, sondern auch ein Organisationsent- wickler. Ein Podium mit Leitungsperso- nen aus verschiedenen Landeskirchen diskutierte über die «ideale Leitung der Kirche». Hochspannend waren die Workshops zu Themen wie «Social Media – vom Monolog zum Dialog», «Budgetmacht, Geistmacht, Ohnmacht – wer regiert die Kirchgemeinde?», «Vision Kirche 21 und Kirchenleitung» oder «Stark in Führung durch klare Kommunikation». Als ein besonderes Ereignis erwies sich ein Gespräch mit Dr. Stephan Feldhaus, einem katholischen Theo- logen, der bei Hoffmann-La Roche als Mitglied der Geschäftsleitung wirkt. Er zeigte überzeugend, dass auch Führung in der Wirtschaft an den betroffenen Menschen orientiert sein muss. Für Feldhaus stehen dabei Be- griffe wie Ermächtigung/Ermutigung (empowerment), Anerkennung und Zusammenarbeit im Mittelpunkt. Alle sind Kirche Zusammen mit der Zürcher Landes- kirche und den Theologischen Fakul- täten Bern und Zürich geben die Reformierten Kirchen Bern-Jura- Solothurn in der Reihe «denkMal» im Abstand von zwei bis drei Jahren allgemein verständliche Bücher zu wichtigen Themen in der Kirche heraus. Im Berichtsjahr ist ein Band unter dem Titel «Alle sind gefragt. Das Priestertum aller Gläubigen heute» erschienen, herausgegeben von Ralph Kunz und Matthias Zeindler. Er bietet vielfältige Beiträge zu einer für die reformierten Kirchen grundlegenden Thematik. Denn für diese Kirchen gilt noch mehr als für andere, dass sie nicht Kirchen von Pfarrerinnen und Pfarrern (oder aus drei Ämtern) sind, sondern dass sie getragen werden von allen ihren Gliedern. Zu diesen Kirchen gehören heisst deshalb immer auch, für sie verantwortlich sein. Mit Recht sind die Reformierten stolz auf dieses Kirchenverständnis. Aber in den Stolz mischen sich zuneh- mend Zweifel. Denn die Ansprüche an das Priestertum aller Gläubigen sind enorm gewachsen. Die Aufgaben der Kirchgemeinderäte sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Gemeinde- und Baugesetzgebungen werden immer komplexer, anspruchsvolle Rechnungsmodelle oder zusätzliche Aufgaben in der Personalführung erfordern nicht nur Zeit, sondern auch umfängliche Kenntnisse. In dieser Situation will «Alle sind gefragt» mit Beiträgen aus der Praxis von Kirch- gemeinden und mit Reflexionen dazu ermutigen, das reformierte Anliegen, dass wir alle Kirche sind, auch unter neuen Bedingungen zu leben. Departement Theologie Was bedeutet eigentlich «geistliche Leitung» in der Kirche?

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