Refbejuso - Tätigkeitsbericht 2020

38 39 Departement Theologie In die Zukunft gestossen Matthias Zeindler Bereichsleiter Theologie «Kirche sein im digitalen Zeitalter», heisst es im Legislaturprogramm des Synodalrats. Wegen Corona konnten die Kirchgemeinden keine Gottesdienste durchführen. Die Digitalisierung hat ihnen neue Wege des Feierns eröffnet. Bereichsleitung Matthias Zeindler Stephan Hagenow (Stellvertreter) Margrit Sager (Assistentin BL) Fachstelle Theologie Matthias Zeindler (Leiter) Eva Berger (bis 31. Mai 2020), Franziska Huber, Romy Huber (ab 1. Juni 2020), Roger Juillerat, Christine Oefele Fachstelle Personalentwicklung Pfarrschaft Stephan Hagenow (Leiter) Barbara Bays, Bernd Berger, Martin Hirzel, Margrit Sager, Erika Zulauf Kirchlich-Theologische Schule Bern (KTS) Lorenz Hänni (Leiter) Koordinationsstelle für praktikumbezogene theologische Ausbildung (KOPTA) Andreas Köhler-Andereggen: Leitung KOPTA und Lernvikariat Martina Schwarz: Leitung Praktisches Semester Carsten Heyden: Verantwortlicher Religionspädagogik Manuela Liechti-Genge: Studienleitung CAS/MAS Ausbildungspfarrer/-innen Monika Heuer: Administration Commission des stages, de consécration et d’agrégation de l’arrondissement jurassien (COMSTA) Marc Balz, Regionalpfarrer, Biel Theologie Der Gottesdienst – doch zentral Seit langem wird immer wieder gefragt, ob der Gottesdienst wirklich die zentrale Veranstaltung der Kirche sei. Erreicht sie anderswo nicht bedeutend mehr Menschen, im Unterricht zum Beispiel oder in ihrer sozialen Tätigkeit? Im Moment, wo wegen des Lockdowns auch die Gottesdienste ausfallen mussten, verstummten diese Stimmen. Stattdessen wurde gefragt, wann religiöse Feiern wieder stattfinden können, mit wie vielen Teilnehmenden und welchen Schutzmassnahmen. Die Presse berichtete darüber, wie in der Pandemie Beerdigungen gestaltet werden. Und der Begriff der «Systemrelevanz» tauchte auch im Zusammenhang mit Gottesdiensten auf. All dies machte deutlich, der Gottesdienst ist für die Kirche eben doch zentral. Schnelle Umstellung Wenn man den Kirchen gerne unterstellt, sie seien träge und wenig veränderungsfreudig, so ist man auch hier eines anderen belehrt worden. Es war eindrücklich, welche Vitalität Kirchgemeinden und Mitarbeitende zeigten, wenn es darum ging, auf die neue Situation zu reagieren. Als grössere Versammlungen nicht mehr möglich waren, öffnete man stattdessen Kirchen für die individuelle Andacht. Am Sonntagmorgen läuteten die Glocken und spielte die Orgel. Man konnte sich still in eine Bank setzen, die ausgedruckte Predigt lesen, beten oder nachdenken. Wer Bedarf nach einem Gespräch hatte, für den war eine Pfarrerin oder ein Pfarrer anwesend. Wer trotzdem einen Gottesdienst mitfeiern wollte, fand im Radio und am Fernsehen zahlreiche Angebote. Und sehr schnell kamen dazu Video- und Audiodateien der eigenen Kirchgemeinde. Digitale Gottesdienste mit grossem Publikum Fast von einem Tag auf den andern wurde die digitale Zukunft der Kirche zur Gegenwart. Viele Pfarrerinnen und Pfarrer nahmen Predigten oder ganze Gottesdienste auf und stellten sie ins Netz. Anfangs wirkten manche dieser Versuche noch improvisiert, doch von Woche zu Woche konnte man beobachten, dass die Angebote professioneller wurden. Die Predigten wurden kürzer und prägnanter, auch andere Leute wirkten mit, und die Aufnahmetechnik machte enorme Fortschritte. Eine grosse Vielfalt von Formaten entstand dabei, von kurzen Audio-Grüssen über einfache Andachten bis hin zu opulenten Feiern mit Gesangsquartetten, Alphorn oder Bläserensembles. Und immer stärker kam man ab von der blossen Aufzeichnung von Gottesdiensten und wählte stärker partizipative Formen. Formen, die es ermöglichten, dass man auch von zu Hause aus Teil einer feiernden Gemeinde werden konnte. Die Nachfrage nach diesen digitalen Feiern war überraschend gross. In den meisten Fällen überstiegen die Klickzahlen die normalen Besucherzahlen von Gottesdiensten um ein Vielfaches. Dies ist ein Hinweis darauf, dass ein solch niederschwelliger Zugang zu kirchlichen Angeboten für viele Menschen attraktiv ist. Das wird man auch über die Pandemiezeit hinaus im Auge behalten müssen. Fachstelle Theologie Arbeitsbereich Gottesdienst und Kirchenmusik Viel Zeit beanspruchte die Überarbeitung von Dokumenten für die kirchenmusikalische Ausbildung; neue organisatorische Rahmenbedingungen und v.a. die an der Gemeindepraxis orientierte Fortentwicklung der Ausbildung machten eine grundlegende Revision von Vereinbarungen und Verordnungen nötig. Das Forum Gottesdienst zu Spielarten der liturgischen Partizipation konnte nicht stattfinden, dafür war Zeit, Materialien für kleinere Gottesdienstformen zu erarbeiten. Die revidierte Website www.gottesdienst. refbejuso.ch rund um Gottesdienst und Kirchenmusik ging im März online. Während des Sommers waren einige Besuche in Gemeindegottesdiensten und Austausch mit den Verantwortlichen vor Ort möglich. In liturgischen Netzwerken wurde zum Abendmahl und zu digitalen Gottesdienstformaten gearbeitet. Kirche in Bewegung Trotz der Pandemie stand die Kirche nicht still – ganz im Gegenteil. Es gab einen regelrechten Innovationsschub. Intensiv wurde nach neuen Formen gesucht, um trotz erschwerten Bedingungen nahe bei den Menschen zu sein. Gottesdienste wurden online gestreamt oder kurzerhand mit dem Traktor zu den Menschen gebracht. Zusammen stehen all die Aufbrüche und Versuche für eine Kirche in Bewegung. Um die ganze Vielfalt sichtbar zu machen, voneinander zu lernen und sich zu vernetzen, wurde die Plattform www.kircheinbewegung.ch ins Leben gerufen, welche auch in Zukunft Raum bietet, um Neues zu zeigen und zu entdecken. Auskunftsstelle religiöse Sondergemeinschaften In diesem Jahr der Verunsicherung nahmen auch die Beratungsanfragen stark zu. Dies besonders im Bereich der Verschwörungstheorien. Departement Theologie Fachstelle Personalentwicklung Pfarrschaft Anstellung der Pfarrerinnen und Pfarrer bei der Kirche Die ersten Wochen des Jahres 2020 standen ganz im Zeichen der Übernahme der Pfarrschaft. Da die Daten vom Personalamt des Kantons erst in allerletzter Minute eintrafen, mussten wir quasi on the job, in engster Kooperation mit der Fachstelle Personal und der Regionalpfarrschaft, die vorher sorgfältig geplanten Prozesse, Formulare und Kommunikationswege nachjustieren. Alle Anliegen und Anfragen konnten in nützlicher Frist im Team besprochen und entschieden werden. In vielen kurzen Sitzungen konnten wir die Abläufe optimieren, und wenn dann die IT hoffentlich bald zur Verfügung steht, können wir unsere Aufgaben noch effizienter erfüllen. Denn die bisherige IT der Kirchendirektion war nur auf die Administration ausgelegt, nicht aber auf die Personalentwicklung von Geistlichen. Was bleibt? Es ist schwer vorstellbar, dass die neuen Erfahrungen ohne Folgen bleiben. Zwar sind alle, denen der Gottesdienst am Herzen liegt, froh, wenn er wieder physisch stattfinden kann. Daneben werden aber vermehrt auch digitale Formen des Feierns einen festen Platz im Angebot der Kirche bekommen. Denn alles, was Menschen einen Zugang zur biblischen Botschaft ermöglicht, muss für unsere Kirche von Interesse sein. Das digitale Zeitalter hat für die Kirchen erst begonnen. Umsetzung der Hygienevorschriften war auch für Kirchgemeinden herausfordernd.

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