ENSEMBLE Nr. / N° 69 - April / Avril 2023

5 ENSEMBLE 2023/69 —– Dossier Armut hat unterschiedliche Gesichter. La pauvreté a différents visages. kommen der Bevölkerung. Haushalte mit einem Einkommen von weniger als 60 Prozent dieses Wertes werden als armutsgefährdet bezeichnet. Die Armutsgefährdung ist also etwas breiter gefasst als die absolute Armut und berücksichtigt auch das landesspezifische Wohlstandsniveau. Armut im Kanton Bern Gemäss dem von der Berner Fachhochschule in Zusammenarbeit mit der Caritas ausgearbeiteten Armutsmonitoring leben im Kanton Bern 94 000 Personen in der knapp bemessenen absoluten Armut, selbst wenn die Bedarfsleistungen zur Bekämpfung von Armut berücksichtigt werden. Dies entspricht einer Armutsquote von 10 Prozent. Wird die Armut mit einem Richtwert von 60 Prozent des Medianeinkommens betrachtet, so sind im Kanton Bern sogar 15 Prozent der Bevölkerung arm oder armutsgefährdet. Daran zeigt sich, dass relativ viele Haushalte mit einem Einkommen nahe der absoluten Armutsgrenze leben. Bei nur geringen Veränderungen beim Einkommen oder beim Bedarf können sie schnell in die Armut abrutschen. Die Armutsprävention muss deshalb dieser Personengruppe besondere Beachtung schenken. Um ein genaues Bild zu erhalten berücksichtigt das Armutsmonitoring neben dem Einkommen zusätzlich auch die finanziellen Reserven eines Haushaltes. Die so berechnete Armutsquote beträgt im Kanton Bern 5,4 Prozent. Dabei fällt auf, dass sich die Berücksichtigung des Vermögens hauptsächlich bei den Rentnerhaushalten erheblich auf die Armutsquote auswirkt: Für viele Rentnerhaushalte spielen finanzielle Reserven für die Deckung des Lebensunterhalts eine wichtige Rolle. Der Anteil von einkommensschwachen Haushalten ist in den verschiedenen Regionen des Kantons unterschiedlich verteilt. Hauptsächlich in den ländlichen Gebieten des Juras und des Berner Oberlands und teilweise auch in den Städten ist der Anteil der Einkommensschwachen höher als in den Gebieten des Seelands und der städtischen Agglomeration. Von Armut Gefährdete und Betroffene Im Armutsmonitoring wurde ein differenziertes Bild der Armutsbetroffenheit und der Armutsrisiken der Bevölkerung erstellt. Das Armutsrisiko unterscheidet sich je nach Haushaltsform und Bildungs- und Nationalitätengruppen. Zu den am stärksten betroffenen Gruppen zählen Alleinstehende, Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern, Familien mit mehreren Kindern, Personen ohne nachobligatorische Ausbildung, Arbeitslose, Personen mit Migrationshintergrund. Unter der © Unsplash

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