ENSEMBLE Nr. / N° 59 - Juni / Juin 2021

16 Doss i er —– ENSEMBLE 2021 /59 2020 hat die Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St. Gallen die Projektstelle «Hochaltrigkeit und Demenz» geschaffen. Sie soll die Kirchgemeinden für die Bedürf- nisse von Menschen mit Demenz sensibi- lisieren und sie dabei unterstützen, ihre An- gebote demenzgerecht zu gestalten. Ein Weg, auf den sich auch Refbejuso machen will. Von Olivier Schmid Was passiert mit demenzbetroffenen Menschen? Wie gelingt die Kommunikation mit ihnen? Und wie können wir sie spirituell begleiten? «Ich erlebe bei Schulungen von Freiwilligen für Besuchsdiens­ te immer wieder, dass der richtige Umgang mit dementen Menschen eine Frage ist, die ihnen unter den Nägeln brennt», sagt Maya Hauri Thoma, Be­ auftragte für Diakonie und Leiterin der Projektstel­ le Hochaltrigkeit und Demenz der St. Galler Kirche. Aus diesem Grund hat sie diesen Frühling in der Pilotgemeinde Straubenzell den Kurs «Menschen mit Demenz begleiten» lanciert. Die Kursteilneh­ menden werden für die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen sensibilisiert und lernen, Begegnungen so zu gestalten, dass die Lebensqualität der Betroffenen gefördert wird. Nebst den Freiwilligen sollen auch Pfarrerin­ nen, Behörden und Sozialdiakone für die Bedürf­ nisse von Menschen mit Demenz sensibilisiert werden. In einem zweiteiligen Onlinekurs disku­ tieren sie Möglichkeiten, wie Gottesdienste und andere bestehende kirchliche Angebote demenz­ gerecht gestaltet werden können. «Es geht nicht darum, komplett neue Angebote zu schaffen», betont Maya Hauri Thoma. Vielmehr sollen die bestehenden Angebote so angepasst werden, dass auch Menschen mit Demenz und ihre Angehöri­ gen teilnehmen können. Zu diesem Zweck soll das Gespräch mit Betroffenen und weiteren Akteuren gesucht werden, um gemeinsam mit ihnen be­ dürfnisgerechte Angebote zu entwickeln. Um nachempfinden zu können, wie Menschen mit Demenz sich selbst und die Welt wahrneh­ men, hat die St. Galler Kirche einen Demenzsimu­ lator angeschafft, der von den Kirchgemeinden ausgeliehen werden kann. Dreizehn Stationen stellen die Teilnehmenden vor alltägliche Aufga­ ben, die für Menschen mit Demenz eine grosse Herausforderung sind. «Versuchen Sie mal, sich mit Gartenhandschuhen anzukleiden. Dann wird Ihnen bewusst, wie sich eine Demenz anfühlt», sagt Maya Hauri Thoma. Für sie ist klar, dass der Weg von der Theorie in die Praxis Zeit braucht. «Ich wünsche mir, dass bis 2025 drei bis fünf Kirchgemeinden ihre Angebote demenzgerecht gestaltet haben.» Ihre Vision: «Demente Menschen haben ganz selbst­ verständlich einen Platz in der Kirche.» NICHT NEU, SONDERN ANDERS VON DER THEORIE IN DIE PRAXIS TOUT RÉVOLUTIONNER? NON, SEULEMENT ÉVOLUER! DE LA THÉORIE À LA PRATIQUE Interessierte Kirchgemeinden gesucht Auch Refbejuso will das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Demenzbetroffenen fördern. «Wir suchen Kirchgemeinden, die sich gemeinsam mit uns auf den Weg zu demenzsensiblen Kirch­ gemeinden machen», sagt Pascal Mösli, Verantwortlicher Spe­ zialseelsorge und Palliative Care bei Refbejuso. Es gehe grund­ sätzlich nicht darum, spezielle Angebote zu entwickeln, sondern die bestehenden Angebote so umzugestalten, dass auch Men­ schen mit Demenz teilnehmen können. «Dafür ist die Sensibili­ sierung der Freiwilligen und Professionellen Voraussetzung», sagt Pascal Mösli. Alles andere sei aber offen. «Wir möchten ge­ meinsam mit den Kirchgemeinden überlegen, wo sie anknüpfen wollen.» Ein Demenzsimulator sei zum Ausprobieren aber schon mal bestellt. Kontakt: Pascal Mösli, pascal.moesli@refbejuso.ch, Tel. 031 340 25 81 Demenzsimulator: www.hands-on-dementia.info

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