ENSEMBLE Nr. / N° 55 - Januar / Janvier 2021

22 Dossier —– ENSEMBLE 2021/55 Lebendige Kirche sein in weltweiter Be- ziehung und Solidarität – und mit Spenden benachteiligte Menschen unterstützen: Damit Geld auch Gutes bewirkt, sind einige Punkte zu beachten. Wir haben bei Lisa Krebs, Fachbeauftragte Entwicklungszusammen- arbeit bei Refbejuso, nachgefragt. Von Olivier Schmid Lisa Krebs, worauf sollten Kirchgemeinden bei Ver- gabungen, Kollekten und Spenden achten? Wir empfehlen den Kirchgemeinden, zualler­ erst die Hilfswerke unserer Kirche zu unterstützen: HEKS, Mission 21, Brot für alle und DM-échange et mission. Sie alle haben ein Mandat der Evangeli­ schen Kirchen Schweiz (EKS). Dabei ist es sinnvoll, nicht nur für einzelne Projekte zu spenden, son­ dern auch für Länderprogramme, die mehrere, sich ergänzende Projekte umfassen. Dies gibt den Hilfswerken mehr Spielraum bei deren Finanzie­ rung. Ausserdem lohnt es sich, Projekte zu unter­ stützen, die von privaten Spendenden nur selten berücksichtigt werden und unterfinanziert sind. Warum sind kirchliche Hilfswerke die beste Wahl? Unsere Hilfswerke unterstützen Projekte ihrer Partnerorganisationen im Ausland und fördern die weltweite kirchliche Zusammenarbeit. Sie leis­ ten Friedensarbeit, stärken die Menschenrechte und den Umweltschutz, und sie fördern die theo­ logische Bildung und den interreligiösen Dialog. Dank den oft langjährigen engen Beziehungen zwischen den Hilfswerken und ihren Partnerorga­ nisationen besteht für die Kirchgemeinden zudem die Möglichkeit, von Projektbeauftragten oder Begünstigten aus erster Hand mehr über die Situation vor Ort zu erfahren und darüber, wie sich die Projekte entwickeln. Dies erleben die Kirch­ gemeindemitglieder oft als sehr motivierend. Die Kirchgemeinden haben überdies die Möglichkeit, mit Partnerkirchen von HEKS im Rahmen einer Gemeindepartnerschaft die Beziehungen zu ver­ tiefen. Dies schärft das Bewusstsein für die Lebens­ situation der Menschen in anderen Teilen der Welt und macht unsere Kirche lebendiger. Welche Spende ist die wertvollste Spende? Immer willkommen sind Spenden ohne Zweck­ bestimmung. Denn einzelne Projekte sind sehr beliebt und generieren viele Spenden, etwa Pro­ jekte zur Förderung der Ernährungssicherheit oder mit Kindern. Andere Projekte hingegen, etwa im Bereich Capacity Building oder in Kontexten wie in Kolumbien, wo sich die Situation seit Jahr­ zehnten nicht merklich verbessert, motivieren weniger Menschen zu einer Spende. Diese Projek­ te sind aber ebenso wichtig und können durch Spenden ohne Zweckbestimmung finanziert wer­ den. Auch wertvoll sind kontinuierliche Spenden. Sie fördern das Vertrauensverhältnis und ver­ ringern den administrativen Aufwand. Die Glückskette ruft regelmässig zu Spenden für Nothilfe auf. Warum empfiehlt Refbejuso, nicht der Glückskette, sondern direkt HEKS zu spenden? Mission 21 leistet neu zwar auch punktuell Not­ hilfe, aber nur HEKS ist ein Partnerhilfswerk der Glückskette. Die Glückskette unterstützt Nothilfe­ projekte ihrer Partnerorganisationen jedoch nur dann, wenn diese auch Eigenmittel beisteuern. HEKS ist darum auf direkte Spenden angewiesen, um bei einer Sammlung der Glückskette berück­ sichtigt zu werden. Nebst den kirchlichen Hilfswerken gibt es un­ zählige weitere Hilfsorganisationen, die sich für benachteiligte Menschen einsetzen. Worauf gilt es da zu achten? Oft spenden Kirchgemeinden nebst den kirch­ lichen Hilfswerken nicht anderen professionellen Hilfsorganisationen, sondern privaten Initiativen, auf die sie über persönliche Kontakte aufmerksam wurden. Wichtig ist dabei, dass diese Initiativen eine verfasste Trägerschaft haben, also als Verein oder Stiftung organisiert sind. Eine Jahresrech­ nung und ein Jahresbericht garantieren ein Mini­ mum an Transparenz. Hilfreich sind auch die Richtlinien der ZEWO, der Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Organisationen. Sie geben einen guten Überblick, was ein vertrauenswürdiges Hilfswerk ausmacht. Die ZEWO führt auch eine Blacklist von Initiativen, die nicht transparent über die Verwendung der Spenden informieren. Was empfiehlt Refbejuso bei Spenden an Organi- sationen in der Schweiz? Es gelten ähnliche Kriterien wie für Spenden in der internationalen Entwicklungszusammen­ arbeit. Wir führen eine Liste von Organisationen, die sich für Menschen in Not, für Asylsuchende und Sans-Papiers oder für den interreligiösen Dia­ log in der Schweiz einsetzen und die eng mit uns zusammenarbeiten. Ein wichtiges Kriterium ist auch, dass die Begünstigten nicht nur passive Leis­ M I T G E L D G U T E S B E W I R K E N Geben ist ein Segen

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