ENSEMBLE Nr. / N° 54 - Dezember / Décembre 2020

4 Dossier —– ENSEMBLE 2020/54 GEMEINSAM UNSERE KIRCHE GESTALTEN STANDPUNKT DES SYNODALRATS ZUM LEGISLATURZIEL «BEGEGNUNG UND BEWEGUNG» FAÇONNER ENSEMBLE NOTRE ÉGLISE POSITION DU CONSEIL SYNODAL SUR L’OBJECTIF DE LÉGISLATURE «RENCONTRE ET MOUVEMENT» Vielfältige Lebensformen, rückläufige Mitgliederzahlen, neue innovative kirchliche Angebote: In seinem Standpunkt «Räume öffnen für neue Formen kirchlicher Präsenz in der Gesellschaft» benennt der Synodalrat die Herausforderungen und Chancen auf dem Weg zu einer Kirche der Zukunft. Von Bernd Berger und Franziska Huber* Judith Pörksen Roder, weshalb hat der Synodalrat diesen Standpunkt verfasst? Mit unserer Vision «Von Gott bewegt – den Menschen verpflichtet» wollen wir eine Kirche in Bewegung sein, die auf die Menschen zugeht, um mit ihnen zusammen unsere Kirche zu gestalten. Nicht wir wollen Angebote für andere machen, sondern wir möchten anderen Raum und die nötige Unterstützung geben, damit sie ihre Ideen und Initiativen verwirklichen können. Die Tagung «Kirche in Bewegung» im März 2019 in der Heitere Fahne in Wabern hat uns dabei wichtige Anregun­ gen gegeben und eine Aufbruchstimmung er­ zeugt, die wir gerne unterstützen möchten. Viele Kirchgemeinden sind kreativ bei der Entwicklung neuer Initiativen. Es gibt aber auch Formen kirch­ lichen Lebens, die ihren Bezugspunkt nicht in einer territorial organisierten Gemeinde haben, sondern deren Zusammenhalt durch etwas anderes geprägt wird, wie etwa die Hörbehindertengemeinde, zu welcher Mitglieder aus dem gesamten Kirchen­ gebiet zählen. Als wir nun mit Vorlagen wie für die «Unfassbar» vor die Synode gingen, wurde ge­ fordert, solche Formen kirchlichen Lebens konzep­ tuell zu bedenken und nachhaltig in unserer Kir­ che zu verankern. Bei bestimmten kirchlichen Bewegungen wie zum Beispiel der Metalchurch steht die Konsolidierung an. Der rechtliche Rahmen und der Finanzrahmen müssen geklärt werden. Mit Interesse nehmen wir ausserdem wahr, wie zum Beispiel die Genfer Kirche Innova­ tionen fördert oder wie die Kirchen in Mittel­ deutschland und im Rheinland sogenannte Erpro­ bungsräume etablieren. Von solchen Erfahrungen wollen wir lernen und selber eine innovations­ freundliche Kultur fördern. Neben Innovationen in den Kirchgemeinden sollen auch andere Initiativen, die ausserhalb der terri- torial verfassten Kirche entstehen, ihren Platz in unserer Kirche bekommen und gefördert werden. Was unterscheidet diese beiden Formen von Kir- che? Es gibt viele kreative Projekte, die innerhalb der Ortsgemeinden entstehen. Sie sind dement­ sprechend eingebunden in die Struktur der Kirch­ gemeinden vor Ort. Da die Lebensformen vielfäl­ tiger geworden sind, ist der Wohnort allerdings nicht mehr unbedingt der Ort, wo sich die Men­ schen engagieren. Manchmal engagiert man sich für ein bestimmtes Thema an einem Ort, wo an­ dere sind, die dieses Anliegen teilen. Auch digita­ le kirchliche Angebote sind ortsunabhängig. Bei­ des – das Gemeindeleben in der Ortsgemeinde und das Gemeindeleben, das nicht an eine be­ stimmte Ortsgemeinde gebunden ist – sind For­ men von Kirche. Dabei gilt sowohl für ortsgebun­ dene als auch für ortsunabhängige Angebote: Wenn Menschen von einer Idee begeistert sind, wollen sie sie möglichst rasch umsetzen. Unsere Organisation mit ihren Gremien und deren Ab­ läufen, die die demokratischen Prozesse sicher­ stellen, braucht allerdings Zeit. Meine Hoffnung ist, dass wir Freiräume schaffen können für Initia­ tiven und für Experimentelles und dass es uns dadurch auch gelingt, innerhalb unserer Struktu­ ren flexibler zu werden. * Bernd Berger ist Leiter Weiterbildung pwb und Franziska Huber Beauftragte für Theologie der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn

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