ENSEMBLE Nr. / N° 54 - Dezember / Décembre 2020

10 Dossier —– ENSEMBLE 2020/54 en auf die herkömmlichen Verwaltungsstrukturen und Kommunikationswege angewiesen. Beeindruckend war zu erfahren, wie die kaum miteinander vernetzten Einzelprojekte die ganze Kirche verändern. Man beginnt wieder zu träumen, was Kirche sein und leisten könnte in einem säku­ larisierten Kontext. Bescheidene kleine Anfänge machen Mut und führen aus der frustrierenden Haltung «kleiner, ärmer, älter» heraus. Sandra Bils, theologische Referentin für missionarische Bil­ dung, rief zum Übermut auf, zur Hybris – eine Glaubenshaltung, die uns immer wieder begegne­ te: ein Vertrauen auf Gott und seinen Geist, darauf, dass die Projekte wachsen werden und finanzielle Fragen zweitrangig sind. Learnings für Refbejuso Was können wir von unserem Besuch in Erfurt nach Hause nehmen? Welche Schlussfolgerungen können wir aus der Innovationsförderung der EKM ziehen, um auch bei Refbejuso neue Formen kirch­ licher Präsenz zu fördern? Sechs Thesen, die den Standpunkt des Synodalrats bestätigen und kon­ kretisieren: − Neue Formen von Kirche brauchen nicht nur finanzielle Förderung. Sie brauchen eine Ein­ bindung. Und sie brauchen Freiheit. Beides muss in und neben der kirchlichen Struktur ermöglicht werden. Das hat starke ekklesio­ logische und rechtliche Auswirkungen. − Kirchliche Akteure sind oft keine Meister der Organisation. Sie können sich entfalten, wenn sie handeln und etwas bewegen. Kirchliche Start-ups brauchen darum einfache Verwal­ tungsabläufe und Entlastung von Verwaltungs- und Gremienarbeit. Das wird unsere Kirche vor einige Herausforderungen stellen. − Neue Formen von Kirche dürfen nicht nur als schöne ergänzende temporäre Projekte be­ trachtet werden. Sie sind Teil unserer Kirche und dürfen nicht gegen bestehende Formen kirchlicher Präsenz ausgespielt werden. Daher braucht es auch langfristige Formen der Unter­ stützung und eine eigenständige ekklesiolo­ gische Betrachtung. − Die kirchliche Landschaft muss als Netzwerk von kirchlichen Orten, an denen Leidenschaft und Engagement zu spüren ist, neu belebt wer­ den. Reibungen zwischen Bewährtem und Neuem können aber zu kreativen Konflikten führen. Es ist zentral, diese Konflikte anzuge­ hen und konstruktiv zu bearbeiten. − In der EKM hat die Einführung der Erprobungs­ räume zu einem Innovationsschub auch in den Kirchgemeinden geführt, so dass die Struktu­ ren der Landeskirche Anpassungen benötigen. Innovationsförderung beschleunigt anstehen­ de Veränderungen auf allen Ebenen. − Die Kirchenkreise spielen bezüglich Koordina­ tion und Motivation eine sehr wichtige Rolle bei der Einführung von Erprobungsräumen. Diese Erfahrung bestätigt den Standpunkt des Synodalrats, dass es bei komplexeren kirch­ lichen Strukturen regionale Planungsräume braucht. Diese müssten in der Struktur von Refbejuso abgebildet werden. ©zVg Impulse zum Atem- holen: Die ökume- nische Bahnhofs- mission «Engel am Zug» richtet sich an Menschen aller Religionen. Impulsion à respi- rer: la mission œcuménique de la gare «Engel am Zug» s’adresse aux personnes de toutes les religions.

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