ENSEMBLE Nr. / N° 51 - September / Septembre 2020

20 Dossier —– ENSEMBLE 2020/51 Vielen von uns fällt es trotz der Dringlich- keit schwer, das eigene Leben klimafreund- licher zu gestalten. Sich mit den eigenen Widerständen auseinanderzusetzen, um dann konkrete Schritte zu machen, ist das Ziel der KlimaGespräche, die Brot für alle und Fastenopfer seit Anfang 2020 anbieten. Von Pascale Schnyder* Wir alle wissen es: Wollen wir die rasant fort­ schreitende Klimaerwärmung auf maximal zwei Grad Celsius beschränken, müssen wir handeln. Und zwar nicht erst morgen, sondern jetzt. Doch trotz der beunruhigenden Nachrichten, die uns diese Notwendigkeit täglich ins Bewusstsein rufen, fällt es den meisten von uns schwer, kon­ krete Taten folgen zu lassen. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich – sie haben mit Lebensumständen zu tun, mit Wer­ ten, mit Gewohnheiten und Ängsten oder auch mit Identitätsverlust. Vielleicht wohnen wir auf dem Land mit schlechten Anschlüssen an den öffentlichen Verkehr und haben Angst, ohne Auto von der Aussenwelt abgeschnitten zu sein. Viel­ leicht ist der Sonntagsbraten seit Jahrzehnten eine Familientradition, ohne den wir uns den Wochen­ ausklang nicht vorstellen können. Vielleicht ist es für uns unvorstellbar, auf ein teures Auto, exklu­ sive Ferien oder Markenkleider zu verzichten. Und sicher bedrückt uns die Vorstellung, unsere Schwester, die seit zehn Jahren in Australien lebt, künftig nur noch per Skype zu sehen. Auseinandersetzung mit Widerständen Grundlegende Veränderungen von Lebensge­ wohnheiten sind oft schwierig – dessen war sich auch die Psychoanalytikerin, Gruppentherapeutin und Umweltaktivistin Rosemary Randall bewusst. Sie nahm diese Feststellung als Ausgangslage, um gemeinsam mit dem Ingenieur Andy Brown in England die KlimaGespräche zu entwickeln. Ziel der KlimaGespräche ist es, Menschen auf ihrem Weg hin zu einem klimafreundlichen Lebens- stil zu begleiten und zu unterstützen. Zentrales Element der KlimaGespräche ist die Arbeit in Gruppen von acht bis maximal zehn Personen. Der sichere Raum, der in diesen Gruppen geschaffen wird, erlaubt es den Teilnehmenden, sich zu öff­ nen und sich auch mit den heiklen Fragen ausein­ anderzusetzen. Zudem erhalten sie über den Aus­ tausch zusätzliche Ideen und Hilfe auf dem eigenen Weg. «Wenn Menschen sich unterstützt fühlen, fällt es ihnen leichter, eigene Widerstände zu überwinden und sich anspruchsvolle Ziele zu setzen», sagte Rosemary Randall dazu. Die Fakten kennen Die KlimaGespräche widmen sich nicht nur psy­ chologischen Prozessen, sondern bauen auch auf klare Fakten. So zeichnen die Teilnehmenden zwischen den Gesprächen immer wieder ihren Energieverbrauch, ihr Mobilitätsverhalten, ihren Konsum oder ihre Ernährungsgewohnheiten auf. Zudem füllen alle Teilnehmenden vor dem ersten Gespräch einen Fragebogen zur Berechnung des eigenen CO 2 -Ausstosses aus. Dieser Fragebogen wird ein und zwei Jahre nach Abschluss der Gespräche erneut ausgefüllt und so der eigene Fortschritt laufend dokumentiert. Dass diese Fortschritte auch effektiv stattfinden, zeigt eine Untersuchung aus England, wonach es Menschen dank den KlimaGesprächen gelungen ist, ihren CO 2 -Ausstoss innert vier bis fünf Jahren um die Hälfte zu verringern. Dass die Gespräche das Potenzial der Veränderung haben, bestätigt auch K L I M A G E S P R Ä C H E Vom Reden ins Handeln kommen Ökumenische Kampagne zu Klima- gerechtigkeit Die Ökumenische Kampagne 2021 widmet sich dem Thema Klimagerechtigkeit. Denn arme Länder sind stark von den Folgen des Klima­ wandels betroffen, obwohl sie am wenigsten dazu beitragen. Dürren und Überschwemmun­ gen kommen öfters vor, Missernten häufen sich. Für Brot für alle und Fastenopfer ist es eine Frage der Gerechtigkeit, dass reiche Länder wie die Schweiz, welche für Treibhausgasemissio­ nen hauptverantwortlich sind, endlich Verant­ wortung übernehmen. Damit die globale Er­ wärmung nicht weiter zunimmt, bleibt uns nichts anderes übrig, als unseren Lebensstil zu ändern und genügsamer zu leben. Fastenopfer und Brot für alle fordern, dass die Schweiz bis spätestens 2040 «netto null» umsetzt. Zentral ist ein politischer Fahrplan mit konkreten Mei­ lensteinen, die die Emissionen ab sofort deut­ lich reduzieren. Hier können Kirchgemeinden als Beispiele vorangehen und sich wirksame Reduktionsziele bis 2030 setzen. Denn die gros­ se Klimakrise ist noch abwendbar, wenn wir alle entschieden unseren Beitrag leisten. * Verantwortliche KlimaGespräche bei Brot für alle

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=