ENSEMBLE Nr. / N° 68 - Dezember / Décembre 2022

21 ENSEMBLE 2022 /68 —– Fokus H E K S - S A M M L U N G 2 0 2 2 Frieden fördern – jetzt erst recht HEKS setzt sich für die Respektierung der Menschenrechte und die Förderung des Friedens ein. Mit gewaltfreien Mitteln sollen die bestehenden Konflikte überwunden und die Zivilgesellschaft geschützt werden. Ein Gespräch mit Angela Elmiger, Programmverantwortliche Israel/Palästina bei HEKS. Von Jasmin Kneubühl* Frau Elmiger, wie sieht die Zusammenarbeit zwischen palästinensischen und israelischen Organisationen konkret aus? HEKS fördert die Zusammenarbeit zivilgesellschaftlicher israelischer wie palästinensischer Organisationen, die sich für einen Frieden auf Basis der Menschenrechte einsetzen. Die Organisationen treffen sich im sogenannten «Open Forum», um Konfliktursachen und Tabus wie religiöse Instrumentalisierung, psychologische Barrieren für ernsthafte Friedensverhandlungen oder die Frage der Geflüchteten zu thematisieren. Welche Herausforderungen gibt es in dieser Zusammenarbeit? Zunächst einmal ist es schon schwierig, dass sich Vertretende dieser Organisationen überhaupt treffen können. Die Partner aus Gaza z. B. können höchst selten und nur nach einem langwierigen Bewilligungsverfahren den Gazastreifen verlassen, und auch für die Vertreterinnen und Vertreter der Organisationen aus der Westbank ist es schwierig, nach Ostjerusalem zu gelangen. Die Vertretenden der israelischen Organisationen wiederum dürfen nicht in die palästinensisch verwalteten Gebiete in der Westbank reisen. Darüber hinaus wurde der Handlungsspielraum von NGOs sowohl in Israel als auch in den palästinensischen Gebieten in letzter Zeit stark eingeschränkt. Welche Unterstützung leisten HEKS und die Partnerorganisationen vor Ort? Das Ziel der HEKS-Programme ist es, die Resilienz der vom Konflikt betroffenen Zivilbevölkerung zu stärken. HEKS und seine Partner unterstützen die Selbstorganisation von Dörfern und Gemeinschaften, deren Zugang zu Land eingeschränkt ist oder die von Enteignung und der Zerstörung ihrer Häuser bedroht sind. Durch Schulungen und Aufklärungsarbeit lernen die Betroffenen ihre Rechte kennen und einzufordern. Durch die Abriegelung verschiedener Gebiete gibt es immer weniger direkte Kontakte zwischen Israelis und Menschen aus Palästina. In Israel haben viele keine Vorstellung vom Alltag in den besetzten Gebieten und mit welchen Schwierigkeiten die Menschen dort täglich zu kämpfen haben. Viele Palästinenserinnen und Palästinenser wiederum kennen Israelis nur als Wehrpflichtige oder Siedler. Die HEKS-Partnerorganisationen sensibilisieren die Öffentlichkeit und klären über Rassismus und Diskriminierung auf, thematisieren die ungelöste Problematik der Geflüchteten oder die Militarisierung der Gesellschaft. Was leistet HEKS von der Schweiz aus? HEKS ist es wichtig, dass dieser Konflikt und die davon betroffenen Menschen nicht vergessen gehen. Dazu trägt auch der diesjährige Kampagnenfilm von Barbara Miller bei, mit dem wir die Schweizer Bevölkerung für die Situation in Israel / Palästina sensibilisieren wollen. Die Arbeit zur Förderung von Konflikttransformation weltweit steht im Fokus der HEKS-Sammlung 2022. Können Sie in ein paar Worten erklären, was damit gemeint ist? Die aktuelle humanitäre Krise in der Ukraine mag im Moment die grösste Aufmerksamkeit erhalten, doch es gibt viele Konflikte auf der Welt, die ebenso viel Leid verursachen. Frieden und Stabilität sind die Voraussetzung für Entwicklung und Wohlstand. Wenn es gelingt, den Konfliktparteien gemeinsame Werte, Interessen und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen, führt dies zu einem besseren gegenseitigen Verständnis, zu Anerkennung, Respekt und Zusammenhalt. * Mitarbeiterin Fachstelle Migration Mehr zum Thema und zu den Projekten von HEKS finden Sie unter heks.ch/was-wir-tun/ programm-israelpalaestina. © HEKS / Christian Bopst

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