ENSEMBLE Nr. / N° 67 - September / Septembre 2022

24 Fokus —– ENSEMBLE 2022 /67 VERÄNDERUNGEN DER BESTATTUNGSKULTUR EIN MULTIRELIGIÖSER FRIEDHOF MITTEN IN BERN ÉVOLUTION DE LA CULTURE FUNÉRAIRE UN CIMETIÈRE MULTIRELIGIEUX AU CENTRE DE BERNE stehend aus Mitgliedern der muslimischen und christlichen Gemeinschaften, der Stadtverwaltung und der Friedhofsgärtnerei, gebildet. Und so wurde die Planung des ersten nicht christlichen Grabfelds vorangetrieben. Das erste muslimische Grabfeld wurde im Januar 2000 eröffnet. Kurze Zeit sorgte es für Unbehagen in der Bevölkerung: Rechtspolitisch gesinnte Personen kritisierten die Bewilligung des Grabfelds. Schnell war klar, dass die Befürchtungen und die Kritik aus der Gesellschaft unbegründet waren. Eine erste Herausforderung war die Ausrichtung der Verstorbenen in Richtung Mekka. Dies ist bei einer muslimischen Bestattung wichtig. Das stellte für die Friedhofsleitung kein Problem dar. Eine zweite Herausforderung war die Totenruhe. Da im Islam die ewige Totenruhe wichtig ist, musste man zusammen eine Lösung finden. Denn auf dem Bremgartenfriedhof wird ein Grab nach zwanzig Jahren wieder aufgelöst. So kam es, dass auf dem muslimischen Feld tiefere Gräber gemacht werden, damit zwischen den Erdschichten mehrere Särge übereinandergelegt werden können; so muss ein Grab nicht schon nach zwanzig Jahren aufgelöst werden. Die Idee, auf dem Bremgartenfriedhof ein weiteres nicht christliches Grabfeld zu gestalten, kam während einer Versammlung der buddhistischschweizerischen Union auf, so Hildi Thalmann. Zu Beginn der Realisierung des Projekts fragte sich die Buddhistin, ob die Nachfrage in Bern überhaupt vorhanden wäre. Doch schnell merkte sie, dass dies der Fall war. Das Projekt wurde von allen buddhistischen Gruppen in der Schweiz sehr positiv aufgenommen. Da eine buddhistische Bestattung nicht nach einem immer gleichen Ablauf verläuft, mussten bei diesem Grabfeld keine Kompromisse gesucht werden. Wichtig war einzig, dass die Buddha-Statue unter einem Baldachin oder einem Schutzschirm platziert wird. Sie steht jetzt unter einem grossen Ahornbaum und wird Die religiöse und kulturelle Vielfalt im Kanton Bern macht sich zunehmend auch auf den Friedhöfen bemerkbar. So gibt es neben christlichen und säkularen Grabfeldern auf dem Bremgartenfriedhof auch ein muslimisches sowie ein buddhistisches Grabfeld. Von Jasmin Kneubühl* Mitten in der Stadt, zwischen Verkehrslärm und Abgasen, liegt der weitläufige Bremgartenfriedhof, dessen Eröffnung bereits im Jahr 1865 war. Mit einer Fläche von circa 16 Hektaren ist er neben dem Schosshaldenfriedhof der zweitgrösste auf dem Stadtgebiet. Im Sommer erstrahlt er in den schönsten Farben. Doch auf dem Friedhof, der einer der ältesten im Kanton Bern ist, ruhen nicht nur die Toten, sondern er wird auch als Park zum Spazieren und Innehalten genutzt. Etliche Vogelarten, Glühwürmchen und sogar Schafe können auf dem Friedhof entdeckt werden, erzählt Thomas Hug, Leiter des Bremgartenfriedhofs. «Der Friedhof soll nicht nur den Verstorbenen dienen, sondern auch den Lebenden», fügt er hinzu. Thomas Hug ist seit Beginn dabei, als die Umsetzung des ersten nicht christlichen Grabfelds realisiert wurde. Reglementsänderungen und Kompromisse Den Wunsch nach einem eigenen Grabfeld gab es in den verschiedenen muslimischen Gemeinschaften von Bern schon seit den 1960er-Jahren. Doch bevor die Idee umgesetzt werden konnte, war eine Reglementsänderung nötig. Im Friedhofsreglement musste ein Absatz ergänzt werden, der besagt, dass der Gemeinderat oder die Friedhofsleitung spezielle Abteilungen für ethnische oder religiöse Minderheiten einrichten kann. In den 90er-Jahren hat sich dann eine kleine Gruppe, be-

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