ENSEMBLE Nr. / N° 63 - Januar / Janvier 2022

21 ENSEMBLE 2021 /63 —– Fokus aber auch Zeit, um sich mit den für viele noch neuen Themen wie gleichgeschlechtliche Orientierung, Beziehung, Ehe und Trauung auseinanderzusetzen, sagte ein anderes Synodemitglied. Gewissensfreiheit gewährleistet Die Bibel wird betreffend diese Themen unterschiedlich interpretiert. Die reformierte Kirche hat nicht wie andere Kirchen ein zentrales Lehramt, welches eine Interpretation festlegt. Eine Pfarrperson soll folglich nicht dazu verpflichtet werden können, eine gleichgeschlechtliche Trauung durchzuführen. Die Gewissensfreiheit von Pfarrpersonen ist in der Kirchenordnung der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn gewährleistet (Art. 132). Diese Gewissensfreiheit ist auch Marc Jost ein wichtiges Anliegen. Er ist Mitglied der reformierten Kirche und zugleich Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz. Jost, der an der Podiumsdiskussion teilnahm, befürwortet eine liturgische Unterscheidung bei der Trauung von homo- und heterosexuellen Paaren. Er begründet dies mit dem Fortpflanzungspotenzial von heterosexuellen Paaren und mit der negativen Darstellung von gleichgeschlechtlichen sexuellen Handlungen in der Bibel. Damit wolle Jost aber gleichgeschlechtlich orientierte Menschen nicht abwerten. Alle Menschen seien Ebenbilder Gottes und hätten darum denselben Wert. Viviane Baud, Pfarrerin in Winterthur und Mitglied der Synode der Reformierten Kirche Kanton Zürich, ist gegen die Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren. Sie bat auf dem Podium darum, diejenigen Pfarrpersonen, welche dies ablehnten, nicht auszuschliessen. Auch Roland Weber betonte die Wichtigkeit der Gewissensfreiheit von Pfarrpersonen. Gemeinsamkeiten sind grösser Wie Roland Weber schätzte auch Marc Jost ausserordentlich, dass es diese Gesprächssynode gab. Mehrere Tagungsteilnehmende betonten, dass es in unserer Kirche weiterhin möglich sein müsse, unterschiedliche Meinungen zu haben und trotzdem zusammen Kirche zu sein. Denn auch unter Geschwistern sei man sich nicht immer über alles einig. Man habe aber insgesamt mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Ein Synodemitglied bemerkte gegen Ende der Gesprächssynode: «Der Tag ist eine Saat – ich bin gespannt, was davon aufgehen wird. Ich bin gespannt, wie wir – von Gott bewegt, den Menschen verpflichtet – weitergehen können.» Ein anderes Synodemitglied fragte, wie nun dieses Thema unter die Leute gebracht werden könne. Judith Pörksen Roder, die Präsidentin des Synodalrats der Reformierten Kirchen Bern-JuraSolothurn, verwies in ihrem Schlusswort auf die Materialien auf der Website und ermunterte die Synodalen dazu, nun in Kirchgemeinden, Bezirken und Gruppen offene Gespräche über das Thema Ehe und Trauung für gleichgeschlechtliche Paare zu führen. Die gesamtkirchlichen Dienste seien dabei gerne behilflich. Über die Frage der Einführung der kirchlichen Trauung für gleichgeschlechtliche Paare entscheidet die Synode voraussichtlich 2022 in ihrer Sommer- und Herbstsitzung. * Mitarbeiter Fachstelle Migration und Kommunikation Gehaltvolle Diskussionen auf dem Podium. Riches discussions sur le podium. Die Fotos, Videos von Synodalen und Medienberichte zur Gesprächssynode finden Sie unter www.refbejuso.ch. Informationen und Angebote für Kirchgemeinden finden Sie unter www. refbejuso.ch/trauungfueralle © Adrian Hauser

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