ENSEMBLE Nr. / N° 59 - Juni / Juin 2021

28 Fokus —– ENSEMBLE 2021 /59 erstellt und hinterlegt. Ich nehme jeden Tag, wie er kommt. Zum Impfen werde ich mich erst an­ melden, wenn wieder genügend Impfstoffe vor­ handen sind und die bereits Angemeldeten ihre Impfungen erhalten haben. Ich bin der Meinung, dass sich vor allem Personen impfen lassen sollten, welche beruflich bedingt regelmässig mit vielen Personen in Berührung kommen. Wirklich schlimm geht es der Wirtschaft, den Organisatio­ nen und Vereinen, die nun und wohl noch länge­ re Zeit keine Einnahmen mehr haben und um ihre Existenz fürchten müssen. Die bisher geleisteten und künftig zu leistenden staatlichen Ausgaben wegen Corona müssen von uns und vor allem unseren Nachkommen berappt werden mit höhe­ ren Steuern und gekürzten Leistungen, sie sind somit auch Opfer der Pandemie. Junge Leute bedaure ich, sie können mit der Pandemie nicht so gut umgehen wie Senioren, die auf ein erfülltes Leben zurückblicken können und entsprechend entspannt sind. (1950 w) Die Pandemie mutet mich an wie eine Kriegszeit – alle müssen leiden, ob sie wollen oder nicht; nur ist der Feind nicht sichtbar, und man kann ihm nicht mit Panzern oder Atombomben oder Com­ puterangriffen begegnen. Besonderes Mitleid ha­ be ich mit all jenen, denen dadurch ihre Existenz­ grundlage entzogen wird. Mit mir selbst habe ich eigentlich kein Bedauern – pensioniert sein und zu Hause oder im Garten arbeiten zu können, ist alles, was ich brauche, um zufrieden zu sein – und Glücklichsein kann man ohnehin nicht immer. (1946 m) Als doppelte Risikoperson – wegen Alter und Krankheit – habe ich die Vorschriften des Bundes strikt eingehalten und bin dabei gesund geblie­ ben, aber einsam geworden. Im Rückblick staune ich, wie viel ruhiger meine Umgebung damals geworden ist: viel weniger Autos, kaum noch Flug­ lärm, dafür Vogelgesang und Gezwitscher. Mein Garten hat mich gefördert und gefordert: Ich hat­ te immer etwas zu tun und wurde belohnt mit dem Erleben von Blühen, Wachsen, Reifen und Ernten. Und grosse Dankbarkeit für alle Kontakte per Post, Mails oder Telefon und für angebotene Hilfeleistungen! (1933 w) Ich denke, dass sich die Menschen durch die Pan­ demie wieder mehr Gedanken machen, was im Leben wirklich zählt, wieder mehr nach Gott fra­ gen und merken, dass wir nicht alles im Griff ha­ ben. Das Negative, die Isolation besonders bei älteren Menschen, ist sehr traurig und belastend. Ich als Alleinstehende habe oft schwierige Mo­ mente, oft Tage ohne jegliche Kontakte. Gott hat immer noch alles unter Kontrolle und wir können ihm vertrauen, wenn wir auch vieles nicht ver­ stehen. (1939 w) Es zeigt sich, dass der Mensch nicht allmächtig ist. Er ist schwach und hilflos und alleine nicht in der Lage sich gegen das Virus zu wehren. Die persön­ lichen Kontakte fehlen. Umarmungen der Kinder und Enkel sind nicht mehr möglich. Ich gehöre jetzt plötzlich zur Risikogruppe, das schmerzt mich manchmal. Positiv zu sehen ist die Wirkung auf unser Klima, es wäre also doch möglich… Die Erkenntnis, dass mir gewisse Sachen gar nicht fehlen! Die Entdeckung der Wälder in der Um­ gebung! Es war gar nicht so einfach seiner Stimme Gehör zu verschaffen, als Risikoperson wurde ich fast unsichtbar. (1945 m, 1942 w) Angstmacherei erzeugt Misstrauen, schwächt das Immunsystem, zerstört unser Sozialleben. Warum zählt man jeden Tag die Erkrankten und Toten an­ statt der Gesunden? Technische Kommunikations­ mittel bringen riesige Gewinne, die Menschlich­ keit verliert dabei. Warum werden nicht vor allem die Jungen geimpft, die noch ein langes Leben vor sich haben? (1942 w) Ich denke, es ist eine Auflehnung der Natur gegen unser menschliches Verhalten, des Noch-mehr, Noch-schneller, Noch-effizienter, Noch-rentabler. Der Lockdown lässt uns fühlen, wie es eingesperr­ ten Tieren (Batteriehühnern und Schweinen) zu­ mute sein muss. Die Leistungs-, Konsum- und Wegwerfgesellschaft hat sich in einer derartigen Spirale entwickelt, dass die Natur aus dem Gleich­ gewicht geraten ist und ihre Rechte zurückfordert. Entschleunigung ist angesagt im Lockdown. Be­ sinnung auf Werte! Was ist mir noch wichtig? Ich sehe glückliche Familien im Wald, die die Natur in der näheren Umgebung neu entdecken und das Zusammenleben neu erfahren. Das Distanzhalten lehrt uns auch Respekt und bewussten Umgang mit den Mitmenschen. (1937 w) Trotz Entbehrungen, Verzicht und Unsicherheit gab es für mich auch positive Aspekte: Viel Zeit zum Innehalten, In-sich-hineinfühlen, sich be­ wusst kleine Glücksmomente schaffen, vertiefte Dankbarkeit, Genügsamkeit und die Einsicht, dass ich nicht immer beeinflussen oder vorhersehen kann, was in meinem Leben passiert – aber ich kann selber entscheiden, wie ich mit diesen Er­ eignissen umgehen will. (1951 w) Zum vollständigen Meinungsspiegel: www.rkmg.ch/bericht/1798 Gedruckte Broschüre bestellen: stephanie.schafer@rkmg.ch oder Tel. 031 950 44 41

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