ENSEMBLE Nr. / N° 57 - April / Avril 2021

20 Doss i er —– ENSEMBLE 2021 /57 E V A N G E L I S C H E F R A U E N S C H W E I Z Mehr als formale Gleichberechtigung Vor 50 Jahren, am 7. Februar 1971, nahmen die Stimmbürger das eidgenössische Stimm- und Wahlrecht für Frauen an. Ein Ziel, für welches sich auch die Evangelischen Frauen Schweiz gemeinsam mit anderen Ver- bänden engagiert hatten, war erreicht. Von Hildegard Netos* Seit der Gründung im Jahr 1947 setzt sich der Dach­ verband Evangelische Frauen Schweiz (EFS) für die Mitbestimmung der Frauen ein. Die EFS engagieren sich dafür, Diskriminierungen in kirchlichen, poli­ tischen und gesellschaftlichen Bereichen aufzu­ decken, zu ändern und festgefahrene Rollenbilder zu hinterfragen. Dass Frauen dabei einen langen Atem brauchen, ist Gabriela Allemann, Präsidentin der EFS, bewusst: «Solange es ausschliesslich die formale Gleichberechtigung gibt und nicht auch die in den Köpfen und Herzen verankerte Gleich­ würdigkeit, haben wir noch viel zu tun.» Weil es immer auch Rückschläge gebe, sei das Erreichte brüchig, betont die Präsidentin. Rückschritte kann es geben, wenn sich zum Beispiel die Situation auf dem Arbeitsmarkt verändert. Dann sind Frauen oft die Ersten, die ihre Stelle verlieren. Auch die Zu­ sammensetzung des Parlaments hat einen Einfluss darauf, wie Forderungen von Frauen angegangen werden. Damit solche äusseren Einflüsse die An­ liegen von Frauen nicht gefährden, braucht es laut Gabriela Allemann auch die faktische, gelebte Gleichstellung. Dabei geht es um grundlegende Fragen wie: Welche Rollenbilder prägen uns? Welche Veränderungen braucht es in der Arbeits­ welt, damit Erwerbs-, Familien- und Carearbeit sowie freiwilliges Engagement vereinbar mitein­ ander sind? Und zwar für Frauen und Männer? Ein Blick zurück zeigt, wie lange der Kampf um Frauenrechte schon dauert. Seit dem Jahr 1870 organisieren sich Frauen in der Schweiz und for­ dern zivilrechtliche und politische Gleichstellung. Am 1. Februar 1959 scheiterte die erste Volksab­ stimmung über das eidgenössische Frauenstimm­ recht. Auch die Evangelischen Frauen Schweiz hatten sich für die Annahme starkgemacht. «Nach­ dem die Vorlage abgelehnt wurde, setzten die EFS ihr Engagement in diesem Bereich über Jahre ver­ mehrt auf die staatskundliche Bildung», sagt Ga­ briela Allemann. Denn würde das Frauenstimm- und -wahlrecht später angenommen, sollten die Frauen befähigt sein, dieses Recht bewusst und aktiv wahrzunehmen. Ein wichtiger Ort mit Bildungsangeboten be­ sonders auch für Frauen war über viele Jahre das Bildungshaus Boldern im Kanton Zürich. Dort er­ öffneten die EFS unter Leitung der Theologin und Frauenrechtlerin Marga Bührig ihre erste Ge­ schäftsstelle. «Boldern war in den 50er-Jahren für Frauenkonferenz Der Glaube an den Schöpfergott trägt viele Menschen ein Leben lang. Aber ausgerechnet die Schöpfung ist heute bedroht. Wie geht «Glauben in der Klimakrise»? Wie können wir unsere Le­ bensart und unsern Blick auf die anderen Menschen und Lebe­ wesen verändern? Diesen Fragen widmet sich die Tagung der Frauenkonferenz vom 25. Mai 2021. Die Tagung wird getragen von der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS, von «oeku Kirche und Umwelt», von den Evangelischen Frauen Schweiz EFS und dem Forum für Zeitfragen der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt. www.evref.ch/frauenkonferenz * Hildegard Netos ist Sozialdiakonin der reformierten Kirchgemeinde Ostermundigen und Redaktorin der Monatszeitschrift «bewegt», wo dieser Artikel in der Februar-Ausgabe erstmals publiziert wurde. © zVg

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