ENSEMBLE Nr. / N° 55 - Januar / Janvier 2021

30 Fokus —– ENSEMBLE 2021/55 ich schon verschiedenste theologische Ausbildun­ gen absolviert habe, war es für mich frustrierend, wenn theologische Diskussionen nicht so vertieft geführt werden konnten, wie ich mir das erhofft hatte. Und natürlich war die Situation auch wegen Corona nicht einfach: Nachdem wir uns als Grup­ pe konsolidiert hatten, mussten wir Knall auf Fall eine viermonatige Pause einlegen. Was ist das Wichtigste, das Sie im Kurs gelernt haben? Was wir über Seelsorge erfahren haben, war zentral für mich. Es hat mein Seelsorgeverständnis grundlegend verändert und meine Arbeit in der arabisch-evangelischen Kirche beeinflusst und verändert. Bis anhin war Seelsorge in unserem kulturellen Verständnis nämlich etwas, das nur ich als Leitungsperson für meine Gemeindemit­ glieder anbieten konnte. Nun habe ich mit gutem Gewissen weitere kompetente Personen involviert. Wem würden Sie diesen Studiengang empfehlen? Einen Kursbesuch würde ich allen, die in Mig­ rationskirchen aktiv sind, empfehlen. Und allen, die sich mit Theologie und Migration vertieft aus­ einandersetzen wollen. Also auch Schweizerinnen und Schweizern. Wichtiger als die Herkunft sind die Offenheit für das ökumenische Gespräch, das Interesse am Thema und ein christliches Funda­ ment. Was meinen Sie damit? Selbstverständlich kann man am Kurs teilneh­ men, ohne sich als Christin oder Christ zu verste­ hen. Ich glaube aber, dass man mehr profitiert, wenn man im christlichen Glauben verwurzelt ist. Dann ist der Austausch mit den anderen Kursteil­ nehmenden, die ja unterschiedliche kulturelle und konfessionelle Hintergründe mitbringen, spannender. Ekramy Awed leitet die evangelisch-arabische Kirche in Bern und bildet sich momentan zum Sozialdiakon weiter. Er hat von 2019 bis 2020 den Kurs «CAS Interkulturelle Theologie und Migration» besucht und empfiehlt ihn allen, die sich vertieft mit Theologie und Migration auseinandersetzen möchten. Von Sabine Jaggi* Ekramy Awed, warum haben Sie sich für diesen Studiengang angemeldet? Mich hat die Verbindung von Migration und Theologie gereizt. Die beiden Themen begleiten mich persönlich schon lange. Ich bin selbst Mig­ rant, und als Leiter der evangelisch-arabischen Kirche ist Theologie mein Kerngeschäft. Wie war die Kursgruppe zusammengesetzt? Wir waren eine bunt gemischte Gemeinschaft von zwanzig Individuen mit unterschiedlichen Berufen, Konfessionen, Frömmigkeitsstilen, Her­ kunftsländern und Muttersprachen sowie mit unterschiedlichen Funktionen in der Kirche. Die­ se Vielfalt hat unseren Kursjahrgang geprägt. Was hat Ihnen besonders gut gefallen im Kurs? Dieser Kurs war ein Geschenk für mich: Ich habe sehr viel gelernt. Der Kursbesuch hat mich und meinen Glauben bereichert, durch die Arbeit mit biblischen Texten, durch die spannenden und auch kontroversen Diskussionen und durch das gemeinsame Gebet. Was war schwierig? Wie gesagt war die Gruppe sehr heterogen. Das war nicht immer einfach. Besonders herausfor­ dernd war, dass die Teilnehmenden unterschied­ liche theologische Vorkenntnisse mitbrachten. Da T H E O L O G I E U N D M I G R A T I O N «Dieser Kurs war ein Geschenk für mich» CAS Interkulturelle Theologie und Migration Die einjährige Weiterbildung besteht aus elf Kurs-Wochenenden, monatlichen Regionaltref­ fen und einer theoretischen oder praktischen Schlussarbeit. Sie richtet sich an Personen aus Migrationskirchen und Landeskirchen. Der nächste Kurs startet im August 2021 (Anmelde­ frist: 30. April 2021). Weitere Informationen: www.migrationskirchen-weiterbildung.ch * Mitarbeiterin Fachstelle Migration Ekramy Awed © Sabine Jaggi

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