ENSEMBLE Nr. / N° 53 - November / Novembre 2020

25 ENSEMBLE 2020/53 —– Kreuz und quer HEKS unterstützt im Rahmen der kirch- lichen Zusammenarbeit (KiZA) reformierte Kirchen in Osteuropa und im Nahen Osten. Im Fokus der diesjährigen HEKS-Sammlung steht ein Spitex-Projekt der reformierten Kirche Siebenbürgens in Rumänien. Ein Interview mit Pfarrerin Tabea Stalder, KiZA-Verantwortliche bei HEKS. Von Lisa Krebs* Tabea Stalder, Rumänien ist ein moderner Staat und seit 2007 auch Mitglied der EU. Weshalb setzt sich HEKS in Rumänien für Benachteiligte ein? Wenn man durch die Strassen einer rumäni­ schen Stadt in Siebenbürgen spaziert, könnte man den Eindruck von einem modernen, pulsierenden Land erhalten. Tatsächlich aber sind die staat­ lichen Leistungen äusserst unzuverlässig, sozial Benachteiligte wie etwa Roma, aber auch Pflege­ bedürftige oder Menschen mit einer Behinderung werden nur teilweise erreicht. Welche Rolle spielt die reformierte Kirche Sieben- bürgens in der Gesellschaft? Die reformierte Kirche Siebenbürgens ist Teil der ungarisch sprechenden Minderheit. Mit ihren 600 000 Mitgliedern zeichnet sich unsere Partner­ kirche vor allem in den Bereichen Diakonie und Bildung aus. Neben der Spitex-Tätigkeit nimmt sie sich auch gesellschaftsrelevanter Themen an, etwa häuslicher Gewalt, der sozialen Integration von Menschen mit einer Behinderung oder der Inklu­ sion der Roma. In einem instabilen politischen Umfeld ist die reformierte Kirche für die Bevölke­ rung Rumäniens ein verlässlicher Sozialpartner. Was unterscheidet die KiZA von der Entwicklungs- zusammenarbeit (EZA)? Viele unserer KiZA-Projekte könnten auch unter der EZA laufen. Doch anders als in der EZA sind in der KiZA die Partnerorganisationen von den Evangelischen Kirchen Schweiz vorgegeben. Die Projekte werden darum hinsichtlich der Res­ sourcen der kirchlichen Partner konzipiert. Hier liegt einer der Schlüssel für die grosse Wirksam­ keit der Projekte. Diese werden nicht nur vom Projektteam getragen, sondern von der ganzen Kirchgemeinde. Da die Menschen vor Ort leben und arbeiten, identifizieren sie sich stark mit den Projekten. Besonders toll finde ich, dass wir im Rahmen der KiZA auch Begegnungen mit Schwei­ H E K S - S A M M L U N G 2 0 2 0 Ein Hauspflegedienst in 131 Dörfern zer Kirchgemeinden fördern und so bereichernde Brücken zwischen Ost und West schlagen. Was zeichnet das Projekt in Rumänien diesbezüg- lich aus? Rumänien ist ein langjähriges KiZA-Land. Die Beziehungen und Freundschaften zwischen Kirch­ gemeinden in der Schweiz und Rumänien, aber auch das Vertrauen in HEKS sind über viele Jahre gewachsen. Dies ermöglicht es, auch Projekte oder Aktivitäten anzugehen, die zwar nicht trendig, aber trotzdem wichtig sind. So bieten wir im Rah­ men des Spitex-Projekts neben pflegerischen Dienstleistungen und Palliativ-Care auch geist­ liche Begleitung und praktische Hilfestellungen an, etwa Einkaufen, aus einem Buch vorlesen oder spazieren gehen. * Fachbeauftragte Entwicklungszusammenarbeit der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn In vielen Ländern Osteuropas ist Armut auch heute noch weit verbreitet. In Rumänien leben rund 40 Prozent der Menschen auf dem Land unter der Armutsgrenze. Junge Menschen ziehen in die Stadt. Oft bleiben ältere Menschen zurück und sind auf sich allein gestellt. Die Stiftung Diakonia der reformierten Kirche Siebenbürgens hat deswegen mit Unterstützung von HEKS einen Hauspflegedienst aufgebaut. In 131 Dörfern besuchen die Mit­ arbeiterinnen ältere und pflegebedürftige Menschen, leisten medizinische Hilfe und helfen im Haushalt. Die HEKS-Sammlung findet vom 30. November bis 12. Dezem­ ber 2020 statt. Ausführliche Informationen sowie Materialien finden Sie auf www.heks.ch ©HEKS Auf sich allein gestellt: Ein älteres Ehepaar ist für die Hausbesuche der Spitex sehr dankbar. Livrés à eux- mêmes: un couple de personnes âgées très reconnaissant des visites à domi- cile du Spitex.

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