ENSEMBLE Nr. / N° 53 - November / Novembre 2020

11 ENSEMBLE 2020/53 —– Dossier besuchen und so mehr übereinander erfahren, sagt Aziri. Das Kulturzentrum finanziert sich mit Mitglie­ derbeiträgen der etwa 275 Mitglieder, den Einnah­ men aus der hauseigenen Cafeteria und Spenden aus dem Inland. Während der Coronakrise gab es laut Aziri zwar einen Rückgang der Aktivitäten und Spenden, aber eine ernsthafte Krise habe es nicht gegeben. Ein Teil der Gesellschaft Vom Staat wünscht sich der Imam die öffentlich- rechtliche Anerkennung seiner Religionsgemein­ schaft. Durch die staatliche Anerkennung hätte der Verein mehr Einnahmen, da er Steuern erhe­ ben könnte. Und man könnte sich professionali­ sieren, ist der 38-Jährige überzeugt: «Wir wären wertvoller und nützlicher für die Gesellschaft.» Heute arbeiten alle Beteiligten des Vereins ehren­ amtlich; nur der Imam wird bezahlt. Der dreifache Familienvater wünscht sich zudem einen Diskurs mit anderen Kirchen auf Augenhöhe – und weni­ ger Scheu der nichtmuslimischen Bevölkerung bei Kontakten mit der Moschee. Aziri hat aber auch Wünsche an die Mitglieder des Kulturzentrums: Sie sollten aus seiner Sicht noch aktiver werden und die Projekte des Kultur­ zentrums vermehrt unterstützen. Die Mitglieder seien ein integraler Bestandteil der hiesigen Ge­ sellschaft und sollten sich daher auch ehrenamt­ lich in Institutionen engagieren, die dem Gemein­ wohl dienen, so der Imam. Das Islamische Kulturzentrum in Thun ist ein Ort, der vielen Zwecken dient. So wird er nicht nur für traditionelle, sondern auch für soziale Angebote genutzt. Von Zeadin Mustafi An der Rampenstrasse in Thun, fünf Minuten Fuss­ marsch vom Bahnhof entfernt, befinden sich die Lokalitäten des Islamischen Kulturzentrums in Thun. «Der Standort ist ein Vorteil», sagt Azir Azi­ ri, Imam des Kulturzentrums, «da die Lokalitäten schnell und einfach zu erreichen sind.» Fünfmal täglich kommen zwischen zehn und zwanzig Gläu­ bige zum Gebet, zweimal wöchentlich besuchen zudem Erwachsene den Koran-Kurs. Aber auch während der Woche kommen Mitglieder ins Kulturzentrum, für seel­ sorgerische Beratungen, Vermählun­ gen, für Ratschläge im Umgang mit der Erziehung der Kinder oder um sich aus­ zutauschen. Zu den zentralen Aktivitä­ ten des Kulturzentrums gehört auch das Freitagsgebet, und am Abend unter­ weist der Imam seine Gemeinde in der islamischen Jurisprudenz. Diese be­ inhaltet etwa die Regeln des Gebets, des Fastens und andere Aspekte der gottes­ dienstlichen Handlungen. Im Kontakt mit Kirchgemeinden An den Wochenenden unterrichtet Azi­ ri Jugendliche zwischen acht und sieb­ zehn Jahren in Geschichten aus dem Koran und religiösen Praktiken. Seine Gattin, eine studierte Theologin, leitet monatlich eine Frauengruppe. Die Frauen disku­ tieren Themen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, lernen aber auch den Koran zu lesen. «Die Ziele des Kulturzentrums sind, dass man den religiösen Verpflichtungen nachgehen, aber bei­ spielsweise auch Themen rund um die Integration diskutieren kann», sagt der Imam aus Nordmaze­ donien. Es bestünden enge Kontakte zu städti­ schen Einrichtungen, wie zum Beispiel zum Kom­ petenzzentrum Integration Thun-Oberland oder zum Verein Asyl Berner Oberland. So hat die mus­ limische Gemeinde in Thun den Bewohnerinnen und Bewohnern von Asylunterkünften Kleider und Lebensmittel zur Verfügung gestellt. Auch zu den lokalen Kirchgemeinden wird der Kontakt ge­ pflegt: Kindergruppen von örtlichen Moscheen und Kirchgemeinden würden sich gegenseitig I S L A M I S C H E S K U L T U R Z E N T R U M T H U N Mehr als nur ein Ort zum Beten ©zVg Religionsunterricht für Kinder und Jugendliche im Islamischen Kultur­ zentrum in Thun. L’éducation religieuse des enfants et des jeunes au Centre culturel islamique de Thoune.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=