ENSEMBLE Nr. / N° 32 - Oktober / Octobre 2018

5 ENSEMBLE 2018/32 —– Dossier finanzieller und personeller Mittel. Aber sie sollten miteinander ins Gespräch kommen, einander wahrnehmen, miteinander streiten, die Perspek­ tive des anderen kennenlernen und respektieren. Dieses spannungsvolle Miteinander ist gemeint, wenn es in der Vision Kirche 21 heisst: «Bewährtes pflegen – Räume öffnen.» Gemeinde vor Ort als Herzstück Ihre Vielfalt zeichnet die Volkskirche aus. Wir wol­ len Kirche für alle Menschen sein und nicht nur für diejenigen, die sich engagieren, ein bestimm­ tes Bekenntnis ablegen oder einen bestimmten Lebenswandel haben. Dazu gehören auch die vie­ len, die ihrer Kirche loyal verbunden sind und diese mittragen, aber nur gelegentlich am Kir­ chenleben teilnehmen. Volkskirche sein ist nicht eine Frage der Zahl, sondern des Selbstverständ­ nisses. Wir sehen Vielfalt und Auseinandersetzung als Stärke an, wir pflegen den Dialog darüber, wie unsere Kirche heute ihren Verkündigungsauftrag erfüllen kann in Tat und Wort. Und wir wissen darum, dass es darauf verschiedene gültige Ant­ worten gibt. Die Gemeinde vor Ort hat bei uns eine zentra­ le Stellung. Es ist eine der grossen Stärken unserer Kirche, dass sie an jedem Ort präsent ist. Die Kirch­ gemeinden werden getragen und geführt durch demokratisch gewählte Gremien, die die Verant­ wortung für das Gemeindeleben übernehmen, durch Amtsträgerinnen, Mitarbeitende und Frei­ willige, die bereit sind, sich zu engagieren. Es sind auch die Delegierten dieser Gemeinden, die in der Synode den Kurs unserer Kirche bestimmen. Die Gemeinde vor Ort ist das Herzstück unserer reformierten Kirche, sie ist aber nicht die einzige Gestalt von Kirche. Mit der zunehmenden Mobili­ tät und Individualisierung verliert der Wohnort für viele Menschen an Bedeutung und ihr Leben spielt sich nicht in erster Linie dort ab, wo sie schlafen. Der Markt der Möglichkeiten wird für den Einzelnen immer grösser. Biografien sind nicht mehr linear und innerhalb einer Lebenswelt vergleichbar. Wer in allen Bereichen gewohnt ist, passgenaue Dienstleistungen zu wählen, der wünscht sich beispielsweise auch eine massge­ schneiderte Taufe, Trauung, Trauerfeier oder in­ dividuelle Rituale für besondere Lebensereignisse. Eine solche Person sieht vielleicht nicht ein, war­ um sie dabei an ihre Ortsgemeinde gebunden sein soll. Ist das legitim oder verletzt es unsere Grund­ idee von christlicher Gemeinschaft? Verkündung des Evangeliums Neue Formen von Kirche, von denen einige in diesem Heft vorgestellt werden, sind oft nicht orts­ gemeindlich organisiert. Sie reagieren auf die Ausdifferenzierung der Milieus. Einige verstehen Muss man alles auf den Kopf stellen? Faut-il tout bouleverser? ©Christian Knörr

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