Räume öffnen für neue Formen kirchlicher Präsenz in der Gesellschaft

«Du stellst meine Füße auf weiten Raum.» (Psalm 31,9)

Standpunkt zum Legislaturziel «Bewegung und Begegnung» (2020)

Landeskirchen sind typischerweise territorial strukturiert. Wo die Menschen wohnen, dort ist auch ihre Kirche. Diese Struktur hat sich bewährt und behält auch künftig eine zentrale Bedeutung. Gleichzeitig ist nicht zu übersehen, dass die Lebensformen in der Gesellschaft sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert haben. Die Mobilität in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich hat enorm zugenommen, durch Individualisierung und Digitalisierung hat sich der Bezug zum Wohnort für viele gelockert. Menschen engagieren sich nicht mehr notwendig dort, wo sie wohnen. Sie suchen vielmehr Relevanz und Formen der Beteiligung, die aktuelle Themen aus ihrer Lebenswelt aufgreifen – unabhängig davon, wo sie lokalisiert sind. Sie wollen sich nicht nur an bestehenden Projekten beteiligen, sondern suchen Raum und Unterstützung für eigene Initiativen.

Vervielfältigung der Lebensformen

Gleichzeitig sind die Lebensformen in unserer Gesellschaft vielfältiger geworden. Dazu gehört auch, dass man nicht mehr selbstverständlich Mitglied einer Kirche ist. Die Mitgliederzahlen, und damit verbunden die Finanzen unserer Kirche, sind seit Jahren rückläufig. Diese Entwicklungen sind eine Herausforderung für die Kirche. Mit ihrer Vision haben es sich die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn zur Aufgabe gemacht, aktiv nach den Menschen zu fragen und so aktuell zu erfahren, in welcher Gestalt sie ihren Auftrag zeitgemäss wahrnehmen können.

Kirchliche Präsenz über die herkömmliche territoriale Struktur hinaus

Viele Kirchgemeinden sind seit Jahren höchst kreativ bei der Entwicklung neuer kirchlicher Angebote. Daneben sind Initiativen ergriffen worden, die nicht mehr nur gemeindebezogen sind, sondern Menschen einer ganzen Region und darüber hinaus ansprechen. Es entstehen Initiativen und Aufbrüche in unserer Kirche, die uns bereichern und weiterbringen können. Diese Aufbrüche erfordern neue rechtliche Regelungen und Ressourcen.

Förderung einer innovationsfreundlichen Kultur

Neue Formen kirchlicher Präsenz sind nicht planbar und können nicht «von oben» verordnet werden. Sie können aber durch eine innovationsfreundliche Kultur, wie es zur reformierten Tradition passt, gefördert werden: Man soll unkonventionell denken dürfen; es muss möglich sein, Fehler zu machen; ein neues Angebot hat auch seine Berechtigung, wenn es bloss für kurze Zeit besteht; man gibt neuen Ideen Raum, auch wenn sie einem zunächst ungewohnt und fremd erscheinen mögen; Partizipation ist erwünscht, unabhängig davon, wie nahe oder distanziert jemand zur Kirche steht.

Der Synodalrat der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn will neue Formen kirchlicher Präsenz in der Gesellschaft fördern, indem er…

a. innovative Initiativen auf gemeindlicher, regionaler und kantonaler Ebene ausdrücklich begrüsst;
b. bestrebt ist, die dafür nötigen rechtlichen Regelungen zu schaffen;
c. die Vernetzung kirchlicher Angebote in regionalen Planungsräumen unterstützt;
d. gezielt Mitarbeitende unterstützt und fördert und ihnen Weiterbildungsmöglichkeiten eröffnet.

Der Synodalrat ist der Überzeugung, dass er auf diese Weise dem zukunftsorientierten Wirken des Heiligen Geistes Rechnung trägt. Er fordert deshalb ebenfalls die Verantwortlichen in Kirchgemeinden und Bezirken dazu auf, neue Formen kirchlicher Präsenz, seien sie gemeindebezogen oder übergemeindlich, zu fördern und für sie Räume zu öffnen.

Referentin des Synodalrats: Judith Pörksen Roder


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