Refbejuso - Tätigkeitsbericht 2017

44 Gesellschaftliche Umwälzungen, wie wir sie in der Gegenwart erleben, verändern die Lebenswelt der Menschen. Eine Kirche, die sich zur Vision «Von Gott bewegt. Den Menschen verpflichtet.» bekennt, muss sich überlegen, wie sie unter verän- derten Bedingungen den Menschen nahe sein kann. Stefan Ramseier Departementschef Gemeindedienste und Bildung Übergemeindliche Bewegungen fördern Beim Erarbeiten des neuen Landes- kirchengesetzes hat sich der Synodal- rat deutlich für den Erhalt parochialer Strukturen ausgesprochen. Dies be- deutet, dass die reformierte Kirche im Kanton Bern auch künftig primär lokal (ansatzweise regional) organisiert sein wird. Aus theologischer Sicht gibt es viele gute Gründe für diese jahrhundertalte Organisationsform unserer Kirche. Zugleich ist klar, dass sie auch Grenzen hat: Die Lebenswelt der mobilen und vielfältig vernetzten Menschen unserer Zeit ist nicht auf den Wohnort begrenzt. Viele werden durch lokale Angebote nicht mehr erreicht. Um in ihrer Lebenswelt präsent zu sein, braucht es künftig neben einer starken Präsenz am Ort kirchliche Angebote in der Region, zu bestimmten Zeiten und für be- sondere Interessen. Nur so kann die Kirche den Menschen auf vielfältige Art und in unterschiedlichen Kontex- ten nahe und verpflichtet sein. Derzeit ist zu beobachten, dass über- gemeindliche Bewegungen entstehen, die Menschen ansprechen, welche durch die kirchlichen Angebote nicht mehr erreicht werden. In der Fach- sprache spricht man in diesem Zu- sammenhang von «Fresh Expressions of Church» oder kurz «Fresh-X»(-Be- wegungen). Der Synodalrat verfolgt diese Entwicklung mit Interesse. Er erachtet es als wichtig, dass unsere Kirche auf die veränderten Lebens- gewohnheiten der Menschen eingeht. Im Sinne der Vision Kirche 21 soll nicht nur Bewährtes gepflegt werden. Es sollen auch neue Räume geöffnet werden für Menschen, die durch die bewährte Art der Verkündigung nicht mehr erreicht werden. Es scheint dem Synodalrat sinnvoll, übergemeindliche Initiativen und Bewegungen in unse- rem Kirchengebiet, welche die gute Botschaft auf neue Art verkünden, in ihren Bemühungen wohlwollend zu begleiten und sie wenn nötig finanziell zu fördern. Im vergangenen Jahr ist es gelungen, zwei unterschiedliche übergemeindli- che Initiativen zu unterstützen: Mit der «Metalchurch» existiert in unserem Kirchengebiet seit einigen Jahren eine übergemeindliche Bewegung mit und für Menschen aus der sogenannten «Metal-Szene» mit ihrer besonderen Lebensweise und Musikkultur. Von einer ordinierten Pfarrperson getragen und über einen Trägerverein unter- stützt, will die «Metalchurch» diesen Menschen ermöglichen, in einer für sie passenden Form Zugang zur christ- lichen Botschaft zu finden. Die Winter- synode hat entschieden, im Sinne eines Pilotprojekts die «Metalchurch» 2018–2021 finanziell zu unterstützen. Ein zweites Pilotprojekt konnte 2017 dank Mitteln aus dem Entwicklungs- und Entlastungsfonds gestartet werden: die sogenannte «Unfassbar». Unterstützt von Freiwilligen und einem Verein, sind zwei Theologen mit einer mobilen Bar unterwegs zu den Men- schen. Montiert auf einem E-Dreirad, macht die Bar an Festen und auf Plät- zen Halt. Im Projektbeschrieb steht: «Die Unfassbar steht für Lebensfreude, Feiern und Fröhlichkeit, das Bike für Mobilität und Mitgehen, die Bar für Be- gegnung und Gesprächsbereitschaft.» Bei einem Getränk kommen die Leute von der Unfassbar mit Passanten und Passantinnen ins Gespräch über das Leben und die geheimnisvolle Unfass- barkeit Gottes. Dabei ist es wichtig, keine rasch fass-baren, banalisieren- den Antworten zu geben. Das Angebot ist niederschwellig und unverbindlich. Deshalb erreicht es auch Menschen, welche die Kirche schon länger nicht mehr erreicht. Der Bereich Gemeindedienste und Bildung begleitet beide Projekte seit ihren Anfängen. Er wird sie auch weiterhin begleiten, um aus den Erfah- rungen Erkenntnisse für das Gelingen ähnlicher übergemeindlicher Bewe- gungen im Dienste der Menschen von heute zu gewinnen. Departement Gemeindedienste und Bildung