ENSEMBLE Nr. / N° 35 - Januar / Janvier 2019

19 ENSEMBLE 2019/35 —– Fokus MEHR SCHUTZ FÜR FLÜCHTLINGE INTERRELIGIÖSE ERKLÄRUNG ZU FLÜCHTLINGSFRAGEN lime gilt: Jeder Mensch ist Geschöpf Gottes und steht somit unter dessen Schutz. Für uns Gläubige ergibt sich daraus eine besondere Verantwortung gegenüber den Flüchtlingen.» Eine Zusammenarbeit mit Vorbildcharakter Das UNHCR-Büro für die Schweiz und Liechtenstein hat die Realisierung der interreligiösen Erklärung zu Flüchtlingsfragen unterstützt. Gemäss Anja Klug, Leiterin des UNHCR-Büros für die Schweiz und Liechtenstein, ist dieser nationale Dialog von grosser Bedeutung: «Die interreligiöse Erklärung zu Flüchtlingsfragen ist ein wichtiges Vorzeige­ projekt, das hoffentlich auch in weiteren Ländern Schule macht.» Die interreligiöse Erklärung zu Flüchtlings­ fragen wurde am 7. November 2018 in Bern der heutigen Nationalratspräsidentin Marina Carobbio Guscetti übergeben. Einige Tage später wurden Gespräche mit den verantwortlichen Bundesstel­ len geführt. Eine zentrale Forderung der Erklärung, nämlich die Institutionalisierung von Resettle­ ment-Programmen, wurde im Dezember 2018 vom Bundesrat in die Wege geleitet. Die interreligiöse Erklärung zu Flüchtlingsfragen: www.sek.ch oder unter info@sek.ch Zum ersten Mal äussern sich Juden, Christen und Muslime in der Schweiz gemeinsam zu Flüchtlingsfragen. Miteinander haben sie die interreligiöse Erklärung «Gegenüber ist immer ein Mensch» veröffentlicht. Von Silvana Menzli* Im Jahr 2018 wurden in der Schweiz so wenig Asyl­ gesuche eingereicht wie seit Jahren nicht mehr. In dieser Zeit, in welcher das Wegschauen leichtfällt, widmen sich die im Rat der Religionen vertretenen Religionsgemeinschaften dem Thema Flüchtlings­ schutz. Denn trotz rückläufiger Asylgesuche in der Schweiz: Weltweit sind über 68 Millionen Men­ schen auf der Flucht – so viele wie seit dem Zwei­ ten Weltkrieg nicht mehr. Am Umgang mit diesen Flüchtlingen müsse sich heute die Humanität und Solidarität der europäischen Gesellschaften mes­ sen lassen, so die Botschaft der interreligiösen Er­ klärung zu Flüchtlingsfragen. Klare Appelle Aus dieser Überzeugung heraus appellieren die Religionsgemeinschaften an Staat und Politik so­ wie an die Gläubigen und Mitglieder der Religions­ gemeinschaften selber. Sie formulieren konkrete Ansätze wie etwa die Abschaffung der vorläufigen Aufnahme, eine solide finanzielle Unterstützung der kantonalen Rechtsberatungsstellen für Asyl­ suchende oder die Institutionalisierung von Re­ settlement-Programmen. An die Religionsgemeinschaften wird appel­ liert, sich weiterhin für Flüchtlinge zu engagieren. Die Erklärung hält fest, dass das bereits vielfältig vorhandene Angebot tagtäglich zeige, wie wert­ voll Projekte zur Integration von Flüchtlingen sei­ en. Religionsgemeinschaften könnten vertraute Orte der Heimat in der Fremde bieten und das An­ kommen erleichtern. Harald Rein, Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz und amtie­ render Vorsitzender des Schweizerischen Rats der Religionen, betont: «Für Juden, Christen und Mus­ Unterschiedliche Religionen – eine Stimme! Différentes religions – une seule voix! * Fachmitarbeiterin Migration Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund ©Anja Zurbrügg

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